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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung
Autoren: Rolf Ersfeld
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Leise schob er die Wand zu, die Hände zitterten, winzige Schweißperlen standen auf seiner Oberlippe. Ein zufriedenes, maliziöses Lächeln umspielte seinen Mund. Er war im richtigen Moment zur Stelle.
    Das zarte Schnurren drang kaum noch zu Louise, so stark war das Gefühl, das sie erfasste, ihren Leib in Schwingungen versetzte und unkontrolliert zucken ließ. Sie hielt die Augen geschlossen, ihre Sinne ganz auf die zärtlichen Bilder konzentriert, die ihre Phantasie erschuf, die Beine, die zu zittern begannen, leicht angewinkelt. Nur noch wenige Sekunden, sie stöhnte leise, atmete schneller und dann kam das, auf das sie sehnsüchtig gewartet hatte und sie erlöste. Noch ein paar Wimpernschläge lang drückte sie es an ihren Schoß. Dann ließ sie sich entspannt und mit behaglichem Seufzer zurückfallen, den inneren Blick auf den langsam verschwimmenden Film ihrer Phantasie gerichtet.
    »Gila, Gila, du bist mir eine«, seufzte sie halblaut und legte das kleine Miraculum auf ihren Nachttisch. »Eine junge Frau mit deinem Temperament muss nicht bis zum nächsten Mann warten, um sich körperliche Wünsche zu erfüllen. Für Zwischenzeiten habe ich einen wunderbaren, kleinen Partner, verschwiegen, vital und ganz meinen Bedürfnissen ergeben. Es gibt weder Streit noch Egoismen und vor allem keine Fragen, bei denen du ein schlechtes Gewissen bekommst oder dich verstellen musst. Außerdem betrügt er dich nicht, schnarcht nicht und beansprucht keinen Platz im Bett«, hatte sie lachend gesagt und ihr ein in Folie gehülltes Exemplar gegeben, das sie vor kurzem als Messeneuheit erwarb.
    Gila, eine agile, selbstbewusste Frau, Anfang dreißig, hatte sie bei ihrem Job in der Försterklause kennengelernt, in der sie drei Abende in der Woche jobbte, um neben dem BAföG etwas dazu zu verdienen. Sie war ihr vom ersten Moment an sympathisch, und auch Gila schien sie auf Anhieb zu mögen. Sie war recht klein, mit braunem, dichtem Haar, honigfarbenen Augen, Stupsnase und einem kecken Lachen im puppenhaft wirkenden Gesicht, dieser Mischung aus scheinbar weiblicher Hilflosigkeit und gekonnter Koketterie, die Männer magnetisch anzieht.
    »Es weckt unterschwellig ihren Beschützerinstinkt, aber sie ahnen nicht, welche Krallen sich in dem niedlichen Kätzchen verbergen.«
    Sie hatte eine hübsche Figur mit drallem, deutlich herausstehendem Po, von dem sie behauptete, er wäre so beschaffen, um im Vorbeigehen ein Glas darauf abstellen zu können. An Männern gab es in Gilas Leben keinen Mangel, aber sie stand ihnen aufgrund reichhaltiger Erfahrung skeptisch gegenüber und ließ es nie zu dauerhaften oder intensiven Beziehungen kommen, wohl aus Furcht, sich innerlich zu sehr zu engagieren und schließlich enttäuscht zu werden. Daher kam das pragmatische Verhältnis zu Männern, Lust und Erotik, wobei sie herausfand, dass man sich mit der Unterstützung eines kleinen Helfers und seines Kopfkinos auch ohne sie reizvolle Momente bescheren konnte.
    Gila war Innenarchitektin, fand aber keinen Job, denn sie reagierte jedes Mal verärgert, wenn ihre Entwürfe nicht angenommen oder verstanden wurden. Schließlich verlegte sie sich auf das Dekorieren von Schaufenstern, womit sie bereits während ihrer Ausbildung begonnen hatte und tat dies mit so viel Geschick und Einfallsreichtum, dass sie sowohl in Ulm, als auch in weiterem Umkreis Stammkunden erhielt, die ihr ein kleines, aber regelmäßiges Salär sicherten. Die Tätigkeit hatte den Vorteil, dass sie sie sowohl früh morgens, abends oder an Wochenenden ausüben und damit den Tag für sich gestalten konnte.
    Bevor Louise sie in der Försterklause näher kennenlernte, hatte sie sie schon das ein oder andere Mal mit ballettähnlichen Schuhen im Schaufenster der Boutique petit cadeau in der Hirschstraße hocken sehen, Klammern zwischen den Lippen, den runden, vorwitzigen Po hinausgestreckt und ein Nadelkissen an den linken Arm geklemmt. Noch während ihrer Ausbildung verliebte Gila sich heftig in den Junior eines ihrer Geschäftskunden. Mit jeder Faser ihres Herzens hing sie an dem jungen Mann, der nach absolviertem BWL-Studium eine kaufmännische Lehre im elterlichen Modehaus absolvierte und anschließend die Textilfachschule in Nagold besuchen sollte. Sie erlebte für einige Monate den Himmel auf Erden mit blitzenden Sternen und sprühenden Feuerrädern, bis sie von ihrer Schwangerschaft überrascht wurde, der Himmel jäh erlosch und in brutaler Härte irdische Realität eintreten ließ, bei
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