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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Platz war wirklich unheimlich und ungemütlich. Gwendolyn rümpfte ihr spitzes Näschen. Sie alle vernahmen den strengen Geruch von Schwefel und Qualm. Er biss in ihren Augen und kratzte im Hals.
    „Wo sollen wir nach den Sachen suchen?“, murmelte Wilbur. Er hatte sich die Höhle viel kleiner vorgestellt. Das hier war ja ein regelrechtes Höhlensystem – ein Labyrinth!
    „Wo ist denn der Eingang?“, wunderte sich Dina. Welcher Gang führte nach draußen?
    „Seht mal dort!“
    Muschelstaub machte sie auf einen schwachen Lichtschein am Ende des Ganges aufmerksam, der in unregelmäßigen Abständen aufglimmte und flackerte. Das wollten sie sich einmal genauer ansehen. Der Gang machte eine scharfe Biegung nach rechts. Das unsichere Licht fasste hier Selbstvertrauen, schien heller, gelblicher, rötlicher.
    „Das sind Flammen!“, rief Muschelstaub erschrocken und wich zurück.
    „Gwendolyn! Hast du nicht gesagt, dass der Feuerschatten weg ist?!?“
    Die kleine Fee wurde blass.
    „Ich habe ihn nicht gesehen. Wirklich nicht!“
    „Pssst! Seid nicht so laut!“, mahnte sie Loki.
    Aber da war noch etwas. Ein leises Geräusch drang aus derselben Richtung zu ihnen, in die sie der Lichtschein gelockt hatte. Es hörte sich an wie ein Wispern, dann wurde es lauter. Dina wurde hellhörig. Jemand rief nach ihr.
    Das war Joe!
    Ihr Herz machte einen Sprung. Ohne auf die warnenden Rufe der anderen zu hören, lief sie, rannte sie zu den Flammen, die sie in einen weiteren der unzähligen Gänge führten.
    Der Raum, der sich vor ihr öffnete, war heller als die übrigen. Die roten Flammen, die die linke hintere Ecke der unheilvollen Steinhalle abgrenzten, warfen wild tanzende, züngelnde Schatten an die kantigen Wände. Doch das Feuer war nicht die einzige Lichtquelle.
    Dina blieb abrupt stehen. Sie hatte den Höhleneingang gefunden. Zackige spitze Felsen ragten wie Reißzähne sowohl vom Boden als auch von der Decke und gaben Dina das Gefühl, von dem furchtbaren Maul eines Monsters verschluckt worden zu sein. Wie eine herausgestreckte Zunge ragte ein Felsvorsprung aus dem weit aufgerissenen Steinmaul. Grauweißer Schnee war darauf zu erkennen. Ganz schwach durchbrach das blasse Nachtlicht die dunklen Wolken, die den Eingang verhüllten, und fiel matt durch die grässlichen, großen Zahnlücken der Felsen. Einen Drachen sah Dina jedoch nicht.
    „Joe?“, rief sie vorsichtig.
    „Dina? Dina! Hier bin ich!“
    Die Stimme kam aus der hinteren linken Ecke – aus den Flammen! Dina lief klopfenden Herzens zu dem Feuerkäfig, der Joe gefangen hielt. Hinter den auflodernden Flammen konnte sie sein Gesicht blitzen sehen.
    „Joe, ich hol dich da raus, warte!“
    Sie stand unschlüssig vor dem Feuer, schaute nach links, lief ein paar Schritte nach rechts. Womit sollte sie die Flammen löschen? Der Schnee! Bleich und farblos lag er auf der Zungenspitze der Grimasse des Eingangs.
    Sie zwängte sich zwischen die Felsenzähne hindurch und schaufelte mit der einen Hand so viel Schnee herbei wie sie erreichen konnte. Mit der anderen Hand klammerte sie sich an einem Felszacken fest. Der Wind hier oben war rau und eisig. Er pfiff ihr um die Ohren, zog an ihren Kleidern und riss an ihren Haaren. Wenn der Wind die dunkle Rauchwolke vor dem Eingang kurz aufriss, konnte Dina das schwarze Meer weit unter ihr schäumen sehen. Die Höhle bot keinen Blick auf die Insel. Sie drehte ihr den kalten Rücken zu.  
    Hastig trug sie den Schnee in das Innere der Höhle und warf es auf die lodernden Flammengitter. Zischend, fauchend wichen sie vor dem nasskalten Feind zurück.
    Dreimal trug Dina Schnee herbei, bis die Flammen so weit gebändigt waren, dass Joe einen Weg aus seinem heißen Gefängnis fand.
    „Dina, wie kommst du hierher?“, wunderte sich Joe.
    Doch Dina beachtete die Frage gar nicht. Sie blickte besorgt in sein blasses Gesicht und überprüfte seine Schultern, in die der Drache seine Krallen gestemmt hatte. „Mir geht es gut.“, meinte Joe, doch er war durch den Schreck noch recht wackelig auf den Beinen. „Er hat mir nichts getan. Ich glaube fast, der Drache stellt sich böse. Er kommt mir eher vor wie ein Wächter. Nur nimmt er seine Aufgabe sehr ernst.“
    „Oh, ich bin so froh, dich wiederzusehen!“, rief Dina erleichtert.
    „Und ich erst! Hallo Muschelstaub!“, rief Joe dem Sandling entgegen, der zaghaft seinen Kopf um die Ecke steckte.
    „Der Feuerschatten ist nicht hier, ihr könnt ruhig alle kommen.“, versicherte ihm
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