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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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seiner Macht den Schwarzkitteln.
    Das mußte Rugad als erstes feststellen.
    Wenn es so war, konnte ihm selbst das zum Vorteil gereichen. Fast alle Schwarzkittel waren inzwischen tot. Erst heute morgen hatte Rugad eine weitere Horde von ihnen abschlachten lassen. Nachdem er festgestellt hatte, daß sich der Golem nicht länger unter ihnen befand, hatte er seinen blutrünstigen Truppen freie Hand gelassen. Das Gemetzel war kurz, aber gnadenlos gewesen.
    Rugad vermutete, daß es sich um das letzte Nest der Schwarzkittel in Jahn gehandelt hatte.
    Falls es doch noch überlebende Schwarzkittel gab, würde man sie töten, sobald sie in der Umgebung der Stadt auftauchten oder versuchten, ihre Religion Wiederaufleben zu lassen, wie es typisch für solche Fanatiker war.
    Rugad würde sie daran hindern, sie unschädlich machen und ihre Pläne für seine eigenen Zwecke ausnutzen.
    Lächelnd lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
    Fast wünschte er, er hätte der Infanterie befohlen, den Golem durch die Straßen von Jahn zu ihm zu führen, damit dieser die Zerstörung mit eigenen Augen sah. Statt dessen zogen die Soldaten jetzt mit dem Gefangenen durch das unterirdische Tunnelnetz unter der Stadt.
    Diese Tunnel hatten sich als durchaus nützlich erwiesen und würden im Lauf der Zeit sogar noch nützlicher werden.
    Den Rückschlag, Nicholas und seine Urenkel aus dem Blick verloren zu haben, gestand sich Rugad allerdings nur ungern ein. Aber er ließ sich davon nicht entmutigen. Ein Rückschlag war ein Rückschlag, mehr nicht.
    Als es klopfte, wurde Rugads Lächeln noch breiter. Er konnte noch immer nicht laut genug sprechen, um jemanden vom Balkon aus hereinzubitten. Langsam erhob er sich und trat ins Zimmer. Von dort aus rief er, so laut er konnte: »Herein!«
    Die Tür öffnete sich. Im Korridor wimmelte es von Wachen. Vor ihnen stand Weißhaar.
    »Wir haben deinen Gefangenen«, verkündete Weißhaar.
    »Bringt ihn herein«, befahl Rugad. Langsam gewöhnte er sich wieder an die Anstrengung des Sprechens. Der Schmerz überraschte ihn nicht mehr, und deshalb dachte er auch nicht mehr die ganze Zeit daran. Er wußte, welchen Preis er jedesmal zahlen mußte, wenn er den Mund öffnete.
    Weißhaar griff hinter sich und zerrte hinter seinem Rücken den Golem hervor. Dieser sah genauso aus, wie ihn Rugad in Erinnerung hatte: groß, schlank und den Fey ähnlich, aber mit den Gesichtszügen seines Vaters. Seine Augen allerdings verrieten seine wahre Natur. Wie die Augen aller Golems waren sie steingrau. Und hätten die Augen ihn nicht verraten, hätten es die Risse in seiner Haut getan. Jeder, der schon einmal einen Golem gesehen hatte, erkannte auf den ersten Blick, was das hier für ein Geschöpf war: ein Golem, der mindestens einmal zersprungen war, obwohl Rugad darauf tippte, daß es noch ein zweites Mal passiert war.
    Der Golem starrte Rugad mit ausdruckslosem Gesicht an. Er zeigte keine Ehrfurcht gegenüber Überlegenen, aber das überraschte Rugad nicht. Der Golem war unter Inselbewohnern aufgewachsen und hatte wahrscheinlich keine Ahnung, was er in den ersten Jahren seiner Existenz gewesen war. Vielleicht wußte er nicht einmal, daß Rugad ihm überlegen war.
    Weißhaar schob den Gefangenen in die Mitte des Zimmers, bis er neben einem Paar verzierter Stühle hinter dem bestickten Sofa stand. Die Wachen wollten ihm folgen, aber Rugad hob die Hand.
    »Fünf Wachen an die Tür«, ordnete er an, »zwei weitere Fünfergruppen ans Ende des Korridors und eine auf den Balkon. Dann brauche ich noch fünf Wachen am Hauptportal und ein paar an den Tunneleingängen.«
    Die Anführerin der Wachen, eine Frau namens Klinge, nickte Rugad zu. Leise bestimmte sie, welche Wachen sich auf dem Balkon postieren sollten. Die Soldaten gehorchten mit einem kurzen Nicken in Rugads Richtung, während sie um ihn herumgingen und sich auf dem Balkon aufstellten. Die übrigen Wachen teilten sich auf, ein perfekt eingespieltes Team, bei dessen Anblick Rugad der Anführerin anerkennend zulächelte.
    Klinge erwiderte das Lächeln nicht, was Rugad noch mehr befriedigte, sondern blieb mit verschränkten Armen vor der Zimmertür stehen.
    »Schließ die Balkontüren, Weißhaar«, befahl Rugad.
    Weißhaar ließ den Arm des Golems los und gehorchte. Rugad nutzte diesen Augenblick, um einmal um den Golem herumzugehen und ihn von allen Seiten zu betrachten.
    Der Golem war gesprungen und sehr schmutzig. Er stank nach Verwesung. Wäre die Zeit nicht so knapp gewesen,
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