Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feucht

Feucht

Titel: Feucht
Autoren: Sophie Andresky
Vom Netzwerk:
Küche hergab.
    Swantje stand gern hinter der Bar, hier konnte sie niemand anlangen, und sie hatte einen guten Blick über das gesamte Lokal. Das war heute Abend besonders wichtig, weil ein ganz besonderer Gast erwartet wurde. Sogar zwei, wenn man es genau nahm: Henrik, Lisas Mann, mit dessen Geld sie das Lokal vor einem halben Jahr gekauft hatten, und Bodo von Quellental, der genauso kitschig aussah, wie er hieß, und sich für den renommiertesten Restaurantkritiker von ganz Hamburg hielt. Leider hatte er Recht, und Jordis überlegte schon, seit aus verlässlicher Quelle das Gerücht zu ihnen durchgesickert war, dass er sich die Ehre geben würde, was man dem von Quellental wohl vorsetzen könnte. Er war ein Fleischliebhaber, das war bekannt. Walter war bereits mariniert und wartete. Dazu würde sie ihm eine Terrine aus verschiedenen Gemüsen reichen, die so jung waren, dass sie noch unter das Jugendschutzgesetz gefallen wären, wenn Broccoli und Mohren eine Gesetzgebimg hätten. Auf ihre selbst gemachten Quarkkroketten war Jordis besonders stolz, jede einzelne sah aus wie ein Kunstwerk. Noch während Jordis ihre aufs Blech gespritzten Türmchen bewunderte, klingelte es einmal kurz in der Küche, dann noch einmal. Swantje hatte den Schalter unter der Bar gedrückt, beide Gäste waren also angekommen und würden nun die eine oder andere Überraschung erleben.
    Henrik orderte einen Scotch und klaubte dabei seine Augäpfel nur langsam aus Swantjes Dekollete. «Was 'n das für 'n Event», nuschelte er ihr zu, und sie wusste, dass er so verwaschen sprach, weil er in Gedanken an einer ihrer Brustwarzen nuckelte. «Verschluck meinen Piercing-Ring und erstick dran», dachte Swantje und säuselte dann zuckergussig: «Jordis, Lisa und ich haben uns ausgedenkt eine leckere Spaß, wirst sehen.» Sie schüttete ihm noch einen Scotch ein, beugte den Oberkörper tief nach vorne, berührte mit dem Kinn fast die Theke und streckte den Po heraus, während sie flüsterte: «Es wird werden ganz ganz doli», und sie wusste, dass sich ihr Minikleid, wenn sie so stand, genauso weit hinaufschieben würde, dass er im Spiegel hinter ihr zwischen dem Glas mit den Zitronenscheiben und dem Telefon sehen konnte, dass sie keinen Slip trug. Ihr Mösenhaar hatte sie am Vorabend leuchtend blau gefärbt, damit kam sie sich zwar vor, als hätte sie ständig einen Punk zwischen den Beinen, aber Lisa hatte ihr versichert, dass es ziemlich scharf aussehe und Henrik völlig um den Verstand bringen würde. Und dazu war er schließlich da. Allerdings nicht sofort, und damit Henrik nicht rückwärts vom Barhocker fiel, richtete sich Swantje wieder auf und wies ihm mit einem Kopfnicken einen Tisch zu, «da ist frei». Den von Quellental hatte Lisa gegenüber dirigiert, sodass sie sich beim Essen ansehen würden.
    Beide saßen. Showdown!
    Von der Theke aus blinzelte sie Lisa zu, die gerade zwei große dampfende Teller vor ein Yuppiepärchen stellte. Die Yuppies waren zwar nett, aber sie swingten zu viel zwischen den einzelnen Restaurants, was das Chez Robak brauchte, war Stammkundschaft, und deshalb war der Quellental-Auftritt ein großes Glück, wenn alles glatt ging. Aber Jordis konnte in der Küche zaubern, und es würde schon alles perfekt klappen. «Na, Walter, da zischst du nur, na, hast ja nie viel gesagt», flüsterte Jordis über den Grill gebeugt und begoss ihn noch einmal mit Whisky.
    Lisa schlängelte sich zwischen den Tischen und Stühlen hindurch. Sie war eine dicke kleine Person mit wallendem Haar und einem wunderschönen Hals, einem Fetischistenhals, und es kam nicht selten vor, dass ihr einer der Yuppies beim Bezahlen mit der Kreditkarte auch seine Telefonnummer gab und ihr seine Eckzähne zeigte, was wahrscheinlich ein Verführerlächeln darstellen sollte. Lisa hortete diese Zettelchen als Trophäen, hatte aber nie eine Nummer angerufen. Bis letzte Woche, als sie beim Großhändler Spargel vergessen hatten und Lisa am frühen Abend noch einmal losziehen musste. Und da hatte sie Henrik gesehen in einer Seitenstraße, wie er eine Barbiepuppe über ein Motorrad gelehnt fickte. Sie hatte den Rock hinaufgeschoben, und er pumpte wie eine Maschine im Titanicschiffsbauch, der Eisberg kam näher, riss den Bug auf, Wassermassen stürzten hinein, überfluteten alles, die Barbie stieß ihn mit dem Hintern von sich, zog den Rock wieder hinunter und ging. Lisa konnte Henrik noch tropfen sehen und dachte sich «na warte». Am gleichen Abend servierte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher