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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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Ermittlungen?“
    „Die Schweizer waschen ihre schmutzige Wäsche nicht gern in aller Öffentlichkeit. Welches Land tut das schon gern?
    Außerdem geht es bei dieser Sache auch um die militärische Sicherheit.“ Newman machte eine Pause. „Die Polizei hat natürlich auch die Aussage des Hausmeisters Willy Schaub, der tüchtig ausgepackt hat.“
    „Aber sie hat Grange noch nicht verhaftet?“
    „Sie muß sehr, sehr behutsam vorgehen. Nach Möglichkeit soll nicht durch die Presse gehen, daß der gefährlichste Kampfstoff der Welt in der Schweiz entwickelt und erprobt worden ist.“
    „Aber kann Grange nicht das Beweismaterial – die Gasbehälter, die du im Atombunker gesehen hast – beseitigen lassen, wenn er nach wie vor in der Klinik Bern ist?“
    „Nein, das ist eigenartigerweise unwahrscheinlich. Er ist arrogant – und wahnsinnig – genug, um sich einzubilden, auch diesmal mit heiler Haut davonzukommen. Grange ist stolz darauf, daß er dieses Giftgas entwickelt und hergestellt hat. Er und seine Mitverschwörer halten sich für Patrioten. Und die Geschichte wird dadurch kompliziert, daß Grange behauptet, Jesse sei vermutlich an Cholera erkrankt. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort ‚vermutlich‘. Er kann später einfach sagen, er habe sich bedauerlicherweise geirrt – aber bis dahin bleibt die Klinik unter Quarantäne. So ist eine Art Pattsituation entstanden…“
    „Jesse hat mich großgezogen.“ Nancys Stimme klang plötzlich rauh. „Er ist wie ein Vater zu mir gewesen.“ Newman starrte sie forschend an. Sie stand hochaufgerichtet am Fenster und blickte in das Schneetreiben hinaus, als sehe sie dahinter ein nur für sie erkennbares Bild. „Er hätte einen besseren Tod verdient“, stellte sie – wieder mit diesem seltsamen und beunruhigenden Tonfall – fest.
    „Grange und seine Komplizen werden sicher noch geschnappt“, beschwichtigte Newman sie.
    „Ja, natürlich! Willst du zuerst ins Bad? Ich bestelle inzwischen unser Frühstück.“
    Newman beeilte sich im Bad, machte es für Nancy frei, die sich wortlos an ihm vorbeidrängte und die Tür zuknallte. Er zog sich in dem Bewußtsein an, daß diese Sache noch keineswegs ausgestanden war. Als Nancy aus dem Bad kam, trug sie einen Kaschmirpullover und in niedrigen Lederstiefeln steckende Hosen – wie daheim in Arizona. Beim Frühstück merkte Newman ihr an, daß ihre Stimmung umgeschlagen war.
    Sie reckte angriffslustig das Kinn vor und sprach rasch und energisch.
    „Ich fliege am Mittwoch nach Tucson zurück“, verkündete sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. „Ich fliege um fünfzehn Uhr mit der Dan-Air nach Gatwick und von dort aus mit American Airlines weiter nach Dallas…“
    „Aber ich muß bis zum Abschluß der Ermittlungen hierbleiben…“
    „Ich lasse mich nicht gern ausnützen, Bob. Du hast mich für deine Zwecke gebraucht, seitdem wir uns in London kennengelernt hatten. Du hast nach jemand gesucht, der dich in die Klinik Bern einschleusen konnte – und ich bin die Idealbesetzung für diese Rolle gewesen. Daß ich an diesem Abend in Bewick’s meinen Geburtstag feiern würde, wußten sämtliche Kollegen im St. Thomas Hospital. Einer von ihnen muß dir den Tip mit meiner Geburtstagsparty gegeben haben, so daß du ‚zufällig‘ am Nebentisch aufkreuzen konntest. Das hast du wirklich prima hingekriegt!
    Die ersten Zweifel sind mir dann in Genf gekommen. Du hast dich verwandelt, du bist zum Jäger geworden. Seither hat’s alle möglichen eigenartigen Vorfälle gegeben. Telefongespräche, bei denen die Anrufer angeblich die falsche Nummer gewählt hatten. Treffen mit geheimnisvollen Leuten, von denen du nach deiner Rückkehr kein Wort erzählt hast. Ich weiß nicht, für wen du arbeitest, aber ich weiß ganz sicher, daß du mich ausgenützt hast. Das stimmt doch, nicht wahr?“
    „Ja, bis zu einem gewissen Grad.“
    „Was soll der Unsinn? Wozu die Einschränkung?“
    „Weil ich dich später ehrlich liebgewonnen habe…“
    „Scheiße!“
    „Ganz wie du meinst …“
    „Und jetzt läßt du mich bitte hier allein. Ich muß in Tucson anrufen, um Linda zu warnen, daß ich heimkomme.“
    „Sie schläft bestimmt schon“, wandte Newman ein. „Der Zeitunterschied zu Arizona beträgt acht Stunden.“
    „Linda geht nie vor zwei Uhr morgens ins Bett – und in Tucson ist’s erst Mitternacht. Am besten gehst du runter und kaufst dir eine Zeitung – oder versuchst, irgendwo ein Mädchen
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