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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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mit spröder Stimme. »Er kümmert sich ums Gepäck.«
    »Einen Augenblick lang habe ich
eben nur drauf ge wartet,
daß Sie mit den Fingern schnalzen — und er sich in eine Rau chwolke auf löst«, japste ich.
    »Er dient Eugene seit vielen
Jahren«, sagte sie. »Er ist ein halber Türke, völlig primitiv, aber im
Hausbesorgen ist er verläßlich wie ein Uhrwerk.«
    »Und er sieht aus, als habe er
’ne kleine Nebenbeschäftigung als Henker«, murmelte ich. »Und damit meine ich
so einen richtigen Henker von anno dazumal, mit rasiermesserscharfem Beil.«
    »Vielleicht«, sagte sie mit
belegter Stimme. »Emile ist eben zu allem fähig, was Eugene ihm befiehlt.«
    Ich sah sie neugierig an. Ihre
Lippen waren ein schmaler Strich, und ihre grauen Augen blickten fast ängstlich
drein. »Scherzen Sie?« fragte ich zweifelnd.
    Sie gab sich einen Ruck und
lächelte. »Natürlich scherze ich.« Sie nahm entschlossen Kurs aufs Haus.
»Kommen Sie, Mr. Baker, man soll den Hausherrn nicht warten lassen.«
    Wir überquerten die mit Fliesen
gedeckte Terrasse, und ich folgte ihr durch die massive eisenbeschlagene Tür
ins Haus. Die Diele war eine gewaltige Halle mit einem imposanten Kronleuchter
und einer breiten halbrunden Treppe. Offene Doppeltüren luden uns ins
Wohnzimmer ein, das einem Aluminium-Millionär angemessen war: dicke Teppiche,
reichgeschmückte und vergoldete Sessel und Sofas, die so unbequem aussahen, daß
sie echt schienen. Der Rest der Truppe saß schon verteilt in der Runde,
lauschte mit höflicher Aufmerksamkeit der leisen, doch kraftvollen Stimme des
Mannes, der mitten im Zimmer stand.
    »Und ich möchte, daß Sie...« Er
brach plötzlich ab, als wir eintraten. »Oh! Du mußt mehr trainieren, meine
Liebe. Ich wußte gar nicht, daß du jetzt so lange brauchst, um den Berg
heraufzusteigen.«
    Martha lächelte matt. »Dies ist
Mr. Baker, Eugene.« Sie sah mich warnend an. »Mr. Baker, dies ist mein Gatte.«
    Auch Westcott war groß und
breit gebaut. Allmählich bekam ich einen Minderwertigkeitskomplex und das
Gefühl, mit meinen einssiebenundsiebzig hier nur ein besserer Zwerg zu sein. Er
drückte mir so kräftig die Hand, daß ich zusammenzuckte, dann musterte er mich
abschätzend und kühl unter buschigen grauen Brauen hervor.
    »Willkommen an Bord,
Mr. Baker!«
    Ich zuckte nochmals. »Besten
Dank, Mr. Westcott«, murmelte ich.
    »Sagen Sie ruhig Eugene«,
befahl er. »Bei Westcotts wird nicht viel von Förmlichkeit gehalten, Larry.«
    Er war um die Fünfzig, schätzte
ich, ein paar Jahre drunter oder drüber. Gut im Futter, wie die Metzger zu
sagen pflegen, und ich mußte dem Impuls widerstehen, ihm mal in die Rippen zu
pieken, um zu sehen, wie fest da die Muskeln waren. Er hatte graue Haare auf
dem Kopf, an den Brauen und in dem leicht militärischen Schnurrbart, der seine
Oberlippe schmückte. Seine Augen waren braun und standen etwas vor, als habe er
sie einer Forelle gestohlen. Gesicht und Nase waren durchaus nicht hager, und
seine Haut glänzte gesund, was vielleicht daher rührte, daß er all die
gesundheitsgefährdenden Dinge mied.
    »Setzen Sie sich, Larry«,
kommandierte er. »Ich war gerade dabei, den Fahrplan der vor uns liegenden
Woche zu erörtern — angefangen bei morgen früh.« Er schenkte Boris und mir ein
Raubtierlächeln. »Vor allem sollen Sie beide wissen, daß trotz all der großen
Probleme, die Ihre Grundidee für die Fernsehserie beinhaltet, kein Problem
existiert, das sich nicht meistern läßt, wenn wir alle als Team zusammenarbeiten.«
    Ein Eishauch legte sich
plötzlich über seinen Blick, und auch meine Hand erstarrte, mitsamt dem
Päckchen Zigaretten.
    »Bitte, unterlassen Sie in
meiner Gegenwart das Rauchen, Larry«, sagte er rauh. »Es ist eine ungesunde
Angewohnheit, und meine sämtlichen Sinne sträuben sich gegen den Geruch
brennenden Tabaks.«
    Ich ließ das Päckchen wieder in
die Tasche gleiten, während Boris mir den Kopf zuwandte und tragisches Düster
in seinen dunklen Augen aufglomm.
    »Wie ich’s vorausgesagt habe,
Towarisch«, murmelte er. »Willkommen auf Château d’If!«
     
     
     

3
     
    Selbst der Anblick von Boris in
einem blaßgrünen Morgenmantel und schwarzen Pyjamahosen konnte mich nicht mehr
deprimieren — nach dem vorausgegangenen ellenlangen Nachmittag und dem Abend.
Er öffnete verstohlen seine Zimmertür, seufzte melodramatisch, als er sah, daß
ich es war, der geklopft hatte; dann packte er mich an den Revers und zerrte
mich ins Zimmer, worauf er
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