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Unheiliger Engel (German Edition)

Unheiliger Engel (German Edition)

Titel: Unheiliger Engel (German Edition)
Autoren: Andrea Mertz
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Prolog
     
    E
    s gab einst eine Zeit, da war ich göttliches Licht, nächtlicher Sterne n glanz, das Strahlen der Sonne, der helle Schein des Mondes, zucke n der Blitz und tosender Donner. Ich war eins mit dem Himmel und den Elementen, ein Teil der Sphären und Universen. Es gab w e der Anfang noch Ende, nur das reine Sein, endlose Harmonie und Frieden. An meiner Seite sta n den meine Brüder, schon immer und für immer, sie waren himmlische Lichtg e stalten wie ich, die überirdisch wa n delten. Gott war unser liebender Vater und alles war gut.
    Dann schuf er sie aus einer Laune heraus, die unwürdigen Wesen, so unfe r tig und hilflos wandelnd, geboren aus Staub und Lehm. Er gab ihnen Namen , eine Heimat und hauchte ihnen seinen Odem ein. Gott nannte sie seine Ki n der. Doch anstelle ihm zu huld i gen und ihm zu dienen wie wir, verfielen die Menschen alsbald der Sünde und kehrten sich ab vom Pfade der Tugend. Trotz allem b e harrte Gott auf seiner Liebe zu ihnen, verzieh ihr frevler i sches Tun und widmete ihnen seine ganze Aufmerksamkeit. Wir sollten uns ihnen beugen, den wertlosen Staubwesen, vor ihnen knien und sie mit unseren Flügeln aus göttl i chem Licht emporheben aus dem Dunst der Erde. Wir sollten sie lieben und anne h men, so wie er es tat.
    Aber wie sollten wir das tun? Und nichts war mehr gut. Manche Engel lehnten sich auf gegen Gott, sie fühlten sich vernachlässigt und ungeliebt. Sie zwe i felten an seinem Tun, seiner unerschütterlichen Liebe zu den Menschen und en t zweiten sich, so wie ich. Aus he l lem Licht wurden düstere Schatten und aus Harmonie Zwietracht.
    Und Gott sprach zu unserem Ersten, zu Luzifer, dem Für s ten der Engel und Sohn der wundervollen Morgenr ö te, so prächtig und schön: „Der du das Bild der Vollendung warst, voll er Wei s heit und vollkommen an Schönheit. Du warst in Eden, dem Garten Gottes und allerlei Edelgesteine waren deine Decke. Du warst ein schimmernder, gesalbter Cherub und allein ich hatte dich dazu gemacht. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen w u r dest , bis Unrecht an dir gefunden wurde. “
    Luzifer, der schöne Morgenstern, empörte sich ob dieser anklagenden Wo r te. Er empörte sich, dass Gott ihm vorwarf, die Menschen zum Bösen ve r führt zu haben, um ihm und uns zu beweisen, dass ihre Natur vom Grunde her böse sei.
    Da setzte Gott zornentbrannt nach: „Du sprachst in deinem Herzen: Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erh e ben, und mich niede r setzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wolkenh ö hen, mich gleichmachen dem Höchsten. “
    So fiel Luzifer durch seinen Hochmut, denn er hatte sich selbst erhöht und über unseren Vater gestellt. Entgegen se i nem Tun mit den Menschen hatte Gott allerdings keinerlei Mi t leid mit Luzifer und verbannte ihn für immer. Er warf ihn als Blitz vom Himmel und der l ichtbringende Morgenstern fiel he r nieder auf die Erde. Er wurde zum verstoßenen Satan und die Elemente to b ten wütend.
    Aus Luzifers Verdammung resultierte der offene Aufstand aller Engel, die ihm zugetan waren, und Bruder wand te sich gegen Bruder. Ich konnte in jenem M o ment weder begreifen noch ermessen, was es bedeute te , doch es gab kein En t rinnen für mich und allein meine Zweifel an Gottes Tun waren meine Schuld. Wir kämpften eine Schlacht der Engel, ein unerbittliches Gemetzel ohne Gnade und der Himmel färbte sich blutrot unter unserem unseligen Tun.
    Irgendwann stand ich Michael gegenüber, seinem Erzengel, meinem Bruder und Lehrmeister. Unser Licht verschmolz für einen Moment der Ewi g keit und Stille. Diese Stille herrschte auch in mir, doch aus dieser trüger i schen Ruhe wurde allzu schnell wieder Sturm. Als unsere Schwerter aus gleißendem Feuer aufeina n dertrafen, zuckten Blitze vom Himmel und Feuersä u len stoben in die Nacht. Jeder Hieb war von heftigem Donnergrollen begle i tet. Michael galt unter uns Engeln als unbesiegbar, und ich konnte ihm nicht lange standhalten. Tatsächlich wollte ich es auch nicht, denn ich hätte ihm niemals schaden können. Dazu ve r band uns zu viel. So bäumte ich mich ein letztes Mal auf, als M i chael mir sein Schwert vernichtend in die Seite stieß. Ich sah Tränen in seinen Augen, als ich mich krümmte und zusammenbrach, das unselige Schwert meinen Händen en t glitt. Ich stürzte und fiel von Schmerzen gepeinigt, ungläubig darüber, dass er mich verletzen konnte.
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