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0929 - Engelsblut

0929 - Engelsblut

Titel: 0929 - Engelsblut
Autoren: Jason Dark
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»Es ist schlecht, mein Junge!« hatte die Mutter ihm immer wieder gesagt. Früh hatte sie damit angefangen. Da war er noch Kind gewesen, später dann, als Jugendlicher, wo er gern damit angefangen hätte, da hatte sie es immer wiederholt und ihn davor gewarnt.
    Alle, die es tun, waren in seinen Augen schlecht. Auch sein Vater war schlecht gewesen. Er hatte es getan und war gegangen. Einfach verschwunden.
    Der Junge war bei seiner Mutter aufgewachsen. Sie hatte ihn geliebt, sehr sogar, aber sie hatte ihn auch vor den schlechten und schlimmen Dingen behütet.
    Wer etwas Schlechtes tut, der durfte nicht mehr leben. Der hatte kein Recht darauf. Der mußte bestraft werden; das war seine »Lehre«. Nur gute Menschen dürfen so etwas machen, aber keine Schlechten, wobei die Guten es sowieso nicht taten. Er tat es nicht, nein, er tat es nicht, obwohl es ihn schon drängte, aber er hielt sich zurück.
    Er wollte seine Mutter nicht enttäuschen - obwohl, ja, heimlich hatte er es schon getan. Da war er bei einer dieser Frauen gewesen. Er hatte ihr Geld geben müssen, und dann hatte er sich geschämt und die Frau gehaßt.
    Seiner Mutter hätte er nie davon berichten können, aber er mußte Buße tun, und das hatte er auch getan.
    Noch einmal war er zu dieser jungen Frau gegangen. Das heißt, er hatte ihr aufgelauert. Jetzt würde sie nie mehr etwas Schlechtes tun, dafür hatte er gesorgt - und die Polizei suchte einen Mörder!
    Sollten sie suchen, bis sie schwarz wurden. Fangen würden sie ihn nicht. Nein, nicht ihn! Er war derjenige, der nur Gutes tat. Und er hatte auch weiterhin Gutes getan. Seine Mutter sollte mit ihm zufrieden sein, er hatte das Schlechte zerstört. Immer und immer wieder. Er mußte es tun. Es gab zu viele schlechte Menschen auf der Welt, die es immer wieder taten.
    Wie die beiden auf dem kleinen und einsamen Parkplatz. Er hörte die widerlichen Geräusche. Genauso hatte auch die Frau gekeucht, bei der er gewesen war, und diese Leute hatten sich in sein Gedächtnis eingegraben. Er konnte sie einfach nicht mehr hören. Er haßte sie, er mußte die beiden zum Schweigen bringen. Verstummen lassen - und das für immer!
    Er hielt den Mund offen. Aus seinem Rachen strömte ein widerlicher Laut, mit dem er selbst nicht zurechtkam. Er hörte sich an wie ein Tier.
    Der junge Mann war vorsichtig, hielt sich noch in Deckung. Hinter ihm befand sich der Zaun, der zu einem großen unbebauten Grundstück gehörte. Nur Bäume standen auf dem Areal, und er hatte sich unter ihrem Laubwerk geduckt. Von dort aus starrte er auf den schaukelnden Wagen.
    Auf und nieder, auf und nieder. In dem Wagen ging es rund. Sie hatten eine große Kondition, und sie schienen unersättlich zu sein.
    Der junge Mann strich über sein spärliches Kopfhaar. Seine feuchten Lippen zuckten. Er riß den Mund auf, und als er atmete, hörte es sich zischend an. Speichel lief ihm aus dem Mund. Er wischte ihn ab und griff in die Tasche. Dort fühlte er den Stein, den er ebenso mitgenommen hatte, wie den Gegenstand, den er in der rechten Tasche verborgen hielt. Der war glatt, lang und fühlte sich trotz der drückenden Schwüle kühl an, und es tat ihm gut, mit seinen Händen über das Metall zu streichen.
    Das Messer! Sein Freund!
    Er holte es hervor. Es war ein sogenanntes Springmesser. Drückte er auf den Knopf, dann sprang die Klinge heraus. Sie glänzte, als würde sie sich darauf freuen, was mit ihr geschah, und manchmal benutzte er sie sogar als Spiegel.
    Heute jedoch nicht…
    Er schaute sich um.
    Auf dem Platz stand noch ein zweiter Wagen. Der aber war leer, das hatte er schon festgestellt. Von ihm drohte ihm keine Gefahr. Überhaupt hatte er sich nie überraschen oder erwischen lassen. Es war immer alles glattgegangen.
    Der Killer blieb nicht mehr stehen. Er mußte hin, er mußte sie endlich packen. Die widerlichen Bewegungen sollten aufhören! Er konnte es nicht mehr länger ertragen, ebenso Geräusche, die ihn beinahe rasend machten. Er haßte die beiden; er mußte sie zum Schweigen bringen!
    Vorsichtig bewegte er sich auf den Wagen zu, allerdings nicht auf dem direkten Weg. Auch jetzt war er vorsichtig und schlug einen kleinen Bogen. Da hatte er seine Prinzipien, außerdem tat er so etwas wie heute nicht zum erstenmal.
    Den Stein hielt er in der linken Hand. Er brauchte ihn, um die Scheibe zu zertrümmern. So war er immer vorgegangen. Das Paar war dann immer so überrascht gewesen, daß er ohne weiteres hatte zustechen können. An Gegenwehr
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