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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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hätte Rugad ihn erst einmal säubern lassen.
    Aber Rugad war auf den Gestank vorbereitet. Feder hatte ihm die Umstände der Gefangennahme erklärt. Rugad war entsetzt gewesen. Bei den Fey berührten nur jene, die keine Magie besaßen, Leichen. Diese Magielosen, Rotkappen genannt, stanken genauso widerlich.
    Weißhaar kam zurück. Auch er verschränkte die Arme und baute sich wachsam neben dem Golem auf.
    »Danke, Weißhaar«, krächzte Rugad. »Du darfst dich empfehlen.«
    »Ich glaube nicht, daß du mit ihm allein bleiben solltest, Herr«, wandte Weißhaar ein.
    »Ich bin nicht allein«, gab Rugad zurück. »Wenn ich in Schwierigkeiten gerate, rufe ich die Wachen.«
    »Herr …«
    »Du scheinst dir angewöhnt zu haben, mir zu widersprechen, Weißhaar«, sagte Rugad scharf. »Liegt das an meiner Verletzung, oder verbirgt sich dahinter das Verlangen nach dem Schwarzen Thron?«
    Angst flackerte in Weißhaars Augen, und Rugad wußte, daß er an dem Mann ein Exempel statuieren mußte.
    »Es ist nur eine dumme Angewohnheit aus der Zeit, als du nicht sprechen konntest, Herr«, verteidigte sich Weißhaar.
    Rugad lächelte. »Ich konnte zwar nicht sprechen, aber ich konnte mich jederzeit verständlich machen. Offensichtlich hast du auch das vergessen.«
    »Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht«, beteuerte Weißhaar.
    »Das weiß ich wohl zu schätzen«, log Rugad. »Genau wie jetzt. Aber es ist nicht nötig. Ich komme schon zurecht.«
    »Wie du wünschst«, stimmte Weißhaar eilig zu und neigte den Kopf. Das war wirklich ein Alarmzeichen. Sonst vermied er jede Verbeugung.
    Nach einem letzten warnenden Blick auf den Golem verließ Weißhaar das Zimmer. Als hätte der Golem Angst vor ihm. Vom Schwarzen König hatte er weit mehr zu befürchten. Und nach dem Funkeln in seinen schiefergrauen Augen zu schließen, wußte er das auch.
    »Wie heißt du?« begann Rugad. Er hätte es vielleicht gewußt, aber er hatte es vergessen. Normalerweise standen Golems in der Rangfolge ganz unten.
    »Se-ba-sti-an«, stammelte der Golem. Er sprach langsam, und seine Stimme klang wie das Rumpeln von Steinen. Wie konnte ihn irgend jemand für einen Fey halten? Wie konnte jemand glauben, daß dieses Zaubergebilde lebendig war? Vielleicht ließen sich die Inselbewohner leicht hinters Licht führen, Rugads Urenkelin hätte jedoch klüger sein müssen. Auch Jewel war für gewöhnlich nicht dumm. Oder hatte sie von vornherein erwartet, daß ihr edelmütiges Experiment derartig schlecht ausgehen würde?
    »Sebastian. Das ist ein Inselname.«
    »Mein … Vater … ist … ein … In-sel-be-woh-ner«, erwiderte der Golem.
    Aha. Vielleicht war diese Antwort schon ein Beweis. Der Golem besaß ein Gehirn. Das hatte Rugad bereits vermutet, nachdem das Geschöpf Nicholas das Leben gerettet hatte, aber jetzt wurde sein Verdacht bestätigt. Der Golem war mit Nicholas nicht durch Blut, sondern durch Zuneigung verbunden.
    »Wo ist dein Vater jetzt?«
    »Ich … weiß … nicht«, entgegnete der Golem.
    Rugad lächelte. »Würdest du es mir erzählen, wenn du es wüßtest?«
    »Das … weiß … ich … auch … nicht.«
    Daran erkannte Rugad die echte Golemnatur des Geschöpfs. Er nahm das Problem einfach nicht zur Kenntnis, und daher bedurfte es auch keiner Lösung.
    »Wohin wolltest du, als wir dich gefunden haben?«
    »Vor … den … Fey … fliehen«, stotterte der Golem.
    »Vor den Fey kann man nicht fliehen«, gab Rugad zurück. »Wir haben die Insel besetzt.«
    »Die … Tunnel … waren … ein … Ver-steck.«
    »Für gewisse Zeit«, spottete Rugad. »Aber gefunden haben wir dich doch.«
    »Habt … ihr … alle … diese … Leute … wegen … mir … getötet?« Die Stimme des Wesens schwankte. Mitleid bei einem Golem. Welche Seltenheit. Ein Schlüssel zum Geheimnis seines langen Lebens, vermutete Rugad. Entweder hatte sein Schöpfer Mitgefühl besessen, oder es diente einem anderen Zweck.
    Oder beides.
    »Ich habe sie entdeckt, während ich dich suchte«, erklärte Rugad. »Du magst selbst entscheiden, ob das dasselbe ist.«
    Der Golem wandte sich ab. Rugad trat einen Schritt näher. Er mußte sich diesem Ding mit Vorsicht nähern. Angesichts all der Magie auf der Blauen Insel hütete er sich, den Golem zu unterschätzen.
    »Ihr … habt … eine … Menge … Leute … ge-tö-tet.«
    »Mehr, als du ahnst«, konterte Rugad.
    »Warum?«
    »Man nennt es Krieg, mein Junge«, erwiderte Rugad und unterdrückte ein Lächeln.
    »Nein …« Der Golem hob
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