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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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zuckte die Schultern.
    »Wie sieht’s mit Paulas Freundinnen aus, Ray? Wissen die vielleicht, mit wem sie sich so traf?«
    »Vielleicht. Frauen reden viel.«
    Ich konnte nur hoffen, daß dem so war. »Ich muß mit ihnen sprechen. Wahrscheinlich wissen sie auch, wer ihre Feinde waren.«
    »Den Kontakt zu den Freundinnen könnte ich herstel-len«, bot Ray an. »Roxanne weiß Bescheid über den Gewerkschaftskram. Darüber hat Paula mit mir nie gesprochen.«
    »Und was ist mit dieser Kampagne gegen das Bauprojekt in der Surrey Street? Hat sie darüber mit dir gesprochen?«
    »Ja schon, aber ich hab nicht richtig zugehört. Politik geht mir am Arsch vorbei. Tut mir leid.«
    »Warum war Paula eigentlich so aufgebracht über die Surrey Street, Ray?«
    »Ihre Großmutter hat mal da gewohnt. Paula war als Kind oft bei ihr.«
    »War das alles?«
    Analytisches Denken war nicht gerade Rays Stärke, und er mußte erst mal ein Weilchen überlegen. »Ich glaub, sie brauchte was, na ja...«
    »Meinst du vielleicht eine Aufgabe?«
    »Genau, Alter, ne Aufgabe.«
    Es hörte sich nach Midlife-crisis an. »Hätte sie sich nicht irgendwas weniger Gefährliches aussuchen können, die Umwelt zum Beispiel?«
    »Nee, Paula konnte Bäume nicht ausstehen. Sie sagte, von frischer Luft kriegt sie Migräne.«
    Ich fand das nicht so richtig überzeugend, aber wenn es eine bessere Antwort gab, so hatte Ray sie jedenfalls nicht.
    Um mir die Rennerei durch die halbe Stadt zu ersparen, hängte sich Ray ans Telefon und beschwatzte drei von Paulas Busenfreundinnen, zu einem Treffen vorbeizukommen.
    Wir tranken ein paar Bier und unterhielten uns über Motorräder, um die Zeit totzuschlagen. Ich hatte am Ende meiner Schulzeit mal eine Norton gehabt und trug immer noch ein Metallplättchen in der Schulter als Andenken mit mir rum. Wir waren schon richtig vertieft in unsere Kriegsgeschichten, als Blush — kein Nachname — aufkreuzte.
    Blush war hochgewachsen, langbeinig, rothaarig und theatralisch — die Sorte Tunte, die eine Kerze anzündet, im Spitzenkleid umherschwebt und zum Playback einer Maria-Callas-Platte die Tosca mimt.
    Sie kannte Paula seit vielen Jahren, aus einer Zeit, in der die beiden als Tänzerinnen in einer berühmten Travestie-Revue durch die Clubs im Kings Cross getingelt waren. Blush war immer noch Tänzerin. Da Paula offensichtlich schon seit langer Zeit mit dieser Szene nichts mehr zu tun hatte, nahm ich an, daß ihre Freundschaft mit Blush eher sentimentaler oder nostalgischer Natur war.
    Kurz nach Blush erschien Roxanne Radic, Paulas Stellvertreterin in der Hurengewerkschaft. Roxanne war ganz und gar nicht grell, sondern ausgesprochen gepflegt, trug ein gutgeschnittenes Kostüm und dezenten Schmuck und hätte jederzeit als Geschäftsfrau aus der City durchgehen können. Ein flüchtiger Beobachter wäre nie auf die Idee gekommen, daß sie ein legendäres Bordell betrieb, mit einer Klientel, die geradewegs aus dem Who’s Who kam.
    Lola Mason kam als letzte. Wie es sich für ihren exotischen Namen gehörte, war sie eine atemberaubende Schönheit mit olivfarbener Haut und kohlrabenschwarzem Haar. Ihre Geschlechtsumwandlung und ihr Comingout hatte sie schon seit einigen Jahren hinter sich, und inzwischen betrieb sie mit großem Erfolg einen Frisiersalon im Osten der Stadt.
    Paula hatte sich von Lola seit vielen Jahren das Haar stylen lassen, und die beiden waren dicke Busenfreundinnen. Obwohl ich noch nie das Bedürfnis verspürt habe, meinem Friseur Tony das Herz auszuschütten, hab ich mir sagen lassen, daß Frauen ihren Friseuren Dinge erzählen, die sie ihren Ehemännern oder Liebhabern nie erzählen würden. Ich setzte große Hoffnungen auf Lola.
    Die Frauen, deren Wege sich im Laufe der Jahre bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen gekreuzt hatten, nickten einander höflich, aber kühl zu und umarmten Ray.
    Ray machte mich bekannt, und ich trug mein Anliegen vor: »Irgend jemand hat Paula umgebracht. Vielleicht war es Lorraine Lamont, die Bauunternehmerin, gegen die Paula eine Kampagne gestartet hatte, aber wenn sie’s nicht war, muß ich über jeden Bescheid wissen, dem sie irgendwie im Wege gewesen sein könnte. Ray hat mir erzählt, daß Paulas Adreßbuch weg ist, deshalb kennen wir nicht mal die Namen ihrer Stammkunden. Sie sind ihre Freundinnen, und da dachte ich, Sie haben vielleicht irgendwelche internen Informationen.«
    »Und was haben Sie damit zu tun?« fragte Roxanne.
    »Paula hat mich gestern engagiert; ich
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