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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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»Natürlich nicht
sämtliche Beteiligten, nur die wirklich wichtigen, wie Drehbuchautoren,
Produzenten, Hauptdarsteller — das mußt du doch verstehen, Larry?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Also...« Ihr Vollmondgesicht
strahlte gütig in Boris’ Richtung. »Aber du wirst verstehen...«
    »Nein«, sagte Boris energisch.
    »Ihr seid die schwerfälligsten
Klienten, mit denen ich je zurechtkommen mußte, wißt ihr das?« Sie holte tief
Luft, wobei sich ihr Kleid beängstigend dehnte. »Begreift ihr denn nicht, er
will weiter nichts als... Oh, erklären Sie es ihnen doch bitte, Wanda.«
    Das verträumte Rotköpfchen
gähnte und entblößte dabei scharfe weiße Zähnchen sowie eine hübsche rosarote
Zungenspitze. »Ehe Mr. Westcott den Vertrag unterzeichnet, möchte er euch beide
sowie die beiden Stars der geplanten Serie kennenlernen«, sagte sie
gelangweilt. »Es ist alles für eine Woche ab kommendem Mittwoch arrangiert.«
    »Vor- oder nachmittags?«
knurrte ich.
    Leichte Säure kam in ihre
Stimme. »Eine Woche lang«, wiederholte sie, »ab nächsten Mittwoch!«
    Ich bekam Stielaugen. »Du meinst
sieben volle Tage?«
    Wanda seufzte. »Genau.«
    »Völlig verrückt«, schnauzte
ich. »Was ist denn das für ein Kauz, dieser Westcott? Wenn er glaubt, wir
lassen uns auf Marathongespräche ein, dann irrt er sich aber. Hab’ ich recht,
Boris?«
    »Völlig recht, Towarisch.«
    Wanda zuckte die Schultern,
verlor offenbar jedes weitere Interesse.
    »Wenn ihr euch weigert, eine
Woche lang seine Gäste zu sein, braucht ihr gar keine Serie zu schreiben«,
erklärte Selma eisig.
    »Also — schreiben wir halt
keine«, sagte ich.
    »Als Weißrusse kann ich
stalinistische Methoden nicht gutheißen«, verkündete Boris mit unnachahmlicher
Würde. »Mein Vater, der Großherzog, hat mich nicht auf seinen Armen durch halb
Sibirien getragen, nur um mich einem anderen Diktator auszuliefern!«
    Selma bemühte sich, ein paar
Blatt Papier von ihrem Schreibtisch zu nehmen. Für sie war das weitaus
mühevoller, als es sich so liest, denn ihre Arme mußten ja immerhin erst den
135er-Umfang passieren, ehe sie an die Tischkante gelangten. Etwa fünf Sekunden
lang las sie, die Lippen gespitzt, und dann fuhr sie beiläufig laut fort, so,
als tue sie es nur für sich selbst.
    »Der Vertrag sieht vor, daß die
Herren Baker und Slivka, Autor und Produzent, pro Woche achttausend Dollar
erhalten. Ferner erhalten sie einen Anteil in Höhe von sechs Prozent aus den
Gesamteinnahmen der Serie — wie ihr hört, heißt es da >Gesamteinnahmen<,
nicht Gewinn. Dieser Anteil wird laufend bis zu einer Höhe von 240 Prozent der
Erstaufführungseinnahmen gezahlt...« Darauf widmete sie uns ein feistes fröhliches
aufgeblasenes superkapitalistisches Lächeln. »Es ist wirklich ein heller
Jammer, daß ihr Mr. Westcotts kleine Eigentümlichkeiten so unerträglich findet,
Boys, aber...«
    »Ich muß jetzt gehen und Koffer
packen«, erklärte Boris eilends. »Was zieht man denn am besten an, wenn man
eine Woche lang Gast eines Superkapitalisten ist?«
    »Du schäbiger Trotzkist!« sagte
ich gekränkt. »Superkapitalist! Vor ein paar Minuten war er noch ein
Stalinist!«
    »Hab’ ich das gesagt?« Er
lächelte unschuldsvoll. »Ich meinte natürlich Philanthrop.«
    »Willst du vielleicht auch
deine Ansicht ändern, Larry?« erkundigte sich Selma.
    »Ich denke nicht daran«,
schnarrte ich. »Nur weil dieser billige Bolschewik hier neben mir sich für
schnöden Mammon verkauft? Das ist kein Grund, meine Ansicht zu ändern. Man hat
ja schließlich seinen Stolz.«
    »Ganz wie du meinst.« Selma
zuckte die kolossalen Schultern und konzentrierte sich auf Boris. »Ich denke,
du findest jederzeit einen anderen Autor. Jedenfalls halte dich für die Abreise
am Mittwoch bereit. Um elf bist du hier in meinem Büro, wo Mr. Clurman — er ist
Mr. Westcotts Privatsekretär — dich und die anderen erwartet.«
    »Die anderen?« fragte Boris.
    »Mr. Westcott hat schon die
beiden Stars der Serie ausgesucht«, erklärte ihm Selma. »Sie begleiten dich —
und Wanda.«
    »Wanda?« entfuhr es mir.
    »Natürlich«, erwiderte Selma
gereizt. »Ich traue keinem von euch beiden Witzbolden, daß er mir nicht am Ende
doch noch das Geschäft verdirbt und mitten in der Woche einfach verschwindet.
Wanda fährt mit, um meine Interessen zu wahren.«
    »Wirklich?« Rotköpfchens Augen
verloren schlagartig jegliche Entrücktheit. »Fein! Vielen herzlichen Dank,
Selma.« Ihre wohlgeformte Unterlippe zitterte
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