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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht
Autoren: Sabine Kalkowski
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Teil 1
Der Hundertjahrezauber
Die eine Wirklichkeit
    Abrupt wurde Max Anders von dem schrillen Piepton seines Weckers aus dem Schlaf gerissen. Das Gesicht zur Grimasse verzogen, tastete Max in der Dunkelheit nach dem Knopf, der ihn von diesem schrecklichen Geräusch erlösen würde.
    Geschafft.
    Mit einem Seufzer ließ Max den Kopf zurück auf das Kissen sinken. Irgendwann bekam er noch mal vor lauter Schreck einen Herzinfarkt. Und das sollte die nächsten vierzig Jahre so weitergehen? Er war ja froh, dass er gleich nach seinem Studium einen Job bekommen hatte, aber irgendwie hatte er sich das Arbeitsleben etwas anders vorgestellt. Mit seinen 27 Jahren war er zwar nicht der Jüngste in der Firma, aber es war trotzdem schwer sich durchzusetzen, da ihm einfach noch die Erfahrung fehlte. Und dann dieser Umgangston. War das normal?
    Warum nur musste er beim Aufladen helfen? Warum war das nicht gestern Abend erledigt worden? Immer lief in der Tischlerei, in der er arbeitete, alles so kreuz und quer.
    Bevor ihm die Augen wieder zufallen konnten, machte er Licht und setzte sich auf. Der Wecker zeigte 4:00 Uhr an. Eine unmenschliche Zeit. Definitiv nicht zum Aufstehen geeignet. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und stöhnte leise. Sein Körper schrie nach Schlaf und gab ihm deutlich zu verstehen, dass er mehr als nur eine Tasse Kaffee brauchen würde, um in die Gänge zu kommen.
    Max versuchte sich daran zu erinnern, was er geträumt hatte, bevor er hatte aufwachen müssen. Irgendetwas von Türen, die zu groß für die Öffnung waren, in die sie eingebaut werden sollten. Er träumte immer solche Dinge, wenn ein Auftrag in die Montagephase kam. Müde schob er die zerknüllte Decke zur Seite, stand auf und schlurfte ins Bad. Sein Spiegelbild sagte ihm, dass er genauso kaputt aussah, wie er sich fühlte.
    Max quetschte den letzten Rest aus der Zahnpastatube auf die Bürste. Seine grün-braun gesprenkelten Augen fielen ihm immer wieder zu, während er sich die Zähne schrubbte. Dann versuchte er seine braunen Haare, die wie jeden Morgen in alle Richtungen abstanden, halbwegs in Form zu bringen. Es wurde mal wieder Zeit, dass er zum Friseur ging.
    Vielleicht heute, auf jeden Fall würde er pünktlich gehen. Hoffentlich.
    Das Auto sprang erst beim zweiten Versuch an.
    „Reiß dich zusammen!“, sagte Max zu seinem alten Golf. „In zwei Wochen ist die Jahresinspektion, bis dahin musst du durchhalten!“
    Ihm entging allerdings das seltsame Rasseln nicht, das gestern irgendwie noch nicht da gewesen war.
    In der Firma war bereits Licht. Die ersten Elemente lagen schon auf dem LKW, und eine Stunde später fuhr der Laster dann wie geplant los. Max beschloss, sich dies rot im Kalender anzustreichen, denn normalerweise kam der Zustand ´planmäßig` in dieser Firma nicht vor.
    Der Rest des Tages verlief dann allerdings alles andere als planmäßig. Max´ Hoffnungen, pünktlich nach acht Stunden das Gelände verlassen zu können, wurden zunichte gemacht, noch bevor er seinen Computer richtig hochgefahren hatte. Wie so oft kam der Chef ins Büro gestürmt, eine Skizze in der Hand. Er bräuchte diese ganz dringend als Zeichnung und die Kostenkalkulation dazu. Die Einwände, dass die Planung für den aktuellen Auftrag heute fertig werden müsste, wurden komplett ignoriert. „Nicht aufregen“, dachte sich Max. „Bloß nicht aufregen!“ Er atmete tief durch, ein und aus, ein und aus. Dann holte er sich aus der untersten Schublade seines Schreibtischs die Tafel Schokolade für den Notfall, stopfte sich drei Stücke auf einmal in den Mund und lutschte sie langsam auf. Er seufzte. Den pünktlichen Feierabend konnte er wohl vergessen. Wieder einmal. Resigniert holte er sich noch eine Tasse Kaffee und begann mit der Arbeit.
    Am frühen Nachmittag kam der Chef wieder ins Büro gerannt. Der Architekt vom derzeitigen Auftrag bräuchte dringend die Planung zur Freigabe, die sollte doch schon längst fertig sein. Max holte tief Luft, um nichts Unüberlegtes zu sagen, und gab seinem Chef die Zeichnung und die Kalkulation, die er ja so dringend brauchte.
    „Ich bin dabei!“, meinte Max.
    Der Chef schaute auf das Papier in seiner Hand.
    „Das hätte doch warten können, der Auftrag ist wichtiger, das habe ich Ihnen doch gesagt, Herr Anders!“
    Wieder einmal fehlten Max die Worte bei dieser Dreistigkeit, ob dieser Kerl überhaupt noch schnallte, was er manchmal von sich gab?
    „Ich mache es heute noch fertig“, sagte er brav.
    „Gut.
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