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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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den Kopf. Seine grauen Augen begegneten Rugads, und Rugad hatte das deutliche Gefühl, durchschaut zu werden. »Es … ist … ein … Überfall.«
    »Ja«, stimmte Rugad zu. »Das ist es.«
    »Aber … Leute … sterben … Es … ist … nicht … das … Leben … meines … Vaters … oder … meiner … Freunde … wert … oder … das … Leben … anderer … Leute … die … ich … gar … nicht … kenne.«
    Rugad schüttelte den Kopf. Wahrhaftig ein faszinierendes Geschöpf. Derartige Spitzfindigkeiten hatte er noch nie aus dem Mund eines Golems gehört. Das Wesen versuchte tatsächlich, Rugad in eine philosophische Diskussion zu verwickeln.
    Natürlich lautete die Frage: warum? Versuchte er, Rugad abzulenken? Oder interessierte ihn die Antwort wirklich?
    Vielleicht wollte er auch nur seinen bevorstehenden Tod hinauszögern.
    Aber Golems waren erstaunlich schwer umzubringen. Das wußte dieser hier wahrscheinlich nur zu gut.
    »Wir bemühen uns, sowenig Leute wie möglich zu töten«, versicherte Rugad. »Wir brauchen Arbeitskräfte für das Imperium.«
    »Aber … sie … sind … nicht … bloß … Ar-beits-kräf-te. Sie … haben …«
    »Ein Leben, Menschen, die sie lieben, und so weiter. Ich weiß.« Rugad machte eine abfällige Handbewegung. Diese Vorwürfe hatte er schon von anderen gehört, und er war von diesem außergewöhnlichen Golem so fasziniert, daß er keine Lust hatte, das Unerklärbare zu erklären. Für das, was er tat, gab es so viele verschiedene Beweggründe. Die Expansion des Fey-Imperiums diente weder der bloßen Eroberungslust noch dem reinen Nervenkitzel. Die Fey waren zwar ausersehen, die ganze Welt zu beherrschen, aber sie mußten sie erst Stück für Stück erobern.
    Und so wie die Fey ausersehen waren, die Welt zu beherrschen, war Rugads Familie ausersehen, über die Fey zu herrschen. Wenn der Golem wirklich ein Fey war, mußte er das verstehen. Das war so einfach wie die Einteilung der Fey nach ihren Fähigkeiten. Besaß ein Fey keine Magie, wurde er eine Rotkappe. Konnte er dagegen seine Gestalt Wandeln, stand er in der Rangfolge ziemlich oben.
    Aber das war noch nicht alles. Es gab Dinge, über die Rugad aus Angst, daß sein eigenes Volk ihn nicht verstehen würde, lieber schwieg. Er wurde älter, und den Rausch, jemanden gewaltsam zu töten, hatte er nicht mehr verspürt, seit er ein junger Mann gewesen war. Wenn es nach ihm ging, würde er sich auf eine seiner großen Ländereien in Nye zurückziehen oder die Eccrasischen Berge aufsuchen, bevor er starb. Aber vielleicht hatte er keine Wahl. Er hatte die Fey auf die Blaue Insel gebracht. Er mußte das Imperium so weit ausdehnen, wie er konnte, während er seinen Nachfolger ausbildete. Jewels Bruder Bridge war kein würdiger Nachfolger. Rugad hatte vor allem deswegen so viele vertrauenswürdige Berater bei Bridge in Nye zurückgelassen, weil er befürchtete, daß Bridge einen ernsten – und folgenschweren – Fehler beging.
    »Du … weißt … nicht … warum … du … das … alles … tust«, stellte der Golem stockend fest.
    Diesmal gestattete Rugad sich zu lächeln. »Natürlich weiß ich das«, erwiderte er. »Ich habe nur keine Lust, mich vor einer Kreatur wie dir dafür zu rechtfertigen.«
    Er streckte den Arm aus und packte den Golem am Handgelenk. Seine Haut war kalt und hart. Eine grobe Nachahmung von Haut. Rugad fühlte die Risse unter seinen Fingern.
    Der Golem senkte den Blick. Dann versuchte er, sich loszureißen. Rugad schnappte sich seine andere Hand. Er blinzelte. Durch die Risse im Gesicht des Golems nahm er die Verbindungen ganz schwach wahr.
    »Laß mal sehen, woraus du wirklich gemacht bist«, sagte Rugad und steckte dem Golem einen Finger ins Ohr. Im Inneren des Kopfes flackerten vier starke Verbindungen. Zwei von ihnen waren durchtrennt, eine davon schon vor langer Zeit. Sie war schwarz, plattgedrückt und zerfallen. Die zweite besaß die Schwingungen von Rugads Urenkel; sie leuchtete noch gelb, obwohl die Farbe langsam verblaßte. Diese Verbindung war nicht endgültig durchtrennt. Es sah aus, als sei die Tür nur zugeschlagen.
    Rugad erinnerte sich …
    … an die Macht, die plötzlich in Gabes Innerem aufgetaucht war, die wirbelnde Kraft, die ihn gepackt und aus Gabes Körper hinausgeworfen hatte, als sei er nicht stärker als eine winzige Seele in einer Feylampe.
    Das hatte er also getan, dieser Zaubermeister. Er hatte Gabes gesamte Verbindungen gekappt und ihn absolut unzugänglich
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