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Extrem laut und unglaublich nah

Extrem laut und unglaublich nah

Titel: Extrem laut und unglaublich nah
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Affen .
Zwei Schlangen .
Zwei Elefanten .
Während ich dies tippe, sitzen wir uns an einem Tisch gegen über. Er ist nicht groß, aber er ist groß genug für uns zwei .
Er hat eine Tasse Kaffee vor sich, und ich trinke Tee .
Wenn eine Seite in der Schreibmaschine steckt, kann ich sei n Gesicht nicht sehen .
Auf diese Weise ziehe ich dich ihm vor .
Ich muss ihn nicht sehen .
Ich muss nicht wissen, ob er mich anschaut .
Ich muss nicht einmal wissen, ob ich darauf vertrauen kann , dass er nicht fortgeht .
Ich weiß, dass dies nicht für immer sein wird .
Ich bin lieber ich selbst als er .
Die Worte kommen mir so leicht .
    Die Seiten kommen so leicht .
Am Ende meines Traumes hängte Eva den Apfel wieder a n den Baum. Der Baum schrumpfte zusammen. Er wurd e zum Setzling, der zum Samen wurde .
Gott ließ alles miteinander verschmelzen, das Land und da s Wasser, den Himmel und das Wasser, das Wasser und das Was ser, Abend und Morgen, Etwas und Nichts .
Er sprach: Es werde Licht .
Und es ward dunkel .
Oskar .
Die Nacht, bevor ich alles verlor, war wie jede andere Nacht .
Anna und ich hielten einander bis in die späte Nacht wach .
Wir lachten. Junge Schwestern in einem Bett unter de m Dach ihres Elternhauses. Wind am Fenster .
Wie hätte es etwas weniger Wertvolles verdient, zerstört z u werden ? Ich dachte, wir wären die ganze Nacht wach. Unser ganze s Leben. Die Abstände zwischen unseren Wörtern wurden im mer länger .
Wir wussten nicht mehr genau, wann wir redeten und wan n wir schwiegen .
Die Härchen auf unseren Armen berührten sich .
Es war spät, und wir waren müde .
Wir verließen uns darauf, dass es noch mehr Nächte wie dies e geben würde .
Annas Atem ging langsamer, aber ich wollte weiterreden .
Sie drehte sich auf die Seite .
Ich sagte: Ich möchte dir etwas sagen .
Sie sagte: Du kannst es mir ja morgen sagen .
Ich hatte ihr nie gesagt, wie sehr ich sie liebte .
Sie war meine Schwester .
Wir schliefen im selben Bett .
Es war nie der richtige Moment, um es zu sagen .
Es war nie nötig .
In der Laube meines Vaters seufzten die Bücher .
Das Bettzeug hob und senkte sich im Rhythmus von Anna s Atem .
Ich dachte daran, sie zu wecken .
Aber es war nicht nötig .
Es würde noch mehr Nächte wie diese geben .
Und wie sagt man jemandem, den man liebt, dass man ihn liebt ? Ich drehte mich auf die Seite und schlief neben ihr ein .
Das ist der Kern all dessen, was ich dir sagen wollte, Oskar .
Es tut immer Not .
Ich liebe dich , Om a

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SCHÖN UND WAHR
    An dem Abend kochte Mom Spaghetti. Ron aß mit uns. Ich fragte ihn, ob er immer noch Lust habe, mir ein Beckenset von Zildjian zu kaufen. Er sagte: »Klar. Wäre doch super, oder?« »Vielleicht auch mit doppeltem Bass-Pedal?« »Keine Ahnung, was das ist, aber ich wette, das kriegen wir auch hin.« Ich woll te von ihm wissen, warum er keine eigene Familie habe. Mom sagte: »Oskar!« Ich sagte: » Was denn? « Ron legte Messer und Gabel hin und sagte: »Schon gut.« Er sagte: »Ich habe eine Fa milie gehabt, Oskar. Ich hatte Frau und Tochter.« »Hast du dich scheiden lassen?« Er lachte und sagte: »Nein.« »Was ist dann mit ihnen?« Mom starrte auf ihren Teller. Ron sagte: »Sie hatten einen Unfall.« »Was für einen Unfall?« »Einen Autoun fall.« »Das wusste ich nicht.« »Deine Mom und ich haben uns in einer Gesprächsgruppe für Menschen kennen gelernt, die Angehörige verloren haben. Dort sind wir Freunde gewor den.« Ich wich Moms Blick aus, und sie wich meinem aus. Warum hatte sie mir verschwiegen, dass sie zu einer Ge sprächsgruppe ging?
    »Und warum bist du bei dem Unfall nicht umgekommen?« Mom sagte: »Das reicht jetzt, Oskar.« Ron sagte: »Ich habe nicht mit im Auto gesessen.« »Und warum hast du nicht mit im Auto gesessen?« Mom schaute aus dem Fenster. Ron fuhr mit einem Finger rund um seinen Teller und sagte: »Das weiß ich auch nicht.« »Ich finde es krass«, sagte ich, »dass ich nie ge sehen habe, wie du weinst.« Er sagte: »Ich weine die ganze Zeit.«
    Mein Rucksack war schon gepackt, und die restliche Aus rüstung hatte ich auch schon beisammen, unter anderem den Höhenmesser und die Müsli-Riegel und das Schweizer Ta schenmesser, das ich im Central Park ausgegraben hatte, und deshalb hatte ich nichts mehr zu tun. Mom deckte mich um 21:36 Uhr zu.
    »Soll ich dir noch etwas vorlesen?« »Nein, danke.« »Möch test du noch über irgendetwas reden?« Wenn sie nichts sagte, würde ich auch
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