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Feucht

Feucht

Titel: Feucht
Autoren: Sophie Andresky
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deine Herrin glücklich machen.» Und er kam angekrochen, mit heraushängender Zunge und untertassengroßen Pupillen und leckte sich an meinen Schenkeln entlang bis zum heiß geschwollenen Allerheiligsten. Ich beschimpfte ihn weiter, das brachte ihn so richtig in Fahrt und mich in Schwung, und ich hatte noch nicht ganz ausgestöhnt, als er seine Zunge aus mir herauszog, mich auf den Bauch drehte und jetzt seinerseits begann, mich zu beschimpfen, während er mich zu Ende fickte. Er hatte das offensichtlich auch noch nicht oft gemacht, denn außer «meine kleine Schlampe» und «heißes Fötzchen» fiel ihm nichts ein, so wiederholte er es also dauernd, kam sich nach Herzen verrucht vor und sackte bald schweißüberströmt auf meinem Kreuz zusammen. Alles in allem war es richtig nett. Dann küssten wir uns lieb und spitzlippig, fast ehelich keusch, und schliefen auch gleich ein.
    Nachdem ich die Ekeldusche wider Erwarten überlebt hatte und keine schleimigen Algen meine Waden hinaufwuchsen, traf ich Fred im Frühstücksraum. Einen Tisch weiter saßen die geschätzten Kollegen, der Spargel, die Kartoffel, die Horde Erbsen und die Schwarzwurzel, und kochten gemeinsam schon ihren Brei aus Gewäsch. Der Produzent kam mit wehendem Schal überschwänglich angelaufen, herzte die Schwarzwurzel und sagte weltmännisch etwas von «ja sicher, Ogon» und zwinkerte mir dabei zu, es ging wahrscheinlich um die vereinbarte Barbezahlung. Fred und ich redeten gerade über seine nächste Aufnahme und meinen Event, und ich wartete wie auf glühenden Kohlen auf zwei Dinge: auf seine Telefonnummer und auf den damit verbundenen Satz «Ich werd mal sehen, ob ich nicht was für dich tun kann» oder noch besser: «Warte mal, ich will dich da jemandem vorstellen.»
    Und da kam ausgerechnet der Ogon an unseren Tisch, ich versuchte ihn abzuwimmeln, aber er pflanzte sich doch tatsächlich zu uns, und ich, der Star aller Tremolo-Altistinnen schrumpfte zur Zucchini zusammen. Gerade hielt er mir ein neues Dosenetikett unter die Nase, als ein anderer ebenfalls exaltiert mit seinem weißen Schal um sich schlagender Mensch in den Frühstücksraum kam, sich umsah und dann leicht hysterisch quengelte: «Ist hier irgendwo die Edelsalami? Ja wo ist denn der Tenor für die Metzgerreklame?» Fred sprang auf, hackfleischrot im Gesicht, und brummte «komm ja schon» und sah mich achselzuckend und bedauernd an.
    Höhnisch gelächelt habe ich nicht. Keine Miene verzogen. Nicht ein dummer Spruch kam über meine Lippen. Als Zucchini weiß ich, was sich gehört.

Die schwärzesten Witwen
    Walter mit Chili und Paprika zu würzen war  Jordis' Idee. Die beiden anderen widersprachen nicht, denn erstens war Jordis die Küchenchefin, zweitens war er immerhin ihr Mann gewesen, und drittens bekam Walter so posthum eine Schärfe, die er zu Lebzeiten nicht gehabt hatte. «Und weil ihm schon immer ein bisschen Feuer unter dem Hintern gefehlt hat, schlage ich vor, dass wir ihn grillen», fuhr Jordis fort. Swantje pinselte gleich den Rost mit Fett ein, während Lisa in die Kohlen blies. « So bekommt er doch noch ein schönes Fegefeuer», schwärmte Swantje und verteilte die Filets, die Jordis in exakt 200 Gramm schwere Scheiben geschnitten hatte, auf dem Rost. Es brutzelte, und die Küche füllte sich langsam mit würzigem Fleischgeruch. «Was nehmen wir dazu? Kroketten?», schnüffelte Lisa genießerisch Richtung Grill und ging dann unwillig aus der Küche, weil ein Gast gerufen hatte.
    «Ich werd dann auch mal wieder», murmelte Swantje, griff sich in den tiefen Ausschnitt ihres Minikleids und richtete vorsichtig ihre Brüste im BH, wie man zwei Reibeklöße aus siedendem Wasser mit einer Kelle herausschöpft, und bezog wieder Stellung hinter der Bar. Sobald sie sich vor den Likör- und Spirituosenflaschen positioniert hatte, verwechselte sie die Artikel, ignorierte die Akkusative und stellte die Wörter im Satz so konfus um, bis sie selber kaum noch wusste, was sie eigentlich sagte. Die Gäste erkannten sie so bereits nach dem ersten Satz
    als ein holländisches Meisje und feierten sie als «charmant» und « exotisch », obwohl das Holländischste an Swantje der von ihr gekaufte Käse war, mit dem sie Teile von Walter überbacken wollte, falls die Gäste etwas übrig ließen. Wahrscheinlich war das nicht. Seit Jordis, Lisa und sie das kleine Restaurant Chez Robak eröffnet hatten, fielen sie jeden Abend ein wie die Heuschrecken und vertilgten begeistert alles, was die
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