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Feucht

Feucht

Titel: Feucht
Autoren: Sophie Andresky
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Henrik auf, der mittlerweile zitterte wie eine gerade gestürzte Mokka Charlotte, «und Männer, die ihre Frauen betrügen, sind Schweine und werden auch so behandelt.» Sie schob Henrik eine Gabel Hackbraten in den Mund, «wie Schweine», wiederholte Lisa, « gehäutet, ausgenommen, filetiert und gebraten, oder wie hier zu sehen: durch den Wolf gedreht.» «Ehrlich gesagt», fuhr Jordis fort und fütterte Henrik weiter, «hat mir Walter noch nie so gut geschmeckt, seine Küsse waren flüssiges Spülwasser, sein Sperma eine versalzene Bouillabaisse, aber mit Paprika und Chili als Hacksteak entwickelt er ungeahnte Qualitäten.» Henrik sträubte sich zwar, aber Jordis legte ihm zur Motivationssteigerung ein großes Küchenmesser, das sie in der langen Schürze verborgen hatte, mit der Klinge über den Schniedel, und Henrik aß. Er wurde abwechselnd quittegrün, sahnebleich und krebsorange, aber er aß. Dann kaute er gar nicht mehr, sondern schluckte das Fleisch nur noch in großen Bissen und schließlich war der Teller leer. «Ich will hier raus», japste er. Lisa stand auf, um von Quellental, dem es offensichtlich hervorragend geschmeckt hatte, Wein nachzugießen, und Jordis drückte das Messer etwas fester an Henriks Lederhose, bis Lisa sich wieder zu ihnen setzte.
    «Du bist doch auch so einer, der seine Frau betrügt, Henrik, tsetse, fickst Barbiepuppen in Seitenstraßen, das gehört sich aber nicht, das ist schon ziemlich schweinisch.» «Wir haben uns also überlegt, ob wir aus dir lieber einen Filettopf oder eine Pastete machen», ergänzte Lisa, «es sind noch Reste von Walters Leber da, mit Blätterteig wird das bestimmt sehr delikat.» Henrik versuchte, Lisa beiseite zu boxen, um aus dem Restaurant zu laufen, aber Jordis hielt das Messer wieder auf ihn gerichtet und drückte ihn auf die Bank zurück. «Nana, keine Sorge, du warst uns zu verfettet für einen Filettopf und zu proletarisch für eine Pastete. Wir werden also ganz ordinäre Schnitzel machen oder ein Gulasch vielleicht, es sei denn ...» «Es sei denn was?», quiekte Henrik. «Es sei denn, du gehst jetzt auf die Bühne da vorne und ziehst dich aus - und zwar mit Gefühl, wenn ich bitten darf. Du hast doch draußen das Plakat gesehen. Warum denkst du wohl, ist es heute so voll? Du bist der Event des Abends. Sexy Henrik.» «Ihr könnt mich mal», schnaufte Henrik. «Wir können dich mal zersägen», raunzte Lisa, «glaub nicht, dass du andernfalls hier lebend rauskommst, ich meine das wirklich ernst.» Jordis machte sich kurzzeitig Sorgen, ob Henrik sich vielleicht vor Angst in die Hose machen würde, das wäre kein guter Geruch für ein Restaurant, das bald im Kulinarienführer stehen sollte. Von Quellental winkte, und Lisa ging zu ihm, um zu kassieren und um ihn zu verabschieden. «Er war abartig arrogant, ein richtiger Fischkopf, aber ich denke, Walter hat ihm geschmeckt», verkündete sie und sah kalt auf Henrik hinunter. «Was is? Event auf der Bühne oder Henrik auf Toast?» Henrik schloss die Augen und presste die Lippen zusammen. «Bühne.»
    Auf Lisas Kopfnicken hin schaltete Swantje die Hauptbeleuchtung aus, sodass nur noch kleine Lampen auf den Tischen brannten. Die Gäste wurden ruhiger. Swantje richtete einen Spot auf die Kleinkunstbühne, und Jordis führte Henrik nach oben: «Mach es bloß ordentlich, unter einer Viertelstunde kommst du hier nicht runter und mach was Scharfes, darin bist du ja Meister, oben liegen übrigens Handschellen, Lackmasken, Dildos und so weiter, du weißt schon.» Dann stand Henrik im roten Scheinwerferlicht. Jordis klatschte in die Hände und rief: «der Event des Abends: StripKaraoke. Wer ein bisschen empfindlich ist, sollte jetzt besser die Rechnung verlangen. Henrik - strip um dein Leben!» Und sie lachte. Und alle anderen außer Henrik lachten auch.
    Während er sich linkisch zu der Maxiversion von «Je t'aime» bewegte, standen Jordis, Lisa und Swantje hinter der Bar und stießen mit einem Glas Champagner an. Die Gäste waren begeistert. Henrik trug eine Seidenboxershort, und als er ein paar Tanzschritte machte, sah man von unten ein Stückchen seines Schniepels hervorlugen, klein, schrumpelig und ängstlich. Swantje deutete auf seine Shorts und überlegte laut: « Seinen Schniepel könnten wir frittieren. Wie ein Frikandell in den Nederlands, da weiß man auch nie so genau, was eigentlich drin ist.» Jordis und Lisa kicherten. «Wir haben noch eine Überraschung für dich, Herzelchen», sagte Jordis
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