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Feucht

Feucht

Titel: Feucht
Autoren: Sophie Andresky
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und blinzelte Swantje verschwörerisch zu. «Wir haben uns nämlich überlegt», erklärte sie, «dass wir dir nochmal ein Hinterhoferlebnis verschaffen wollen, allerdings eins, das wirklich heiß ist, und zwar von der Sorte, wie du noch nie eins hattest.» «Habt ihr mir einen Yuppie ohne Handy aufgetrieben?», lachte Lisa, «vielleicht einer mit einem Minifaxgerät, da kommt's mir bestimmt sofort, wenn das piept.» «Da wird gar nichts piepen», hauchte Swantje, kniete sich vor Lisa unter den Tresen und zog ihr den Slip herunter. «Und jetzt guck mal möglichst beiläufig», flüsterte Jordis ihr ins Ohr und strich ihr über die Hinterbacken, «an den Busen langen kann ich dir hier ja nun leider nicht, das würden die Gäste merken, obwohl: Die sind so beschäftigt mit Henrik, oh, guck mal, er schiebt sich einen Dildo in den Hintern, wie goldig, du hättest ihm in eurer Ehe öfter mit Toast drohen sollen, dann wäre er da vielleicht auch schon einfallsreicher gewesen.»
    Lisa sagte nichts mehr, sondern stöhnte nur noch. Swantje konnte offensichtlich genauso schnell lecken wie sprechen, Lisa knickte ein bisschen in den Knien ein und kreiste ihre Möse um Swantjes Mund. Swantje hatte eine Hand zur Faust geballt und drückte sie feste gegen Lisas Möse, sodass die angewinkelten Finger genau bis zum Eingang kamen. Lisa war eine geschüttelte Flasche Champagner, immer mehr Perlen drängten nach oben, der Korken flog, Lisa sprudelte über. Henrik apportierte gerade eine Lederpeitsche, die ein Gast geworfen hatte, auf allen vieren über die Bühne, und Lisa nahm Swantjes feuchte Hand und half ihr beim Aufstehen. «Je t'aime» ging zu Ende, Lisa küsste Jordis und Swantje auf den Mund und machte Henrik ein Zeichen, dass er sich nun genug blamiert habe. Er raffte seine Sachen zusammen und stürmte nach draußen. «Schade», meint Swantje, «nu isser weg.» «Ihm entgeht das Dessert», lachte Jordis: « Crepe ä la Walter!»
    «Du hast einen Crepe nach mir benannt?», an der Theke stand Jordis' Mann und sah vom Reisen zerknittert aus. « Sorry, mein Zug hatte Verspätung, hab ich den Event verpasst? Was war's denn?» «Karaoke», strahlte Jordis und gab ihm einen KUSS auf die Wange. «Aber jetzt muss ich zurück in die Küche.» «Machste mir 'n Scotch?», sagte Walter zu Swantje und warf seine Augen samt Brauen und Brille zwischen ihre Brüste. «Klar», sagte sie und beugte sich weit vorwärts.
    In der Küche standen Jordis und Lisa zusammen. Auf dem Tisch lag eine große Lammkeule. «Und wer ist das?», fragte Jordis, und Lisa entschied: «Henrik. Das ist Henrik, wir haben ihn in einer Seitenstraße direkt auf einer Barbie abgestochen und dann hier im Hinterhof ausgenommen. Ich bestimme, dass er nur mit den teuersten Gewürzen verfeinert wird, damit er mal ein bisschen Niveau entwickelt.» Jordis nickte und kramte nach Safran und den Lorbeerblättern. «Hast du seinen Ehering?», fragte sie, und als Lisa ihn ihr reichte: «Na, dann hoffe ich mal, dass Walter großen Appetit haben wird.»

Im Dunkeln
    Es gibt keine Zärtlichkeit zwischen uns, keine  Vertraulichkeit, kein Erkennen und keine Nachsicht. Wenn wir uns auf der Straße begegnen, sagt sie nicht einmal «schön dich zu sehen», aus Angst, jemand könnte sehen, was wir tun. Ich denke, die größte Angst hat sie davor, dass sie selbst sehen könnte, was wir tun. Deshalb ist es immer dunkel, wenn wir uns treffen.
    Ich komme spätabends, auf der Straße spielen keine Kinder mehr, und die Nachbarn sitzen vor dem Fernseher. Sie sagt: «Willst du etwas trinken?», und ich will immer. Ich kenne ihre Wohnung nicht. Ich weiß nicht, wie das Wohnzimmer eingerichtet ist oder ob sie wie ich fast ausschließlich in der Mikrowelle kocht. In der Diele brennen Kerzen auf einem Leuchter, das Licht schaltet sie nie an. Direkt neben dem Leuchter steht auf der Kommode Wein in einer Karaffe und ein Glas. Das schenkt sie mir ein. Ich trinke es im Stehen in der Diele. Sie lehnt gegen die Wand und sieht mich nicht an.
    Ich habe mich den ganzen Nachmittag zurechtgemacht. Sie ruft mich mittags im Büro an, wenn ihre Kollegen in der Pause sind, und ich gehe dann früher nach Hause, mit irgendeiner Entschuldigung. Sie ruft mich nicht oft an, also fällt es nicht so auf. Zu Hause bade ich, rasiere mir Achseln und Beine und dann, während ich an sie denke, an ihre unordentlichen Haare, ihre Jeans und die Schlappen, in denen sie immer herumläuft,
    auch die Schamlippen, nicht so, dass man es
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