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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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raffinierte Antwort: Weil ich vor zwei Monaten mein Testament geändert
habe, wie ich Ihnen ja schon sagte.«
    »Wie bitte?« Boris sah ihn
verständnislos an.
    »Begreifen Sie denn nicht?«
sagte Eugene ungeduldig. »Sie wollten beweisen, ich habe Carl auf die Insel
gebracht und hier gefangengehalten« — er zeigte ins Verlies hinab —, »damit ich
am Ende meinen geistesgestörten Bruder für die Morde verantwortlich machen
könne, nachdem ich meinen Zweck erreicht hatte. Und mein angeblicher Zweck war
ja, Lucas umzubringen, damit Carole für mich frei wurde, dann Martha zu
ermorden, damit ich frei für Carole wurde. Auf diese Weise konnten sie
beweisen, daß ich geistig nicht normal und mithin das Testament ungültig war.«
    »Und dann hätten Clurman und
Ihre Frau in aller Ruhe heiraten und von der Erbschaft leben können.«
    »Na ja«, Eugene zuckte müde die
Schultern, »zum Glück sind wir noch rechtzeitig dahintergekommen. Nun können
wir verhindern, daß noch mehr Morde passieren...« Über seinem rechten Auge
zuckte es heftiger als vorhin. »Wo sind die beiden jetzt?«
    »Nicht im Haus«, sagte ich.
»Davon bin ich überzeugt, weil...«
    In diesem Augenblick erklang
Marthas spöttische Stimme durch die offene Tür am oberen Ende der Treppe.
    »Möchtest du bitte ins
Wohnzimmer kommen, Eugene?«
    »Martha?« Eugenes Stimme
zitterte leicht.
    »Carole möchte dir etwas
mitteilen«, fuhr die spöttische kalte Stimme fort. »Es ist sehr wichtig.«
    Die gefleckten braunen Augen
nahmen eine Schmutzfarbe an, als Eugene uns düster anstarrte.
    »Das ist offenbar eine Falle«,
flüsterte Boris. »Sie können doch nicht...«
    »Es ist mir gleichgültig«,
schnarrte Eugene. »Sie hat Carole in ihrer Gewalt. Für Caroles Sicherheit kann
ich kein Risiko eingehen. Überdies habe ich ja immer noch das Gewehr.«
    Er ging zur Treppe und stieg
langsam hinauf, das Gewehr in der Armbeuge und den Finger am Abzug. Boris und
ich folgten ihm so enthusiastisch wie zwei mittelalterliche Bösewichte auf dem
Weg zum peinlichen Verhör. Wir durchquerten die leere Küche, die verlassene
Eingangshalle und traten ins Wohnzimmer.
    Wanda saß wieder auf der Couch,
und ihr Gesicht war wieder eine Maske eingefrorenen Grauens. Martha, angetan
mit den Sachen, die sie vor unserer Kellerreise abgelegt hatte, saß neben ihr.
Carole Freeman saß in einem Sessel, mit kalkweißem Gesicht und unnatürlich
großen angsterfüllten Augen — während Clurman hinter ihr stand und ihr den Lauf
einer Automatic an den Kopf drückte.
    »Da ist er ja«, knirschte
Clurman. »Sag’s ihm!«
    Carole starrte Eugene einen
Augenblick an, dann fuhr ihre Zunge langsam über die Lippen. »Ich soll dir
sagen, wenn du das Gewehr nicht fallen läßt, erschießt er mich«, erklärte sie
mit brüchiger Stimme. »Ich... ich glaube, er macht Ernst, Eugene!«
    Westcott sah sie ausdruckslos
an, seine Lippen zuckten — dann ließ er das Gewehr los, und es fiel zu Boden.
    »Hol’s dir, Martha«, sagte
Clurman. »Aber sei vorsichtig.«
    Martha stand auf, ließ sich ein
paar Meter vor Eugene auf die Knie nieder und kroch behutsam weiter, bis sie
das Gewehr fassen und an sich ziehen konnte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem
boshaften Lächeln, als sie sich mit dem Gewehr in der Hand aufrichtete.
    »Pech gehabt, Eugene«, sagte
sie verächtlich. »Beinahe wäre es dir gelungen. Es fehlte nur noch einer in der
Sammlung, stimmt’s?«
    Eugene achtete nicht auf sie
und hielt den Blick fest auf Clurman geheftet. »Also gut«, sagte er rauh, »sie
hat jetzt das Gewehr. Also nehmen Sie die Pistole von Caroles Kopf weg.«
    »Warum nicht?« Clurman kam
langsam um den Sessel herum, bis er neben Carole stand. Er ließ die Hand
sinken, so daß die Automatic nach unten wies. »Wo ist Carl?« fragte er.
    »Ich habe ihn in mein Zimmer
gebracht«, sagte ich. »Er ruht sich aus.«
    »Nach dem, was ich von ihm
gesehen habe, ist er im Augenblick auch zu nichts anderem fähig«, sagte Martha.
»Wir brauchen uns jetzt nicht um ihn zu kümmern, Alec.«
    »Du hast wohl recht.« Der
gutaussehende blonde junge Mann wirkte jetzt viel härter und entschlossener, er
kam mir auch nicht mehr wie ein Modellathlet vor — eher wie ein professioneller
Killer.
    »Es war sehr geschickt von
Ihnen und Martha, Baker als Strohmann vorzuschieben«, sagte Westcott plötzlich.
»Ihr habt mich tatsächlich hinters Licht geführt. Natürlich konnte es auch nur
dazu kommen, weil ich Ihnen stets völlig vertraut habe.«
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