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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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all diese wunderschöne Publicity. Ich
habe schon zwei Fernsehgesellschaften an der Strippe, die sich darum schlagen,
euch beide für neue Serien zu verpflichten. Ich arbeite Tag und Nacht, spiele
eine gegen die andere aus, und jetzt ist der Vertrag fix und fertig, reif zur
Unterschrift, lieber Larry. Er ist noch besser als der, den Westcott
unterzeichnen wollte. Du wirst so reich werden, daß du dir...«
    »Du bist weder meine Agentin
noch die von Boris Slivka«, schnauzte ich. »Das haben wir dir in einem
Ferngespräch aus Kalifornien mitgeteilt, sobald wir von dieser verdammten Insel
weg waren. Also such dir gefälligst neue Klienten, die du dann an wen weiß ich
verkaufen kannst!«
    »Aber willst du dir den Vertrag
nicht wenigstens mal ansehen, bester Larry?« bat Selma inständig. »Dazu
brauchst du doch nicht mehr als ein paar Minuten. Ich könnte ihn dir gleich in
dein Apartment schicken und...«
    »Okay«, grollte ich. »Ich mache
dir einen Vorschlag, Selma. Du schickst ihn her, und ich lese ihn. Aber du
versprichst mir jetzt auf der Stelle: Wenn er mir nicht gefällt, hörst du ein
für allemal auf, mich per Telefon zu belästigen. Wie klingt das?«
    »Ganz ausgezeichnet, Larry!«
Sie schien gleich hysterisch werden zu wollen. »Abgemacht, ich verspreche es.
Der Vertrag liegt dir binnen einer Viertelstunde vor.«
    Ich legte auf, brannte mir eine
Zigarette an und sah mürrisch zum Fenster hinaus in den herbstlichen Abend. Zu
so einem Abend gehörte eine Liebesnacht, und die einzige feste Freundin, die
ich in Manhattan besaß, hatte vor zwei Tagen ihren Chef geheiratet. Das Leben
war wirklich ungerecht; ein Musiker konnte sich ja wenigstens in solcher
Situation ein Schlafliedchen spielen, ein Schlagersänger konnte heulen, bis er
einschlief — aber wer, zum Teufel, hatte je davon gehört, daß sich ein
Schriftsteller in den Schlaf geschrieben hätte?
    Der Ton des Türsummers weckte
mich aus meinen tristen Träumen, und ich ging hin, um Selmas Eilboten den
Vertrag abzunehmen. Als ich die Wohnungstür öffnete, drückte mir jemand einen
dicken braunen Umschlag in die Hand, der Eilbote marschierte schnurstracks an
mir vorüber in mein Apartment — wirklich in Eile! — und verschwand im
Schlafzimmer. Ich gewann den flüchtigen Eindruck, der Bote müsse weiblichen
Geschlechts sein, weil selbst die eiligsten Eilboten in Manhattan ja keine
Röcke tragen. Mehr allerdings hatte ich nicht erkennen können. Der Rest war nur
vage: ein Mantel mit breitem, hochgeschlagenem Kragen, ein um den Kopf
geschlungenes Tuch, aus dem nur Augen und Nase hervorgeschaut hatten. Was, zum
Teufel, war denn das nun wieder? Ich schloß die Tür, kehrte ins Wohnzimmer
zurück und starrte auf die geschlossene Schlafzimmertür. Selma Bruten hat ja
die verrücktesten Einfälle und Beziehungen, das wußte ich, aber daß sie eine weibliche
Geheimagentin eingespannt haben sollte, um Botengänge zu erledigen — das war
lächerlich.
    Die Schlafzimmertür öffnete
sich urplötzlich und ließ eine gloriose rothaarige Erscheinung hervortreten,
die ein hellblaues Baby-doll aus Seide trug. Sie näherte sich mir mit
warmherzigem Lächeln, und die überwältigende Oberweite wippte unter dem fast
durchsichtigen Stoff fröhlich mit.
    »Es hat mir die ganze Zeit
schon auf der Seele gelegen, Larry«, sagte sie leise.
    »Wanda?« stotterte ich. »Was
suchst du denn hier?«
    »Ich bringe dem Helden seinen
Lohn«, sagte sie. »Du hast ihn doch noch gar nicht bekommen, nicht wahr, mein
lieber, tapferer Retter!«
    »Und was... ist mit dem
Vertrag?« stammelte ich.
    »Der steckt in dem Umschlag«,
sagte sie ungeduldig. »Nun warte mal... wo waren wir denn stehengeblieben?«
    Sie flog mir blitzartig an die
Brust, und ich hielt sie eilends fest, ehe sie mir vielleicht wieder
wegrutschte. Sie schlang die Arme um meinen Hals und küßte mich
leidenschaftlich. Aber dann riß sie sich plötzlich wieder los.
    »Nein...« Sie runzelte die
Stirn. »Irgend etwas stimmt noch nicht ganz — o ja, jetzt fällt’s mir wieder
ein!«
    Sie nahm meine Hände und legte
sie behutsam um ihre Taille, dann schlang sie die Arme wieder um mein Genick.
Meine Hände packten automatisch zu, zogen sie noch fester an mich, worauf sie
leise stöhnte. Meine Lippen suchten nach ihren und verfehlten sie höchstens um
fünfzehn Zentimeter.
    »Es tut mir leid, Larry — fast
hätte ich’s ja vergessen«, sagte sie entschuldigend und warf dabei den Kopf
zurück.
    »Was hast du
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