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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
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ihn.
    „Beeilt euch doch bitte“, rief er über seine Schulter, „ihr müsst Dina helfen.“
    Der Drache machte einen weiteren Schritt auf das Mädchen zu. Seine geweiteten Nüstern bebten unweit vor ihrer Nase, bliesen stinkenden, dunklen Rauch in ihr Gesicht.
    Er holte tief Luft. Die Felskante unter Dinas Füßen bröckelte.
    Dina schwankte, verlor das Gleichgewicht, der Wind riss an ihr.
    „Hilfe!“, rief sie, dann stürzte sie in die Tiefe.
    „Dina!“
    Joe sah entsetzt, wie sie aus seinem Sichtfeld verschwand. Sekunden später breitete der Drache seine weiten Flügel aus und stürzte sich in die gleiche Tiefe, in welche Dina gefallen war.
    „Ich hab es!“, rief Gwendolyn.
    Sie nahm hastig etwas Zauberpuder und blies ihn auf den frischen Vertrag:

    „Keine Grenzen sollen mehr
    das Gute von dem Guten trennen.
    Nur das Feuer hat es schwer,
    wird am Guten sich verbrennen.

    Die Menschenkinder halfen mit,
    dank ihnen ist Fangonia frei!
    Es ist für uns ein guter Schritt.
    Als Dank nun schick nach Haus die drei!“

    Dina fiel und fiel. Fiel durch die dunkle Wolke, fiel durch den reißenden Wind – durch die abgrundtiefe Dunkelheit. Hoch über ihr glühte ein roter Feuerball, blähte sich auf, und verpuffte in dunklem Rauch. Es folgte ein greller Blitz, der von der Bergspitze hinab, über sie und ganz Fangonia hinwegrollte. Dann war alles aus.

Zu Hause

    T räumerisch ruhte Dinas Blick auf dem silbrig grauen Ozean. In endloser Weite erstreckte er sich vor ihr. Sie war am Strand neben einer kleinen Steinmauer aufgewacht. Der harte Aufprall auf den Felsspitzen, den sie erwartet hatte, war nie gekommen. Sie saß im weichen, warmen Sand. Alles war friedlich hier.
    Rechts neben ihr schlief Joe. Sie berührte vorsichtig sein schwarzes Haar. Zu Dinas linker Seite lag ein fremder Junge. Sein tiefbraunes Haar hing ihm über die schmalen Schultern. Er regte sich und schlug die Augen auf. Verwundert sah er sich um und blickte Dina fragend an.
    „Ist es vorbei?“, flüsterte er.
    Dina nickte.
    „Ja!“, sagte sie leise.
    Weit hinten auf dem Meer sahen die Fischerboote aus wie kleine Punkte. Eine sanfte Brise wehte Dina die salzige Luft freundlich um die Nase.
    „Was ist passiert?“, fragte Chris.
    „Ich weiß es nicht. Ich denke, der Zauber hat gewirkt.“
    Wie es den anderen jetzt wohl auf Fangonia erging? Bestimmt blickten Wilbur und Prinzessin Gwendolyn einer frohen Zukunft entgegen. Muschelstaub würde Achtung vor seinem Volk finden. Die Zwerge und die Riesen… Für sie würde sich wohl nicht viel ändern. Oder doch? Ob sie ihre neuen Freunde jemals wieder sehen würde?
    Weiter hinten am Strand, dicht bei dem Holzsteg saß eine alte Frau. Sie beugte ihr Gesicht tief über das Netz, das zum Flicken auf ihrem Schoß lag. Der weite Rock war um sie herum im Sand ausgebreitet. Manchmal ließ sie die Arme sinken und blickte wehmütig auf das Meer hinaus.
    Chris beobachtete die Frau.
    „Das ist Marla“, sagte Dina.
    Doch Chris war bereits aufgestanden. Langsam ging er auf die Frau zu. Er hatte sie sofort erkannt, doch konnte es sein? Vierzig Jahre, ja es konnte sein. Nur er war noch immer ein elfjähriger Junge.
    Als er noch ein paar Meter von der alten Frau entfernt war, blickte sie zu ihm. Langsam ließ sie das Netz sinken. Ihre Augen tasteten ungläubig das Gesicht des Jungen ab. Fragend, zweifelnd, hoffend. Dann stand sie auf, und der Junge rannte in ihre ausgebreiteten Arme.
    Dina sah zu, wie die beiden lange umschlungen dastanden. Still vor unfassbarem Glück.
    Sie lächelte. Neben ihr wachte Joe auf. Er rieb sich ein paar Mal fest die Augen. Dann strahlte er über das ganze Gesicht. „Wir sind wieder hier, Dina?“
    „Ja, Joe. Wir sind wieder in Gutao.“
      Joe setzte sich neben sie und beobachtete Chris und Marla, die sich jetzt in den Sand gesetzt hatten und freudig aufgeregt miteinander sprachen. Chris gestikulierte wild. Marla schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. „Wahrscheinlich erzählt er ihr gerade von den Zwergen!“, lachte Joe.
    „Ja, das wird er wohl.“, meinte Dina.
    Ein paar Minuten saßen sie still nebeneinander und schauten auf das ruhige Meer hinaus.
    „Hattest du eigentlich große Angst, als du bei dem Drachen warst?“, fragte Dina nach einer Weile.
    „Nein, ich hatte keine Angst“, sagte er bestimmt.
    „Ach, komm schon.“ Dina stieß ihn sanft in die Seite.
    „Nein wirklich nicht.“, beharrte Joe.
    „Erinnerst du dich noch an das Neumond-Fest bei den
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