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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Nachtluft war kühl und die Kutschenfenster geöffnet. Sie fuhren auf einer mit Katzenkopfsteinen gepflasterten Straße, die am Ufer des Flusses namens Cardidas entlangführte. Jahn hatten sie schon vor Stunden verlassen und waren jetzt auf dem Weg nach Nordwesten. Boteen hatte die Karten gesehen. Ihre Route führte sie über Hauptstraßen bis zu den Ausläufern der Augen des Roca. Dort waren die Straßen nur schwer passierbar, im Winter manchmal gar nicht, und die wenigen Städte lagen weit voneinander entfernt. Der Gedanke, sich mit nur einer Handvoll Fey und nur einem Infanterieregiment mitten in das Reich des Inselkönigs zu begeben, behagte Boteen gar nicht. Die meisten Infanteristen würden noch nicht einmal merken, wenn Boteen in Schwierigkeiten geriet. Zaubermeister hatten Methoden, einander Schaden zuzufügen, die man gewöhnlichen Fey nicht verständlich machen konnte.
    Aber dieser Zaubermeister war kein richtiger Fey. Er war ein Inselbewohner. Wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal dieselbe Ausbildung wie Boteen. Bis jetzt hatte Boteen den Eindruck gewonnen, daß der Mann überhaupt keine Ausbildung hatte. Das machte es einerseits schwieriger, andererseits leichter.
    Boteen hoffte bloß, daß der Zaubermeister ihn tatsächlich zum Urenkel des Schwarzen Königs führen würde. Es wäre sein bislang größter Coup, wenn Rugad endlich in seiner Schuld stünde.
    Das wäre sogar die anstrengende Reise wert. Boteen lehnte sich auf seinem Sitz zurück. Er wollte nicht in der Kutsche einschlafen. Er fühlte sich in diesem Vehikel schon unbehaglich genug. Die Domestiken, die die Kutsche vorbereitet hatten, hatten Boteen erzählt, das Gefährt habe früher zum Tabernakel gehört. Sie versicherten Boteen, sie hätten es von allen gegen die Fey gerichteten Zaubersprüchen gesäubert, aber Boteen hatte die Kutsche sicherheitshalber noch einmal Gereinigt, bevor er sie bestieg. Genaugenommen hatte er sie mit drei Bannsprüchen belegt: einer Reinigung von allen schädlichen Einflüssen; einem Abwehrbann, damit trotz allem verbleibende schädliche Einflüsse ihm nichts anhaben konnten; und einem Hexenspruch, so daß Einflüsse, die dennoch versuchten, ihm zu schaden, sich zu seinem Vorteil wandelten.
    So viele Schutzzauber auf einmal hatte Boteen nie zuvor ausgesprochen, aber er hatte auch noch nie einem Fahrzeug derartig mißtraut. Deshalb hatte er schon vor Beginn der Reise beträchtliche Energie aufgewendet.
    Die Kutsche war groß und schwarz. Weitere Insassen hätten bequem darin Platz gefunden. Auf den mit Samt überzogenen Sitzen waren immer noch die Umrisse der kleinen Schwerter zu erkennen, mit denen man sie einst bestickt hatte. Auch die Außenseite der Kutsche war an allen Ecken mit Schwertern verziert gewesen. Die Domestiken hatten sie entfernt, aber mit wie vielen Zaubersprüchen sie das Gefährt auch belegten, die Umrisse der kleinen Schwerter blieben geisterhaft sichtbar.
    Während der ersten Stunden der Reise hatte Boteen die Schwerter angestarrt und versucht, ihre Bedeutung zu ergründen. Auch in anderen Ländern hatte er religiöse Symbole gesehen, aber niemals solche. Schwerter. Symbole des Todes.
    Er kam nicht dahinter.
    Er starrte auf die Schwerter, bis er es nicht länger aushielt. Schließlich befahl er der Feylampe, sich auszulöschen.
    Seither saß er im Dunkeln.
    Sonst hatte er nichts zu tun. Er wußte, daß sie auf dem richtigen Weg waren. Er hatte den Zaubermeister in den Blutklippen aufgespürt, aber es nicht für nötig gehalten, sich exakt an dessen Spur zu halten. Die Spur war voller Umwege. Sie kreuzte mehrere Grenzen, ging mehrmals die gleiche Strecke wieder zurück und war zweimal völlig verschwunden. Das war Boteen schon in Jahn aufgefallen. Er hatte keine Lust, seine ganze Truppe im Kreis herumzuführen. Wie Rugad richtig bemerkte, war Zeit der wichtigste Faktor.
    Zeit. Und der Junge, den sie suchten.
    Boteen wußte noch nicht genau, was er mit dem anderen Zaubermeister anfangen sollte. Der Haß des Mannes auf die Fey war ein echtes Problem. Boteen bezweifelte, daß er mit dem Mann verhandeln konnte.
    Er würde den Zaubermeister wohl töten müssen, was wahrhaftig jammerschade war. Die Fey hätten so viel von ihm lernen können.
    Aber da war ja noch der andere. Vielleicht war der vernünftiger. Boteen war nicht in der Stimmung, sich lange mit Höflichkeiten aufzuhalten.
    Er ließ sich tiefer in seinen Sitz zurücksinken und legte die Füße hoch. Als der Samt sich leicht verschob,
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