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Verfuehrt zur Liebe

Titel: Verfuehrt zur Liebe
Autoren: Stephanie Laurens
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    Ende Juli 1835,
    nahe Glossup Hall bei Ashmore in der Grafschaft Dorset
    »Teufel noch mal!« Simon Cynster zügelte seine Braunen und blickte mit zusammengekniffenen Augen zu dem Abhang hoch über dem Dorf Ashmore. Das eigentliche Dorf lag schon hinter ihm, er war auf dem Weg nach Glossup Hall, eine Meile weiter auf der üppig mit Grün gesäumten Landstraße.
    Hinter den letzten Häusern des Dorfes erhob sich das Land steil nach oben; eine Frau folgte dem Weg, der sich über die Böschung schlängelte, auf die Anhöhe, die, wie Simon wusste, das Ergebnis altertümlicher Erdarbeiten war. Die Aussicht von dort oben reichte bis zum Solent und an klaren Tagen sogar noch weiter bis zur Isle of Wight.
    Es war gewiss keine Überraschung, jemanden dort hinaufgehen zu sehen.
    »Und auch keine Überraschung, dass sie niemanden bei sich hat.« Mit wachsender Verärgerung verfolgte er die dunkelhaarige, gertenschlanke und anmutige Gestalt, die den Anstieg mühelos bewältigte, ohne dabei das Tempo merklich zu drosseln, eine langbeinige Frau, die unausweichlich die Aufmerksamkeit eines jeden Mannes erregte, der Blut in seinen Adern hatte und kein Wasser. Er hatte sie sofort erkannt - Portia Ashford, die Schwägerin seiner Schwester Amelia.
    Portia musste ebenfalls an der Landpartie auf Glossup Hall teilnehmen; es war der einzige bedeutende Landsitz in der Entfernung eines Spazierganges.
    Das Gefühl, zum Handeln verpflichtet zu sein, keimte auf und wuchs.
    »Verflucht!« Er hatte den Bitten seines langjährigen Freundes James Glossup nachgegeben und eingewilligt, auf seinem Weg nach Somerset einen längeren Halt einzulegen und James in den Prüfungen der Hausgesellschaft zur Seite zu stehen. Aber wenn Portia auch da wäre, lägen genug Prüfungen für ihn selbst bereit.
    Sie erreichte die Kuppe der Anhöhe und blieb stehen, hob eine schlanke Hand, um ihr rabenschwarzes Haar aus dem Gesicht zu halten, hielt ihr Gesicht in den Wind und starrte in die Ferne. Dann ließ sie ihre Hand sinken und schritt anmutig weiter, folgte dem Weg zum Aussichtspunkt, langsam verschwand sie hinter der Kuppe, bis er sie nicht mehr sehen konnte.
    Sie geht mich nichts an.
    Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Der Himmel wusste, sie hatte ihm das oft genug vorgehalten, in verschiedenen Formulierungen, die meisten davon wesentlich ausdrucksstärker und weniger höflich. Portia war weder seine Schwester noch seine Cousine; genau genommen waren sie überhaupt nicht blutsverwandt.
    Mit energisch vorgeschobenem Kinn schaute er auf seine Pferde, hob die Zügel ...
    Und fluchte still.
    »Wilks! Wach auf, Mann!« Simon warf die Zügel dem Burschen hinter sich zu, der bis dahin vor sich hingedöst hatte. Er zog die Bremse an und stieg aus auf die Straße. »Halt sie einfach nur, ich bin gleich wieder da.«
    Er steckte die Hände in die Taschen seines Rockes und ging zu dem schmalen Pfad, der nach oben führte und schließlich auf den Weg vom Schloss hierher traf, dem Portia gefolgt war.
    Er handelte sich nur Schwierigkeiten ein - ein heftiger Wortwechsel war das Mindeste, was ihn erwartete -, dennoch, sie schutzlos jedem Schurken, der des Weges kam, zu überlassen, war ihm einfach nicht möglich. Wenn er weitergefahren wäre, hätte er keine Sekunde Ruhe gehabt, nicht bis sie heil und unversehrt wieder in Glossup Hall erschienen wäre.
    Berücksichtigte man ihre Vorliebe für weite Spaziergänge, konnten bis dahin Stunden vergehen.
    Seine Sorge um sie würde ihm nicht gedankt werden. Wenn er überlebte, ohne dass auf seinem Selbstbewusstsein ein Dutzend Mal herumgetrampelt wurde, konnte er sich glücklich schätzen. Portia hatte eine rasiermesserscharfe Zunge - ohne kleinere Schnitte würde er nicht davonkommen. Er wusste genau, wie sie sich verhalten würde, wenn er sie einholte. Genauso wie in den letzten zehn Jahren, seit er begriffen hatte, dass sie keine Ahnung hatte, was für eine Versuchung sie darstellte - und dass sie deshalb ständigen Schutz in den Situationen brauchte, in die sie ahnungslos hineinsegelte.
    Solange sie außerhalb seines Gesichtsfeldes, außerhalb seines Orbits blieb, war er nicht für sie verantwortlich; wenn sie aber darin auftauchte und ohne Schutz war, fühlte er sich verpflichtet, ein Auge auf sie zu haben, dafür zu sorgen, dass ihr nichts zustieß. Er hätte es besser wissen müssen, als zu versuchen, den Drang zu bekämpfen.
    Von allen Frauen, die er kannte, war sie fraglos die schwierigste, nicht zuletzt, weil sie
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