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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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nicht noch einmal passieren wird.«
    »Das will ich sehr hoffen«,
schnauzte er, und dann marschierte er mit steifem Kreuz durch den Korridor
davon, als sei auch sein Rückgrat aus Westcottaluminium gefertigt.
    Ich legte meinen Arm um Wandas
Schulter und geleitete sie behutsam in ihr Zimmer zurück. Noch behutsamer
schloß ich dann die Tür hinter uns beiden.
    »Und ich habe ihn doch
gesehen!« Sie blinzelte mit ihren babyblauen Augen, die in diesem Augenblick
gewiß nicht kühl berechnend blickten, sondern randvoll Tränen waren. »Ehrlich,
Larry, ich hab’ ihn gesehen! Hier draußen vorm Fenster. Ein Ungeheuer!«
    »Aber ja doch, ich glaub’ dir
ja, Liebling«, sagte ich verständnisvoll. »Morgen früh werde ich gleich
nachsehen, ob ich Fußspuren oder sonst was finde.«
    »Morgen früh?« Sie rückte
heftig von mir weg. »Aber dann ist es doch viel zu spät! Warum siehst du denn
nicht gleich nach?«
    »Na ja...« Ich kicherte nervös.
»Jetzt... jetzt könnte ich doch gar nichts sehen, nicht wahr? Ich meine, es ist
doch dunkel draußen.«
    »Ich glaube, du bist doch nur
wie die anderen auch«, sagte sie mit tragischer Stimme. »Und einen Augenblick lang
habe ich geglaubt, du seist anders!«
    »Anders?« fragte ich.
    »Anders als andere Männer«,
klagte sie. »Die nichts im Sinn haben, als einen möglichst schnell in ihr Bett
zu locken. Ich hoffte, dir liege wirklich etwas an mir, Larry, aber du bist
keine Spur besser.«
    »Auf der Stelle gehe ich hinaus
und sehe nach«, verhieß ich ihr entschlossen mit heroischem Unterton. »Du mußt
nur deine Tür abschließen, sobald ich draußen bin — und du darfst sie keinem
Menschen mehr öffnen, ehe ich zurückkomme.«
    »Ich tue alles, was du sagst,
Larry.« Sie lächelte zaghaft. »Wie schön! Du bist doch wirklich ein Kerl.«
    »Mach dir keine Sorgen, Baby.«
Ich lachte kurz und trocken auf, stahlhart wie die Helden im Film. »Wenn sich
noch jemand draußen rumtreiben sollte — es wird ihm sehr leid tun, sobald ich
erst mit ihm fertig bin.«
    Im Grunde war’s ja, als hätte
ich einem Kind Süßigkeiten abgenommen, sagte ich mir. Und mein Gewissen hätte
es ja auch nimmermehr zugelassen, ganz gewiß nicht, wenn Wanda eben nicht so
wundervolle Süßigkeiten besessen hätte. Sie würde ihre Tür abschließen, ich
wollte mich zu Boris begeben, noch zwei, drei Martinis inhalieren und dann nach
einer halben Stunde zurückkehren und Wanda mit heldischer Gelassenheit
versichern, daß in der Dunkelheit auch nicht das Geringste zu finden gewesen
sei. Danach würde sie ungemein dankbar sein und dann — ich wurde schon halb
verrückt, wenn ich es mir nur vorstellte!
    »Am besten fange ich gleich
damit an«, erklärte ich lässig. »Und hab keine Angst, wenn du wen schreien
hörst — ich bin’s bestimmt nicht.«
    »Oh, Larry!« Sie beugte sich
unvermittelt vor und gab mir ein Küßchen auf die Wange. »Du bist einfach
wunderbar.«
    »Nichts weiter als ein Mann,
besonders, wenn es um ein so hübsches Mädchen wie dich geht«, erklärte ich
bescheiden.
    »Ich glaube, ich habe erst
jetzt erkannt, was für ein Kerl du wirklich bist«, flüsterte sie. »Aber: Du
wirst da draußen nicht ganz allein sein, Larry.«
    »So?« meinte ich unbehaglich.
    »Nein.« Sie lächelte stolz.
»Ich werde dir vom Fenster aus zuschauen. Wenn du unmittelbar unter mir stehst,
dann winkst du, damit ich weiß, daß bis dahin alles glatt gelaufen ist, ja?«
    »Winken?« krächzte ich.
    »Und ich winke zurück — dann
erkennst du, daß auch ich noch okay bin.« Sie nahm mich am Ellbogen und schob
mich sanft zur Tür, öffnete sie mir sogar. »Ich pass’ auf dich auf, Larry!«
Ihre Augen verrieten unverhohlene Bewunderung, während sie mich lange ansah.
Dann machte sie mir die Tür vor der Nase zu.
    In der eigenen Schlinge
gefangen, dachte ich grimmig, derweil ich durch den Korridor trottete. Wenn
Wanda erwartungsvoll aus dem Fenster schaute, blieb mir nichts anderes übrig,
als in diese Dunkelheit hinauszugehen — und wie dunkel war’s da draußen im
Dunkeln! — und dort herumzustolpern, bis ich auf einen Irren oder sonst ein
Ungeheuer stieß. Ich brauchte unbedingt Hilfe — und in der Tat, mein findiger
Kopf ließ mich auch diesmal nicht im Stich. Ich brauchte mich nicht allein im
Dunkeln zu fürchten, erkannte ich froh. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als
Boris zu überreden, mit mir nach einem Boot zu suchen, mit dem wir von der
Insel fliehen konnten. Dann waren wir zu zweit, und wenn
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