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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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verführerisch. »Ich wollte schon
immer mal den Pazifik sehen.«
    »Das nenne ich einen Zufall.«
Ich lächelte sie herzlich an. »Ich wollte ihn nämlich auch immer schon mal
sehen. Und nun können wir ihn gar beide zusammen sehen!«
    »Du hast es dir aber wirklich
plötzlich überlegt, nicht wahr?« meinte Selma mit honigsüßer Stimme.
    »Mir ist halt der Gedanke
unerträglich, daß Wanda dem Pazifik zum erstenmal in ihrem Leben
gegenübertreten soll — mutterseelenallein«, erklärte ich.
    »Na, jedenfalls ist jetzt alles
in Butter«, frohlockte Boris. »Mittwoch früh treffen wir uns hier — ich, Larry,
Wanda und die — Stars?« Sein Kopf zuckte herum. »Was denn für Stars?«
    »Wie ich euch schon erzählt
habe«, sagte Selma, »hat Mr. Westcott bereits die Hauptdarsteller der Serie
ausgesucht; auch sie werden eine Woche lang seine Gäste sein.«
    Boris starrte sie an. »Und
wie«, fragte er aus rauher Kehle, »heißen sie?«
    »Eugene Westcott ist nie
zufrieden, wenn er nicht die besten Leute der Branche kriegt«, erklärte Selma
überzeugt. »Ich nehme an, daß er aus diesem Grunde auch Baker und Slivka
verpflichten will.«
    »Die Namen!« knirschte Boris.
    »Die besten Leute.« Ihre Kinne
bebten. »Carole Freeman und Anthony Lucas.«
    In Boris’ Bulldoggengesicht
spielten sich dramatische Szenen ab. »Das ist mein Ende!« verkündete er
leidenschaftlich. »Ausgerechnet Carole Freeman! Und noch ausgerechneter Anthony
Lucas! Was denkt sich dieser billige Stalinist denn, was wir für Pläne haben?
Sollen wir eine Reprise von Rosemarie drehen, in 39 Folgen und ohne Musik?«
Sein von Trauer verschleierter Blick traf mich. »Erklär du es ihr, Larry.«
    »Wir haben uns für diese Serie
etwas ganz Neues einfallen lassen«, erklärte ich der dicken Selma. »Nachdem das
Fernsehen sich mit einem gewaltigen Sprung nach vorn von den ewigen Box- und
Ringkämpfen losgerissen hatte, gab und gibt es ständig eine ganz bestimmte
Sorte Serien: komische Filme im häuslichen Milieu. Stimmt’s?«
    »Stimmt«, antwortete Selma und
nickte.
    »Also haben wir uns eine Serie
situationskomischer Filme einfallen lassen, die nicht im häuslichen
Milieu spielen«, sagte ich. »Selbstredend sind die Hauptfiguren Mann und Frau,
aber sie führen ein gänzlich unkonventionelles Leben. Beide sind berufstätig:
er ist Produzent am Broadway, sie Modeschöpferin.«
    »Daraus kriegen wir jede Menge
Gags«, sagte Boris. »Sie entwirft Badeanzüge. Dadurch bekommen wir Sex rein,
wie Sex im Fernsehen annehmbar ist — Dutzende von hübschen Mädchen, die in
Bikinis herumstehen, nicht krampfhaft weithergeholt, sondern milieugerecht.«
    »Wir kriegen sogar Humor
hinein, richtigen Humor — nämlich aus dem neuen Stück, das der Mann am Broadway
produziert«, erklärte ich weiter. »Wir nehmen Humor ferner aus den ehelichen
Auseinandersetzungen, die sich durch die unterschiedliche berufliche Tätigkeit
ergeben. Jedesmal, wenn sie eine Party veranstalten, bekommt er Stielaugen wegen
all der flotten Bienen in Bikinis, die in ihrem Dachgartenapartment
umherschwirren. Und sie gerät wegen der herzensbrechenden Schauspieler aus dem
Häuschen. Das gibt Komödien mit Pfiff!«
    »Und was für Pfiff!« Boris
schrie es fast heraus. »Mit Carole Freeman und Anthony Lucas — das wird
ungefähr so, als ob man mit Shirley Temple und James Bond ein Drehbuch von
Brecht verfilmen würde!«
    »Ihre letzte Serie war ein
enormer Erfolg«, verteidigte sich Selma. »Sie lief vier Jahre lang und war bei
den Trendexumfragen immer unter den ersten zehn.«
    »Sie haben Frauchen und
Herrchen eines Hundes gespielt«, zischte ich. »Und der Hund war für die
Beliebtheit verantwortlich!«
    »Was ist eigentlich aus dem
Tierchen geworden, Towarisch?« Boris ließ plötzlich Interesse erkennen. »Er
könnte die Modeschöpferin gewiß besser verkörpern als die Freeman.«
    »Er ist gestorben«, sagte ich
düster. »Und wem wäre das nicht passiert, wenn er sich
einhundertsechsundfünfzig Folgen lang von diesen beiden streicheln lassen
mußte?«
    »Eugene Westcott interessiert
sich auch für den moralischen Hintergrund der Serien, die er finanziert«,
erläuterte Selma. »Er hält es für nicht weniger als recht und billig, daß ein
Schauspieler und eine Schauspielerin, die auf dem Bildschirm ein Ehepaar
verkörpern, auch im richtigen Leben miteinander verheiratet sind. Er glaubt,
daß einige Zuschauer andernfalls auf unmoralische Gedanken kommen könnten.«
    »Die Freeman und
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