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Feucht

Feucht

Titel: Feucht
Autoren: Sophie Andresky
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Fummeln vor der Haustür oder im Auto.
    Überflüssig zu sagen, dass Gleitmittel für mich nie nötig war
    - Göttin sei Dank, denn irgendwann hatte mein Liebster mal eine Tube gekauft, um es auszuprobieren, und abgesehen davon, dass diese Tube wesentlich teurer war als das Olivenöl, das wir sonst zum Spielen nehmen, muffelte es wie in einer Arztpraxis, war kalt und klebte nach ein paar Minuten wie Pattex. Dann doch lieber ohne. Mein Liebster streichelt von den Brüsten über den Bauch zum Allerheiligsten hinunter und
    - zack - ich schwimme, und wenn er dann in mich eindringt und sich in mir bewegt, kichern wir oft über die schmatzenden, quietschenden Geräusche. Ach, und wenn ich jetzt daran denke, bekomme ich schon wieder Lust, mich nach oben zu schleichen, wo er schläft, und ihm mit der Zunge eine feuchte Spur über die Ohrmuschel zu malen, um ihn zu wecken.
    Aber vorher ganz schnell noch eine Sache, bevor ich die wieder vergesse, dir zu erzählen:
    Als du mir vorgeschlagen hattest, mein eigenes Model für das Buchcover zu sein, war ich ja anfangs nicht so begeistert. Der Gedanke, vor einem fremden Menschen zu stehen und erotische Fotos machen zu lassen, war mir irgendwie unheimlich. Aber du hast schon Recht: Das Tattoo ist so schön geworden (und ich hab so gelitten beim Stechen), dass es schade wäre, wenn es kein Mensch jemals bestaunen würde. Und irgendwie gefällt mir die Vorstellung auch, dass jemand das Buch im Geschäft sieht und dann meinen Bauch mit nach Hause nimmt.
    Der Fotograf Bodenhoff war ein ganz netter, ein bisschen schüchtern sogar. Er stand da und begrüßte mich so unendlich höflich, fast ehrerbietig, dass ich mich sofort wohl und umworben fühlte. Und er ist ein großer Umwerber. Er fotografiert nicht, er huldigt.
    Zuerst wickelte er mich in ein großes schwarzes Laken und machte mit einem riesigen Objektiv Detailaufnahmen: ein Fußknöchel, die Halsbiegung, der Mund, die beiden runden Vertiefungen überm Po. Aber irgendwie war es nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Er hat also das Licht gedimmt und eine Flasche vom Fensterbrett genommen, eine, mit der man Pflanzen und so was bewässern kann. Er füllte halb Wasser und halb Öl hinein und sprühte mich von Kopf bis Fuß damit ein. Vor die Lampen kamen noch große weiße Schirme, durch die das Licht ganz dämmrig aussah, so als würde es meine Haut umspülen wie Wasser oder wie ganz dichter Nebel.
    Ich stand vor ihm, ganz nackt, und es machte mir plötzlich gar nichts mehr aus. «Wo kommen Sie her?», sagte er. «Aus Polen ursprünglich», sagte ich, «hört man das nicht?» Und ich ging vor ihm her und drehte mich und vergaß mit der Zeit völlig, dass er fotografierte. Seine Stirn glänzte, seine Augen waren ganz feucht, und wenn er versuchte, mir ein schwieriges polnisches Wort nachzusprechen, lachte er kehlig. Mir wurde heiß. Ich hatte mich noch nie vorher vor einem Fremden ausgezogen, und jetzt gefiel es mir, und ich genoss es, wie er mich ansah, mit dieser Mischimg aus Gier und Demut. Kleine Ströme rannen mir aus den Achselhöhlen die Seite hinunter. Ich machte ein paar Tanzschritte, zuckte mit der Hüfte, ließ sie kreisen, drehte mich, und er ging vor mir her mit diesem riesigen Objektiv und manchmal hörte ich ihn zwischen dem Klicken leise seufzen.
    «Bleiben Sie so», flüsterte Bodenhoff, und ich bewegte mich nicht, stand da mit einem erhobenen Arm, die andere Hand auf den Bauch gelegt, den Kopf zurückgeworfen, auf einem Fußballen balancierend und den anderen auf einem Stuhl aufgesetzt. Und Bodenhoff fotografierte mein Gesicht, von allen Seiten, als gebe es sonst nichts zu sehen, dann ging er langsam in die Hocke, machte ein paar Aufnahmen von Hals, Busen und Bauch, von der Hüfte und dem Ansatz des Schamhaars, kniete sich aufs Parkett und fotografierte weiter. Ich wusste genau, was er jetzt sehen musste, obwohl ich den Kopf zurückgeworfen hielt und mich nicht rührte.
    Aber ich malte mir aus, wie er da vor mir kniete und ein Foto nach dem anderen schoss. Langsamer jetzt. Eine weiße Fläche Bauch, unten schwarzes Gekräusel, oben ein schmaler Streifen Tätowierung. Klick. Mehr schwarzes Gekräusel, weiße Schenkelhaut. Klick. Eine rötliche Vertiefung, seidig glänzend. Klick.
    Dann eine beschlagene Kamera. «Wenn ich nur in Sie hineinkriechen könnte», hauchte er mir gegen den Oberschenkel und tastete sich mit weichen, nassen Lippen weiter vor. Ich knickte etwas mehr in den Knien ein und fühlte, wie ich
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