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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen
Autoren: Carter Brown
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ich geleitete Carl in mein Zimmer,
schloß die Tür und knipste das Licht an.
    »Würden Sie bitte hier warten,
bis ich zurück bin?« fragte ich.
    »Selbstverständlich, Mr.
Baker.« Er nickte müde. »Aber das Warten fiele mir gewiß leichter, wenn ich nur
ein wenig von dem verstünde, was hier vorgeht.«
    »Jemand brauchte einen
Strohmann für Mord — und dazu hat man Sie erwählt«, sagte ich. »Außer uns
befinden sich noch sechs Menschen auf der Insel. Wenn Sie mir vertrauen, dann
können Sie auch einem der anderen Herren trauen: Boris Slivka. Was mit den
übrigen ist, weiß ich noch nicht, aber ich hoffe, es bald herauszukriegen.«
    Carl sank aufs Bett. »Dann sehe
ich schon ein wenig klarer. Nochmals vielen Dank, Mr. Baker.«
    »Vielleicht ruhen Sie sich ein
bißchen aus, während ich weg bin?« schlug ich vor. »Schließen Sie hinter mir
die Tür ab, und öffnen Sie nur mir oder Boris Slivka.«
    »Ja.« Er nickte, und jetzt sah
ich auch die tiefen Narben an seinem Hals.
    Ich ging hinaus, schloß die Tür
und wartete, bis sich der Schlüssel im Schloß drehte, dann eilte ich wieder die
Treppe hinab. Die Rettung Carl Westcotts aus dem Verlies hatte sich würdig an
die 193 Abenteuer Butch Bazookas gereiht, sagte ich mir. Das Dumme war nur, daß
ich jetzt die Hauptfigur des ganzen Geschehens war — und gleichzeitig das
Hauptziel! Auch das war Butch Bazookas würdig, aber Butch war für solche Sachen
immer besser gerüstet gewesen, zum Beispiel mit einer griffbereiten Magnum in
der Achselhöhle.
    Die Küche schien der logische
Ort für die Suche — wenn schon nicht nach einer Magnum, so wenigstens nach
einem langen Messer. Nachdem ich in den ersten vier Schubladen Fehlanzeige
registrieren mußte, zog ich mit der fünften das große Los. Was darin lag,
schien die Sammlung eines Messerliebhabers zu sein. Es gab Messer aller Art und
Größe, vom winzigen Federmesser (das man prächtig an die Halsschlagader setzen
konnte) bis zu einem gewaltigen Metzgerbeil (mit dem sich ein Problem auf die
harte Weise halbieren ließ, von Kopf bis Fuß sozusagen). Und in diesem Augenblick
erkannte ich, daß ich ja nur meine Zeit vergeudete. Selbst wenn ich ein Messer
in der Hand hatte — anwenden konnte ich es nicht. Ein Schießeisen hätte ich zur
Not abfeuern können, das war irgendwie unpersönlich. Aber ein Messer? Wenn dann
Blut herausspritzte und einem vielleicht übers Gesicht floß? Mir schauderte,
und ich rammte die Schublade schleunigst wieder zu. Dann, als ich zwei Schritt
zurücktrat, stieß mir etwas Hartes und Rundes schmerzhaft ins Kreuz.
    »Wollen Sie verreisen, Baker?« fragte
eine kalte Stimme.
    Ich wandte mich langsam um und
starrte auf einen Gewehrlauf, gehalten von der Hand Eugene Westcotts; er selbst
schien sechs Meter entfernt. Neben ihm stand Boris Slivka und betrachtete mich
mit seiner üblichen Trauermiene.
    »Wo ist Martha?« krächzte
Eugene.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich
der Wahrheit entsprechend.
    »Ich brauche wohl nicht zu
fragen, wer Sie aus dem Keller gelassen hat«, sagte er dünn. »Ich denke mir,
dieser ungewisse Schatten im Dunkeln, den Alec vor vierzig Minuten untersuchen
wollte, gab die beste Chance ab, Baker und meine Frau zu befreien. Meinen Sie
nicht auch, Mr. Slivka?«
    »Ich glaube schon«, sagte
Boris.
    »Wo sind Clurman und Martha
jetzt?« Eugene verlieh seiner Frage Nachdruck, indem er mir das Gewehr auf die
Brust setzte.
    »Ich weiß nicht!« rief ich.
»Ehrlich!«
    »Wo sind sie hingegangen,
nachdem sie Sie allein ließen?«
    »Ich weiß es nicht, weil ich
gar nicht dabei war«, sagte ich bedächtig und begann, ein bißchen zu
improvisieren. »Ich hörte, wie der Riegel zurückgeschoben wurde, dann muß
Martha mich mit etwas niedergeschlagen haben. Als ich wieder zu mir kam, war
sie weg, und die Tür stand auf. Ich kam herauf, zog mich wieder an, und das ist
so ziemlich alles.«
    Die gefleckten braunen Augen
bohrten sich scheinbar endlos lange in meine, dann entfernte sich der
Gewehrlauf ein paar Zentimeter von meiner Brust.
    »Fast bin ich geneigt, Ihnen zu
glauben«, sagte er leise. »Aber ich halte es dennoch für besser, erst mal im
Keller nachzusehen. Gehen Sie voran, Baker. Sie folgen ihm, Slivka.«
    Die leise Hoffnung, daß ein
flüchtiger Blick genügen würde, ihn von der Menschenleere des Kellers zu
überzeugen, schwand endgültig, als Eugene stehen blieb und auf die Falltür im
Steinboden starrte.
    »Da hat ein leere Kiste
gestanden«, sagte er barsch. »Warum ist
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