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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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1
    Als Auftakt zum Spanischen Bürgerkrieg überquerte im Juli 1936 ein Teil der spanischen Armee unter dem Kommando von General Francisco Franco von Marokko aus die Straße von Gibraltar zum europäischen Festland.
    Von August bis Oktober schwächten die Nationalisten den Widerstand der republikanischen Truppen erheblich und erreichten die Tore von Madrid. Die spanische Regierung teilte die allgemeine Überzeugung, dass die Hauptstadt fallen würde, und beschloss ihren eigenen sofortigen Rückzug nach Valencia.
    Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, die Goldreserven des Landes – die viertgrößten der Welt – aus Francos Reichweite zu bringen. Es wurden verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen, und schließlich entschied sich Ministerpräsident Negrín dafür, sie im loyalen Murcia in Sicherheit zu bringen.
    Die gewaltige Aufgabe, diesen ungeheuren Transport zu organisieren, übernahm der Leiter der Spanischen Bank, Francisco Méndez Aspe, mit der heimlichen Unterstützung von Alexander Orlow, dem Leiter des russischen NKWD in Spanien.
    Vier Claveros der Bank – Hüter der Tresorräume – beaufsichtigten hundert Schreiner, Metallarbeiter und Schlosser
beim Öffnen von Kassetten und dem Zählen des Inhalts – der fast ausschließlich aus Goldmünzen bestand. Anschließend wurde der Schatz in 10.000 speziell dafür angefertigten Holzkisten verpackt.
    Mehrere Tage und Nächte lang fuhr die motorisierte Brigade der sozialistischen Arbeiterpartei, unterstützt von hundert Carabineros und Soldaten, zwischen der Banco de España und dem Bahnhof Mediodía in Madrid (heute besser bekannt als Atocha-Bahnhof) hin und her, wo die Kisten in einen Spezialzug nach Cartagena verladen wurden.
    In der Mittelmeerhafenstadt übernahm die spanische Marine die Kisten und brachte sie in ihr Arsenal in der Festung La Algameca. Von dort aus wurden 2.100 Kisten nach Paris geschickt, als Bezahlung für Unterstützung und Material, das die Republik Frankreich geschickt hatte.
    Am einundzwanzigsten Oktober erreichten vier russische Schiffe Cartagena. Eine sowjetische Panzerbrigade aus dem nahen Archena brauchte drei Tage und Nächte, um die Kisten auf die Schiffe zu verladen, unter sporadischen Angriffen der deutschen Luftwaffe auf den Marinestützpunkt. Am fünfundzwanzigsten Oktober machten sich die vier Frachter mit einer Ladung von 7.900 Kisten Goldmünzen mit einem Gewicht von 510 Tonnen auf den Weg in die Ukraine.
    Am zweiten November erreichten drei Schiffe Odessa. Das vierte, die Kursk , legte acht Tage später an. Ein gepanzerter Zug unter der Bewachung einer Abteilung des 173. NKWD-Schützenregiments wurde von Stalin abkommandiert, um die kostbare Ladung entgegenzunehmen.
    So gelangte der größte Teil der spanischen Goldreserven nach Moskau. Stalin stellte der spanischen Republik prompt
eine Rechnung für die bislang geleistete Unterstützung und halbierte durch verzerrte Wechselkurse den Wert der spanischen Peseta gegenüber dem Rubel. Diese Maßnahme und ein wenig kreative Buchführung sorgten dafür, dass sich das spanische Guthaben in der UdSSR im Sommer 1938 auf Null reduziert hatte.
    Im selben Jahr geschahen drei bedeutende Dinge, die mit dem Goldschatz zu tun hatten: Orlow, der auf seinen Posten in Spanien zurückgekehrt war, wurde nach Moskau beordert, und flüchtete aus Furcht vor einer möglichen Exekution in die USA. Vier Finanzkommissare, die das Gold gezählt hatten – Grinko, Krestinski, Margolis und Kagan –, wurden nach Sibirien verbannt. Und die spanischen Claveros , denen man nach der Lieferung des Schatzes die Ausreise aus der Sowjetunion verweigert hatte, erhielten endlich ihre Visa und konnten in Amerika ein neues Leben beginnen.
    Nach Francos Tod 1975 tauchten viele spanische Dokumente auf, die bis dahin geheim gehalten worden waren. Doch noch zwanzig weitere Jahre vergingen, bevor man sie mit den entsprechenden Papieren in Russland vergleichen konnte. Es zeigte sich, dass Orlow noch in Spanien eine Quittung für 7.900 Kisten ausgestellt hatte – was mit der Anzahl der aus Madrid abtransportierten Kisten übereinstimmte.
    Aber der Lieferschein, den Méndez Aspe in Cartagena unterzeichnete, beinhaltete nur 7.800 Kisten, die Menge, die in Odessa auch von Orlow bestätigt und von den Kommissaren gegengezeichnet wurde.
    Die hundert fehlenden Kisten hätten, wenn sie heute gefunden würden, einen Wert von über zweihundert Millionen Dollar.

1973

2
    In vorkolumbianischer Zeit, vor der Ankunft
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