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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Autoren: Mikka Bender
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    Vorwort
    M it Heimweh kenne ich mich nicht gut aus, ich weiß aber so viel: Wenn es den Menschen überfällt und richtig wehtut, dann hilft zügig und nachhaltig nur eins – nach Hause fliegen oder fahren oder gehen.
    Beim Fernweh kenne ich mich besser aus. Seit ich achtzehn bin, überfällt es mich regelmäßig. Mit der einen oder anderen Urlaubsreise war ihm nicht beizukommen, also musste ich Reisen auch zu meinem Beruf machen, als Reiseleiter, als Reisereporter. Doch ein Allheilmittel ist das nicht, wie ich inzwischen weiß. Das Fernweh kommt immer wieder. Wenn es meinen Körper schüttelt, dann muss ich weg, unabhängig von meiner Profession. Bleibt nur die Frage: wohin? Nach Indien oder nach Island? Oder vielleicht doch nur nach Italien? Gar Ingolstadt? Da hat es der Mensch mit Heimweh eindeutig leichter. Er fährt heim, und alles ist wieder gut. Die Behandlung von Fernweh ist also viel aufwändiger. Zumindest, wenn es sich – wie bei mir – um eine ausgeprägte Form dieser Krankheit handelt. Nur schnell mal einen Tapetenwechsel vornehmen, hilft nicht viel. Nach zwei Stunden ist Ingolstadt nicht mehr fern, sondern vertraut und heimisch, und ich habe wieder das Problem mit dem Fernweh! Also weiter nach Italien und sieben Tage später nach Island und vierzehn Tage darauf nach Indien. Da erst kann ich das Fernweh dauerhaft bekämpfen. Nicht nur, weil das Land riesig ist und sehr viele fremde Eindrücke bietet, sondern auch, weil solche Ziele, im Gegensatz zu klassischen Urlaubsparadiesen wie den Malediven oder den Seychellen, wild und unberechenbar sind. Die Malediven sind kein Balsam für meine Fernweh-Seele, hier wird das Fernweh noch größer als zu Hause, es kann glatt zum Heimweh werden.
    Reisen in Gegenden, die mich mein Fernweh eine Zeit lang vergessen lassen, können aber auch schnell mal zu einem Urlaub in der Hölle werden. Hitze, Alltagschaos, diverse kleine und größere Gefahren, Dreck und Gestank begleiten oftmals Erkundungstouren in exotische und spannende Welten. Das ist aber nicht der Grund, warum ich mich nicht das ganze Jahr über in Ländern wie Indien aufhalten kann. Ich habe Familie. Also muss ich mich zwischendurch auch mit Ingolstadt oder Italien zufrieden geben. Und wenn es nur für ein paar Stunden oder Tage ist. Und selbst, wenn Sie es nicht glauben wollen: Die Urlaubshölle gibt es auch hier. Direkt vor der Haustür, im Naherholungsgebiet, oder an den «Traumstränden» rund ums Mittelmeer. Sogar auf den Seychellen oder den Malediven. Sollten Sie davor Angst haben, bleiben Sie am besten auf dem Balkon – und lesen dieses Buch.

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    Im Land der wollüstigen Yeti-Frauen
Die Leiden eines Reiseleiters im Himalaya

    W as verbindet den Reiseleiter früherer Tage mit dem Single von heute? Nein, jetzt kommt kein dummer Witz. Das ist eine vollkommen ernst gemeinte Frage, auf die ich, ehrlich gesagt, gerade eben erst eine Antwort gefunden habe: Das Blind Date verbindet die beiden. Mit einem großen Unterschied allerdings: Beim Blind Date von heute kann sich jeder nach kurzer Schamfrist aus dem Staub machen, wenn ihm beim Gegenüber der Grad der Blindheit zu hoch erscheint. Beim Blind Date von einst, also mit einem Reiseleiter, ging das so einfach nicht.
    Treffpunkt Flughafen Frankfurt, Abflughalle B, Schalter der Royal Nepal Airlines. Es war immer ein Sonntagabend, und es war immer die gleiche fürchterliche Situation: Ich, der junge, dynamische Geographiestudent, durfte zehn bis fünfzehn Mitglieder der bundesweit organisierten Stretchhosenfraktion begrüßen. Beim ersten Anblick wollte ich regelmäßig fliehen, mich einfach nicht als ihr Reiseleiter zu erkennen geben. Ich wollte wieder zurück in den Zug, nach Hause, an die Uni – alles tausendmal besser, als dreiundzwanzig Tage lang rund um die Uhr diese Oberlehrer, Finanzbeamten, Apotheker und Kunsthistoriker durch mein geliebtes Königreich im Himalaya zu führen. Mit neunzehn, nach dem Abitur, führte mich meine erste große Reise mit einem alten VW-Bus geradewegs nach Nepal, dort war ich monatelang auf eigene Faust durchs Land gezogen, hatte später für das Geographische Institut der Universität Bonn Klimadaten aus dem Hochhimalaya gesammelt und auch schon das eine oder andere Urlaubssemester dem kleinen Königreich im Himalaya geopfert. Es waren die höchsten Berge der Welt und die Menschen mit ihren fremden, aber unglaublich lebendigen Kulturen, die mich faszinierten.
    Alle meine
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