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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt
Autoren: Brigitte Riebe
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Banalitäten zu langweilen! Sag mir lieber, ob es Neuigkeiten gibt. Die Kriegslunte ist bereits mit Flüssigkeit getränkt. Ein Funke – und sie kann sich entzünden.«
    Jetzt kam es auf jedes Wort an.
    »Leider noch immer keine brauchbare Spur«, sagte Marco nach einer winzigen Pause. »Auch unsere Gewährsleute in Konstantinopel wissen nichts. Fast könnte man meinen, der Feuerkopf habe sich in Luft aufgelöst.«
    Erstaunlich behände kam der Admiral auf ihn zugehinkt.
    »Ein Wunder?« In seinen Augen stand ein boshaftes Funkeln. »Schade nur, dass ich nicht an Wunder glaube! Und selbst wenn er verschwunden bleibt: Bring mir endlich, wonach wir schon so lange suchen. Du weißt doch, was davon abhängt.
    Die Liga will uns vernichten, doch das darf niemals geschehen. Wir könnten unsere Feinde vernichtend schlagen – auch wenn wir dafür das Blut einiger Venezianer opfern müssen.«
    Marcos Rücken war inzwischen schweißnass.
    »Ich werde alles daransetzen …«, begann er.
    Der Mund des Alten war hart geworden, eine dünne, weißliche Linie, die nichts Gutes verhieß.
    »Was zählt, sind Ergebnisse, Bellino!«, unterbrach er ihn. »Der Verräter hat doch eine Tochter, oder etwa nicht?«
    Seite an Seite arbeiteten sie in der winzigen Küche, ebenso stumm und verbissen, wie sie sich gestern für den Rest des Tages aus dem Weg gegangen waren. Als die dicken Bohnen endlich gar waren, Mutter und Tochter gleichzeitig nach dem Topf griffen und ihn damit um ein Haar vom Herd gestoßen hätten, riss Ysa der Geduldsfaden.
    »Ich weiß nicht, welche von euch beiden sturer ist!«, rief sie mit hochroten Wangen. »Bald schon werden unsere Gäste vor der Tür mit den Füßen scharren, und ihr führt euch auf wie alberne Gänse. Vertragt euch endlich wieder, sonst setze ich euch alle beide an die Luft!«
    Sie reichte Leandro kaum bis zur Schulter, und dennoch war unübersehbar, dass die beiden Geschwister waren. Das gleiche Feuerhaar, die gleiche Mimik, die gleiche Art, schnell aus der Haut zu fahren, um schon im nächsten Moment in Lachen auszubrechen und alles wieder vergessen zu haben. Obwohl Ysa auf den ersten Blick offen und fröhlich erschien, gab es doch vieles, das rätselhaft an ihr war. Vielleicht liebte Milla ihre Tante genau deshalb und ließ sich mehr von ihr sagen als von ihrer Mutter, die schnell einschnappen und lange beleidigt sein konnte, wenn Milla nicht spurte.
    Milla schluckte, war gleichzeitig aber heilfroh, dass das ungute Schweigen endlich ein Ende hatte.
    »Offenbar kommst selbst du allmählich zur Vernunft.« Savinia gönnte ihr einen kurzen Seitenblick, ein erstes Friedensangebot, wie Milla aus Erfahrung wusste. »Deshalb hab ich mir die Angelegenheit gestern ja auch erspart. Jedes Mal wieder von Neuem erleben zu müssen, wie all die anderen aussteigen, während Leandro …«
    Ysa hatte einen kurzen Schrei ausgestoßen, der Mutter und Tochter zusammenzucken ließ.
    »Petersilie ist aus«, rief sie. »Kein Fitzelchen haben wir mehr!«
    Auf Murano hätten sie nur in den üppigen Garten gehen müssen, um sich das Gewünschte frisch abzuschneiden, hier in Venedig jedoch war alles ganz anders. Zwar hatten sie noch ein paar getrocknete Kräuter über den Winter retten können, doch ihre Gäste waren anspruchsvoll und maulten, wenn es an Frische fehlte.
    Milla riss ihre Schürze ab und warf sie auf den Tisch.
    »Bin schon unterwegs«, sagte sie. »Vielleicht ist ja noch etwas zu kriegen.«
    Beim Hinausgehen angelte sie unauffällig nach ein paar Fischköpfen, weil sie genau wusste, welch ausgehungerte Meute sie an der Hintertür erwarten würde. Natürlich saß der magere einäugige Rote bereits in Position, neben seiner Gefährtin, der Schwarzen mit den weißen Pfötchen. Aber es gab auch einen Gast, der sie zutiefst erstaunte: die getüpfelte Katze aus der Gondel. Jetzt, da sie so nah war, erkannte sie, dass es ein Kater war – ein schlankes, junges Tier mit wachsam gespitzten Ohren.
    »Was willst du denn hier?«, murmelte Milla, nachdem sie die Dauergäste versorgt hatte, und warf ihm den letzten Fischkopf hin, über den er sich sofort hermachte. »Hast du deinen Gondoliere auch mitgebracht?«
    Zu ihrer Überraschung ließ der Kater einen Teil seiner Beute liegen und folgte ihr, nicht bei Fuß wie ein gehorsames Hündchen, aber doch in knapper Entfernung. Blieb sie stehen, hielt er ebenfalls inne, ging Milla weiter, setzte auch er sich wieder in Bewegung. Das letzte Stück rannte sie, weil sie sah, wie
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