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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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Boris
mit zitternder Stimme,
    »Gut.« Sie sah hinab auf
Clurmans Kopf, streichelte das blonde Haar des Toten ein paarmal — und dann
steckte sie sich plötzlich den Lauf der Automatic in den Mund und drückte ab.
    Wanda stöhnte leise auf, dann
rutschte sie von der Couch und blieb bewußtlos liegen. Carole Freeman saß
regungslos da, das Gesicht eine starre Maske; nur an den Augen konnte man den
Schmerz und die irre Angst ablesen, die in ihr tobten. Jemand räusperte sich
behutsam, und ich sah mich um.
    »Bitte, Mr. Baker, wer bin
ich?«
    »Sie sind Carl Westcott«,
erklärte ich ihm. »Sie haben das Mädchen niemals umgebracht. Eugene hat sie
ermordet und Ihnen die Tat aufgehalst.«
    »Ich bin ja so froh, daß ich
Yvonne nicht erwürgt habe«, sagte er langsam. »Aber nun, da Eugene tot ist, wer
wird sich um mich kümmern?«
    »Ich glaube nicht, daß Sie sich
deswegen Gedanken zu machen brauchen«, sagte ich. »Ich nehme an, daß Sie das
gesamte Westcottvermögen erben. Sie werden ein sehr reicher Mann sein, Carl.«
    »Und wir werden noch sechs
volle Tage auf dieser verdammten Insel zubringen müssen«, sagte Boris
erbittert, »mit lauter Leichen zur Gesellschaft.«
    »Wie kommt das?« fragte Carl.
    Ich erklärte es ihm.
    »Ich verstehe.« Er nickte
nachdenklich. »Aber können wir nicht vielleicht ein Notsignal geben?«
    »Was denn für eins?« schnarrte
Boris. »Vielleicht ein Feuerchen?«
    »Genau das hatte ich im Sinn«,
sagte Carl fast heiter.
    »In einer halben Stunde wird es
hell, Carl«, erläuterte ich sanft. »Niemand wird es am Tag brennen sehen — und
selbst im Dunkeln müßten wir schon ein wahres Höllenfeuer entfachen.«
    »Ein Höllenfeuer?« Er dachte
ein paar Sekunden darüber nach. »Sagten Sie nicht, daß ich nach Ihrer Ansicht
alles erbe, was Eugene besaß, Mr. Baker?«
    »Stimmt, das sagte ich.«
    »Ich nehme an, zur Erbmasse
zählt auch dieses Haus?«
    »Gewiß«, sagte ich müde. »Es
gehört Ihnen ganz allein, Carl.«
    »Das freut mich zu hören.« Er
strahlte mich an. »Dann wollen wir uns beeilen und es anzünden.«
    »Was?« Ich sperrte Mund und
Ohren auf.
    »Ich kann mir keine bessere
Lösung denken, ein Höllenfeuer zu entfachen«, sagte er fröhlich. »Sie
vielleicht?«
    Ich sah Boris einen Augenblick
an, dann nickten wir beide gleichzeitig. »Nein«, antworteten wir. Wir auch
nicht.«
    Und als das erste Licht der
Morgendämmerung über den Horizont im Osten kroch, standen wir fünf
zusammengedrängt auf der Mole und sahen zu, wie Château d’If in einem
spektakulären Feuerwerk verbrannte. Eine Stunde später rauschte eine Barkasse
der Küstenwache mit Spitzengeschwindigkeit auf uns zu, um herauszufinden, was,
zum Teufel, denn das alles zu bedeuten hatte.
     
     

10
     
    Eigentlich sollte sich ein
Mensch glücklich preisen, der sicher in seinem Apartment in Manhattan sitzt und
in der Abenddämmerung über den herbstlich-majestätischen Central Park schauen
kann. Und sicher täte das auch jeder, sagte ich mir ärgerlich, wenn ein
gewisser Herr namens Bell rechtzeitig aufgehört hätte, an seiner diabolischen
Erfindung herumzubasteln — ehe es zu spät war. Wieder klingelte das Telefon.
Ich hob ab, brüllte »Nein!« in die Muschel und hieb den Hörer auf die Gabel.
Fast gleichzeitig begann es erneut zu läuten.
    »Nun hör doch mal zu, Larry«,
erklang die verhaßte Stimme, als ich abhob. »Bin ich nun deine Agentin oder
nicht?«
    »Nein!« zeterte ich und legte
auf.
    Es dauerte drei Sekunden, bis
es wieder klingelte. »Larry, lieber Larry!« Die Stimme flehte. »Hier ist doch
Selma Bruten, mein Bester.«
    »Du meinst dieses
doppelzüngige, hinterlistige, verräterische, dicke, fette Krokodil, das Selma
Bruten heißt — diese Selma Bruten meinst du?« forschte ich interessiert.
    Eine lange Pause schloß sich
an. »Ja«, zischte mir schließlich eine halberstickte Stimme ins Ohr. »Diese
Selma Bruten, deine Agentin... mein Bester!«
    »Ich habe nie von ihr gehört«,
sagte ich und legte auf.
    Diesmal dauerte es etwa vier
Sekunden. »Hör endlich auf, mir auf die Nerven zu fallen!« rief ich in die
Muschel. »Ich zeige dich wegen Hausfriedensbruchs an!«
    »Larry!« zeterte sie
verzweifelt. »Es tut mir doch so leid, was da bei Westcott passiert ist, es tut
mir wirklich leid! Aber woher sollte ich denn wissen, daß er ein Verrückter ist
und...«
    »Eine gute Agentin hätte das
herausbekommen — vorher!«
    »Aber keiner von euch beiden
ist verletzt worden«, wimmerte sie. »Und
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