Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
1
     
    Daß Boris Slivka lächelte, das
kam genauso unerwartet, als stünde man beispielsweise auf einem einlaufenden
Dampfer und bewundere die Freiheitsstatue — und plötzlich würde die ihre langen
Röcke hochwerfen und mit einem feurigen Cancan loslegen.
    »Was hältst du davon,
Towarisch?« sagte Boris und strahlte mich an. »Klingt das nicht gut?«
    »Es wird noch besser klingen,
wenn erst die Verträge unterschrieben sind«, brummte ich.
    »Aber was hast du denn, Larry?«
erdröhnte Selma Brutens Stimme, bei deren Klang ich immer an ein Nebelhorn
denken muß. »Das Schriftstellerproduzentengespann Baker und Slivka steht vor
einem Raketenstart in ungeahnte literarische Höhen — und du sitzt herum wie bei
deiner eigenen Beerdigung!«
    So etwas konnte man von ihr nie
sagen, das mußte ihr der Neid lassen, dachte ich griesgrämig. Ich mag Selma
recht gern, obwohl sie unsere Agentin ist; aber sie ist doch in jeder Hinsicht
so kolossal, daß es mir manchmal auf die Nerven geht. Sie sieht aus wie die
diesjährige »Miss Übergewicht«, und ich schätze, ihre Maße betragen so ungefähr
135—105—145, aber ich habe es noch nie fertiggebracht, sie danach zu fragen.
    Wanda Prebble, ihre Sekretärin,
mag ich auch sehr gern, denn für mich wäre sie die Schönheitskönigin dieses
Jahres und aller anderen; ihre Maße bewegen sich so um 93—58—96. Wanda hat rote
Haare und einen seltsamen weltfernen Schlafzimmerblick und eine unangenehm
unnahbare Art, die sich meines Erachtens jedoch in der richtigen Umgebung
wandeln könnte, wie zum Beispiel im Waldorf Astoria. Im Augenblick saß sie
neben Selma, Bleistift und Stenoblock parat und die Beine achtlos
übereinandergeschlagen, so daß ich noch einen Fingerbreit zarte Haut über dem
oberen Ende ihrer Nylons bewundern konnte. Dieser Anblick weckte in mir einen
inneren Drang — nämlich schnell reich zu werden und zu probieren, ob meine Waldorf-Astoria -Theorie
auch stimmte.
    »Wie heißt doch noch gleich der
Auftraggeber?« fragte Boris.
    »Westcott«, antwortete Wanda
mit verträumter Stimme. »Eugene Westcott.«
    »Wenn es Eugene Westcott
gefällt«, erklärte Selma, wobei ihre Stimme zitternd Respekt verriet, »dann ist
alles andere egal. Sein Wort hat Gesetzeskraft.«
    »Ist er denn wirklich so
bedeutend?« forschte Boris.
    »Bedeutend? Ha!« Selmas
imposante Formen bebten.
    »Wie bedeutend denn?« beharrte
Boris mit slawischer Dickköpfigkeit.
    »Hast du denn seit eurer
Revolution in einer Einsiedlerhöhle gelebt?« schnarrte sie. »Westcott
Aluminium! Westcott Haushaltsgeräte! Westcotts Gemütliche Läden für die
Hausfrau! Meines Erachtens gehört ihm halb Amerika.«
    »Ich denke, die Regierung
besitzt schon 99,5 Prozent des Landes?« Boris blinzelte. »Wenn der Mann also
nicht Präsident ist, dann muß er ein Superkapitalist sein.«
    »Nun hör bloß auf mit deinen
gehässigen und undemokratischen Sprüchen, Boris.« Selmas vier Kinne zitterten
grimmig.
    »Du verstehst mich falsch,
meine Liebe«, erklärte er besorgt. »Ich habe ja nichts gegen Superkapitalisten.
Ich schwärme geradezu für sie. Wo sie doch alle so viel Geld in ihren hübschen
kleinen Panzergewölben aufbewahren.«
    »Okay.« Selma rümpfte
verächtlich die Nase. »Aber nun laß gefälligst deine Witze. Wenn Westcott diese
neue Serie akzeptiert, ist alles klar. Er kauft im Augenblick so viel
Sendezeit, daß ihm niemand widersprechen wird, wenn er verkündet, er habe eine
neue Fernsehserie in Auftrag gegeben. Wir brauchen also nur einen einzigen
Menschen zu überzeugen — Eugene Westcott —, dann sind wir im Geschäft.«
    In der Mitte von Boris’ Glatze
erschien ein leuchtender Fleck, als er sich an mich wandte. »Ich fürchte, etwas
an der Sache ist faul, Towarisch«, vertraute er mir flüsternd an.
    »Da hast du ganz recht.« Ich
nickte. »Man will uns irgendwie reinlegen. Wie meinst du das eigentlich, Selma
— wir brauchten nur Westcott zu überzeugen? Wie du es anfangs geschildert hast,
ist das doch längst passiert. Du hast gesagt, ich könne den Sekt schon
einkühlen.«
    »Das stimmt auch«, antwortete
sie um eine Spur zu hastig. »Es ist nur so, daß Eugene Westcott gewisse — hm —
Eigentümlichkeiten hat, verstehst du? Ehe er einen Vertrag unterschreibt, will
er gern alle persönlich kennenlernen. Die Idee für die Serie und die Drehbücher
genügen ihm nicht, ihn interessieren eben die Menschen, die an der Produktion
beteiligt sind. Na ja...« Ihre Kinne wackelten unsicher.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher