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1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

Titel: 1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
Autoren: Jason Dark
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Wir hörten zu und schauten uns dann die Augen genauer an. Der Chef hatte sich nicht geirrt. Die Augen in diesem Totengesicht waren tatsächlich etwas Besonderes. Sie strahlten sogar in einem bläulichen Glanz, was verdammt ungewöhnlich war.
    »Kennen Sie den Namen, Sir?« fragte ich.
    »Sie heißt Gale Hanson.«
    Der Name sagte uns nichts, und ich stellte die nächste Frage. »Wo wurde sie gefunden?«
    »In einem Grab, das aufgebrochen war.«
    Es war zwar natürlich, dass Tote in Gräbern lagen, aber in diesem Fall hätte die Frau auch an einer anderen Stelle gefunden werden können.
    »Wer hat denn das Grab aufgebrochen?« wollte Suko wissen.
    Sir James hob die Schultern an. »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ein Angestellter des Friedhofs hat das Grab gefunden, und ihm ist nicht nur das Aussehen der Leiche aufgefallen, sondern auch die Art der Bestattung. Sie lag in keinem Sarg. Man hat sie einfach in das Grab gelegt und es zugeschüttet. Ungewöhnlich«, fuhr Sir James fort. »Ich könnte mir vorstellen, dass diese Frau ein Geheimnis umgibt, das jemand herausfinden wollte und deshalb das Grab geöffnet hat.«
    »Aber sie haben die Tote nicht mitgenommen.«
    »Richtig, Suko.«
    »Warum nicht?«
    Sir James rückte seine Brille zurecht und lächelte. »Das ist in der Tat die große Frage, die ich Ihnen auch nicht beantworten kann. Jedenfalls ist diese Tote jemand, um den Sie sich kümmern sollten. Wir kennen den Namen Gale Hanson und mehr nicht. Ich kann mir vorstellen, dass das Geheimnis, das diese Tote umgibt, schon zu ihren Lebzeiten existiert hat. Diese Frau ist mit einem Lächeln auf dem Gesicht gestorben, als wäre sie darüber froh gewesen, ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen zu können. Etwas anderes kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Da wir den Namen kennen, haben wir einen kleinen Vorteil, und ich denke, dass es nicht unbedingt schwer sein wird, herauszufinden, wer sie in ihrem Leben wirklich war.«
    »Und wer das Grab aufgebrochen hat«, sagte ich. »Diese Gale Hanson muss etwas Besonderes gewesen sein, sonst würden wir hier nicht sitzen und uns das Foto anschauen.«
    Suko, der neben mir saß, konnte seine Blicke nicht von der Fotografie abwenden. Er schüttelte einige Male den Kopf, bevor er sagte:
    »Warum sind die Grabschänder verschwunden, nachdem sie die Tote gefunden haben? Warum haben sie die Leiche nicht aus dem Grab geholt und mitgenommen? Ich kann mir nur vorstellen, dass sie Angst gehabt haben. Ja, eine verdammte Angst vor dem, was sie ausgegraben haben. Alles muss sehr schnell gegangen sein, deshalb haben sie das Grab auch nicht mehr zugeschüttet.«
    »Könnte so gewesen sein«, sagte ich und schaute mir das Foto erneut an. Für einen Moment dachte ich darüber nach, es mir mit einer Lupe anzuschauen, aber meine Blickschärfe reichte aus, um das bleichgraue Gesicht in allen Einzelheiten zu betrachten, auf dem so etwas wie feine Haare lagen, was aber durchaus Staub oder Spinnweben sein konnten, die sich auf dem nackten Oberkörper verteilt hatten.
    Von dem ungewöhnlichen Lächeln einmal abgesehen, war auffallend, dass dieser Körper keinerlei Spuren von Verwesung aufwies, obwohl er länger unter der Erde gelegen hatte. Er war einfach nur grau geworden, wobei ein sanfter violetter Farbton nicht zu übersehen war, wie auch Suko feststellte.
    »Weiß man, wann diese Gale Hanson gestorben ist?« fragte er.
    »Nein. Es gab nur den Namen auf einem leicht verwitterten Stein. Das ist alles.«
    »Seltsam.«
    »Ja, Suko, wie alles, was mit der Person zusammenhängt. Leichen, die kaum verwesen, gibt es. Man hat sie in Mooren gefunden, auch in Kammern, wo entsprechende Bedingungen herrschten, aber diese hier bereitet mir Probleme. Deshalb glaube ich, dass sie eine Vergangenheit hat, die uns interessieren könnte.«
    »Ein Zombie ist sie nicht – oder?« Ich warf unserem Chef einen fragenden Blick zu.
    »Darauf deutet nichts hin.«
    »Okay, dann müssen wir das Geheimnis, das sie in sich trägt, herausfinden. Aber zunächst sollten wir uns die Leiche mal in natura anschauen. Wo können wir die Tote finden?«
    »Nicht in der Pathologie. Oder noch nicht. Man hat sie dorthin bringen wollen. Dagegen habe ich Einspruch erhoben. Sie befindet sich noch auf dem Highgate Cemetery. Dort finden Sie auch das Whittington Hospital. Ich habe dafür gesorgt, dass man dort einen Raum zur Verfügung stellte, damit Sie sich die Tote anschauen können.«
    »Klar, um sie zu fragen, warum sie denn
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