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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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ihrem Motorrad hinter Newmans Citroen hergefahren. Durch ihr Nachtglas hatte sie aus der Ferne beobachtet, wie er über den Zaun gesprungen war. Danach war sie zu diesem Beobachtungspunkt weitergefahren, um verfolgen zu können, was auf dem Klinikgelände vorging. Jetzt hielt sie die Okulare des Nachtglases an die Augen und verfolgte erschrocken, wie Newman irgend etwas mit einem Tritt umwarf, nachdem er die Uniformierten mit einem Schuß in die Flucht getrieben hatte.
    Blanche wußte, daß die rennende Gestalt Newman war – sie kannte seine Bewegungen inzwischen gut genug, um sich ihrer Sache ganz sicher zu sein. Die Uniformierten, die mit ihren Gasmasken wie Gestalten aus einem Horrorfilm wirkten, rannten hinter Newman her, kamen ihm allmählich näher und schlossen in dem Graben, über dem Blanche stand, bis auf 30 Meter zu ihm auf. Sie preßte die Lippen zusammen, während sie sich nach dem Sturzhelm bückte, der vor ihren Stiefeln lag.
    Der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht und nahm ihr zeitweilig die Sicht. Blanche setzte sich den Helm auf. Dann griff sie in ihre Jackentasche und holte etwas Eiförmiges in der Größe eines Tennisballs heraus, die Handgranate. Blanche streifte ihren rechten Handschuh ab. Im Mädchenpensionat in Gstaad war sie die beste Tennispielerin der Schule mit einem von allen Gegnerinnen gefürchteten Aufschlag gewesen. Sie zögerte noch und schätzte den Abstand zwischen Newman und seinen Verfolgern ab, der Engländer war etwas langsamer geworden, aber die Uniformierten kamen ihm trotzdem kaum näher. Newman erreichte die Stelle, wo der Graben nach rechts abknickte. Blanche zog den Sicherungsstift aus der Handgranate, hielt sie hinter dem Rücken und zählte bis drei.
    Im Grunde genommen war es eine Ironie des Schicksals, daß Viktor Signer ihr Gelegenheit verschafft hatte, diese Handgranate an sich zu bringen. Ihre Hand beschrieb einen weiten, kraftvollen Bogen. Blanche warf die Eierhandgranate und hielt den Atem an. Sie landete nur zwei, drei Meter vor den bergauf hastenden Uniformierten, rollte ihnen entgegen und detonierte. Der vorderste Mann riß beide Armen hoch und brach mit einem Aufschrei zusammen. Auch die Männer hinter ihm konnten sich nicht auf den Beinen halten einige von ihnen krochen noch ein Stück auf allen vieren weiter, bevor sie ebenfalls zusammensanken. Newman hörte die Detonation. Sie gab ihm die Kraft für einen Endspurt den Graben hinauf, denn er glaubte, seine Verfolger setzten Handgranaten gegen ihn ein.
    Als das Gelände vor ihm wieder eben wurde, hatte er den Maschenzaun – und die dahinter parallel zum Waldrand verlaufende Straße – dicht vor sich. Rechts von sich entdeckte Newman ein Tor. Als er es erreichte, sah er, daß es mit einem Vorhängeschloß gesichert war. Er riß die Pistole aus der Jackentasche, schoß es auf, zwängte sich durch das nur einen Spalt weit zu öffnende Tor und torkelte die Straße entlang. Er trug noch immer die Gasmaske, als Leupin ihm entgegengelaufen kam.

37
    Montag, 20. Februar.
    In Bern hatte es nachts zu schneien begonnen. Newman, der die halbe Nacht bei Beck in der Taubenhalde verbracht hatte, stand gähnend auf, nahm seine Armbanduhr vom Nachttisch und ging ans Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen. 7.40 Uhr. Er drehte sich nach Nancy um, die mit offenen Augen auf dem Rücken lag.
    „Komm her und sieh dir das an!“ forderte Newman sie auf. Sie stand wortlos auf und trat ans Fenster, wobei sie in ihren Morgenrock schlüpfte. Zum erstenmal seit ihrer Ankunft präsentierte Bern sich ihnen ganz in Weiß. Dick verschneite Dächer jenseits der Aare. Autoscheinwerfer, die langsam die Aarstraße entlangkrochen. Eine beleuchtete Straßenbahn, die über die Kirchenfeldbrücke rollte. Große, feuchte Schnee-flocken, die der Wind schräg an ihrem Fenster vorbeitrieb.
    „Was wird aus Grange, Signer und Kobler?“ wollte Nancy wissen. „Du bist völlig erledigt und nicht mehr ansprechbar gewesen, als du von Beck zurückgekommen bist. Ich kann mir vorstellen, daß dein Erlebnis in der Klinik Bern dich ziemlich mitgenommen hat. Und ich find’s nett von dir, daß du als erstes hierher gekommen bist…“
    „Beck hat sich ziemlich vage ausgedrückt. Die Polizei hat einen Film, den ein verstecktes Kamerateam vom Waldrand aus von meiner Flucht gedreht hat. Sie hat die Gasmaske, die ich getragen habe. Sie hat meine Zeugenaussage – aber ich muß in Bern bleiben, bis die Ermittlungen endgültig abgeschlossen sind…“
    „Welche
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