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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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als ihr Urgroßvater in sie eingedrungen war. Sie würde es wohl nie vergessen.
    Mach ich, versprach sie. Ich schließe sie.
    Coulter lächelte sie an. Er öffnete die Tür und trat hindurch.
    Warte! rief Arianna. Sehen wir uns wieder?
    Sobald du die Augen aufmachst, bin ich da, versicherte Coulter.
    Er lächelte sie ein letztes Mal an, warf ihr eine Kußhand zu, trat in das Licht und zog die Tür hinter sich zu. Arianna lehnte sich einen Augenblick lang gegen die geschlossene Tür und dachte über die seltsamen Geschehnisse nach, dann hängte sie ein Schloß davor, drehte den Schlüssel um und befestigte ihn an dem Ring mit den anderen Schlüsseln.
    Erstaunlich, wie an diesem Ort Dinge auftauchten, sobald sie nur an sie dachte.
    Dann seufzte sie erleichtert und nahm Kurs auf ihre eigene Körpermitte.
    Als sie näher kam, hörte sie jemanden weinen.
    Ihr war doch gar nicht nach Weinen zumute.
    Merkwürdig.
    Sie ging auf das Geräusch zu und erblickte nur wenige Handbreit von der Dunkelheit entfernt einen winzigen Säugling. Sie hatte keine Ahnung, warum sie und Coulter das Kind übersehen hatten. Sie kniete nieder und betrachtete es.
    Es war ein Fey. Ein reinblütiger kleiner Fey … ein Junge. Arianna stellte sich eine Decke vor, und schon hatte sie eine in der Hand. Sie wickelte den kleinen Jungen darin ein.
    Er konnte nur wenige Stunden alt sein.
    Arianna hatte das bestimmte Gefühl, dieses Kind zu kennen, es sogar sehr gut zu kennen.
    Sebastian? flüsterte sie.
    Aber natürlich antwortete das Kind nicht. Es konnte ja noch nicht sprechen.
    Arianna nahm das Kind auf den Arm und strebte weiter ihrer Mitte zu. Dort vereinte sie sich wieder mit ihrem Körper. Sie fühlte, wie ihre Hände – ihre wirklichen Hände – sich bewegten. Sie spürte ihre Beine, ihren Leib, sogar die Umgebung, in der der Wandel stattfand.
    Ihr Körper fühlte sich seltsam an, als hätte sie ihn nicht richtig zusammengesetzt, und sie nahm rasch ein paar Verbesserungen vor. Hatte sie sich in der Zwischenzeit Verwandelt?
    Dann trat sie hinter ihre Augen und schlug sie auf. Einen Augenblick lang fand sie sich nicht zurecht … ihr winziges Ich blickte aus zwei riesigen Fenstern … dann vollzog sie die Wiedervereinigung vollständig und vergaß, wie klein sie in ihrem Inneren war.
    Sie war zurückgekehrt.
    Sie hob den Blick und sah in das Gesicht ihres Vaters.
    In seinen Augen standen Tränen.
    »Arianna«, sagte er so voller Liebe, Angst und Erleichterung, daß sie mit ihm fühlte.
    Er legte die Arme um sie und drückte sie fest an sich, und Arianna fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder sicher, wirklich sicher und geborgen.
    »Papa«, seufzte sie, und hatte endlich das Gefühl, wieder zu Hause zu sein.

 
39
     
     
    Auf der Brücke über den Cardidas ließ Rugad die Pferdereiter anhalten. Das Glitzern der Sonne verzierte das braune Wasser und brachte die ganze Umgebung zum Strahlen. Auf der Brücke selbst standen keine Fey, so daß Rugad sitzenbleiben konnte.
    Das tat er auch: Er saß einfach in seiner Kutsche und ließ den Blick über die ganze Stadt schweifen.
    Im Süden waren nur Asche und ausgebrannte Gebäude zu sehen. Die Luft roch noch immer schwach nach Rauch. Seine Leute waren emsig bei der Arbeit, bauten einige Häuser wieder auf, entfernten die verbliebenen Leichen und bereiteten den Boden für spätere Landwirtschaft vor. Andere waren damit beschäftigt, die Lagerhäuser am Flußufer zu renovieren. Den Südteil von Jahn hatte Rugad für Felder und die Lagerung der Erträge bestimmt. Wenn er erst den Handel mit Nye wiederbelebt hatte, würde die ganze Gegend erneut zum Leben erwachen.
    Die Ruinen des Tabernakels standen noch. Wenn Rugad die Augen zusammenkniff, konnte er das Gebäude beinahe so unversehrt wie früher vor sich sehen: die stolzen Türme, die mit Schwertern bemalten Mauern. Aber wenn er die Augen wieder öffnete, erkannte er, was es wirklich war: ein ausgehöhltes Wrack. Die Türme waren zwar stehengeblieben, aber ihr Inneres war vollständig ausgebrannt. Aus einem Fenster flatterte eine zerrissene Decke; offenbar hatte jemand versucht, mit Hilfe des improvisierten Stricks zu fliehen.
    Der ganze Ort kündete von Zerstörung und Tod.
    Obwohl das Gelände guter Ackerboden war, hatte Rugad vor, die Ruinen des Tabernakels zu verschonen. Sie sollten die Inselbewohner immer daran erinnern, was sie einst besessen und verloren hatten und wer es ihnen weggenommen hatte.
    Auf diese Weise würde er sie bei der
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