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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
Autoren: Kira Licht
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1. Kapitel
    Mit dem Todfeind spricht man nicht
     
     
     
    Die Nacht war so schmutzig grau wie der vorangegangene Tag. Ein scharfer Wind fegte um die Straßenecken, heulte in den leeren Gassen und trieb herumliegenden Müll tanzend vor sich her. Als die tief hängende Wolkendecke aufriss, spiegelte sich das Licht des Mondes in den Fenstern der betonierten Häuserschluchten. Große violettfarbene Regentropfen prasselten in einem monotonen Takt gegen meinen Hightech h elm. Hätte ich vergessen, das Visier hinunterzuklappen, der Regen hätte mir innerhalb von Sekunden das Gesicht zerfressen. Seit das Klima sich zum Schlechten gewandelt hatte, war die Welt zu einem feindlichen Lebensraum geworden. Der Regen war sauer und glich der zerstörenden Kraft von Salzsäure. Niemand sollte bei diesem Wetter unterwegs sein, denn selbst der Asphalt zischte gequält, dort, wo die ätzenden Tropfen seine Oberfläche berührten.
    »Engel auf halb acht, Nikka«, sagte plötzlich Cayo in meinem Ohr.
    Ich lächelte. »Cayo, du hast mir doch versprochen, dass es eine ruhige Nacht wird«, erwiderte ich scherzhaft. Mein Partner saß lieber in der Zentrale, gab mir die Positionen der aufgespürten Engel durch und überwachte meinen Einsatz. Leider hatte ihm eine ausgeprägte Schwäche für Süßigkeiten die einstmals so wohlproportionierte Figur des Feuerdämons verdorben.
    »Nikka, du musst in das Industriegebiet im Osten der Stadt.« Cayos Stimme war ernst geworden. Er wusste genau, wann Zeit für Späße war und ab wann der Job wieder oberste Priorität hatte. »Eine Flugpatrouille hat ihn kurz gesehen. Einen Streuner, männlich, vermutlich verwundet. Die Gegend ist übel. Weißt du, wo das ist oder soll ich dir die Koordinaten schicken?«
    »Ich weiß, wo das ist.«
    »Okay.« Cayo wurde leiser, als er wohl den Kopf senkte, um auf seine Notizen zu sehen. »Zuletzt ist er in der Nähe der leer stehenden Fleischverpackungsfabrik gesehen worden.«
    »Gut, ich sehe mich dort mal um. Wenn es wirklich nur ein Streuner ist, wird es ein Spaziergang.« Wieder nur ein Streuner. Schade, im großen Rudel waren sie mir lieber, aber Streuner waren entgegen ihrer Gewohnheit nicht in einer Gruppe, sondern allein unterwegs.
    »Nikka, sei nicht leichtsinnig. Wenn es eine Falle ist?«
    »Dann lege ich sie alle um«, unterbrach ich ihn. Cayo lachte verhalten. Er teilte meinen Spaß am Leichtsinn nicht, aber deshalb saß er in der Zentrale im Trockenen und nicht ich. Fast wie zur Bestätigung klatschte mir eine Ladung violettfarbener Regen vors Visier, doch auch das konnte mich nicht erschrecken. Übermütig legte ich trotz der unsicheren Straßenlage eine Vollbremsung hin und riss die Maschine gewaltsam herum. Das GPS meines Lenkradcomputers projizierte wirren Datensalat auf den Bildschirm, als ich innerhalb der nächsten Sekunde in die entgegengesetzte Richtung davonbrauste.
    Na, dann würde ich mir diesen Streuner mal ansehen. Ich gab ordentlich Gas und raste über die verlassene Kreuzung in Richtung der Autobahn. Ich liebte den Rausch der Beschleunigung. Fuhr man so schnell, wurde auf einmal alles still und die Umgebung verschwamm zu einem Kaleidoskop aus trüben Farben. Manchmal glaubte ich, die Welt sah schöner aus ohne ihre Details.
     
    Als ich das östliche Industriegebiet erreichte, verbesserte sich das Wetter etwas. Es regnete zwar noch, aber es sah zum Glück nicht mehr aus, als wollte die Welt ausgerechnet heute untergehen.
    »Wann hast du eigentlich deinen Schutzanzug das letzte Mal warten lassen?«, wollte Cayo plötzlich wissen.
    »Was ist das für eine Frage?«
    »Nikka, wie kann man verantworten, ohne einen einwandfreien Schutzanzug bei diesem Wetter durch die Gegend zu fahren?«
    »Ich habe ihn kürzlich durchchecken lassen«, erwiderte ich.
    »Das bezweifle ich irgendwie.«
    »Nicht jetzt, Cayo.« Ich ließ die Maschine leise ausrollen, weil ich die leer stehende Fabrik erreicht hatte. Das Gelände war unübersichtlich, verwinkelt und nicht beleuchtet. Ein idealer Ort für einen Hinterhalt. Ich schwang mich von meinem Motorrad und lud die Waffe. Engel waren nicht leicht zu töten. Am effektivsten hatten sich Kugeln aus Platin erwiesen. Sie vergifteten ihren Organismus innerhalb von Sekunden und lösten die Engel von innen heraus auf. Das war zwar kein schöner Anblick, bedachte man allerdings, dass die meisten von ihnen flammende Schwerter bei sich trugen, nahm ich das groteske Schauspiel eines zerfließenden Engels doch gern in
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