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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
Autoren: Alyson Noël
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erst einmal begonnen hatte, sich für unbesiegbar zu halten, tja, da wurde sie einfach noch mehr so, wie sie war.«
    Ich nicke Miles dankbar zu.
    Dann werfe ich einen raschen Blick auf Jude, der sich in die Ecke verzogen hat und den dort an der Wand lehnenden Stapel Ölgemälde durchsieht, entschlossen, ruhig zu bleiben und sich im Hintergrund zu halten, da er sich verantwortlich für alles fühlt, was soeben passiert ist, und sich wieder einmal dafür ohrfeigen könnte, dass er reichlich heftig in meinen Plänen herumgepfuscht hat.
    Und obwohl ich wünschte, er hätte nicht getan, was er getan hat, obwohl es zweifellos in einer Katastrophe von kolossalen Ausmaßen gipfelte, weiß ich doch auch, dass er es nicht absichtlich getan hat. Trotz seines Hangs, in meinem Leben dazwischenzufunken und es immer wieder zu schaffen, sich zwischen mich und das, was ich auf der ganzen Welt am meisten will, zu drängen, stellt er sich mir ja nicht absichtlich in die Quere. Er macht es ja nicht vorsätzlich.
Ja, im Grunde hat es eher den Anschein, als würde er dazu getrieben.
    Als würde ihn irgendeine höhere Macht lenken – obwohl ich gar nicht genau weiß, was das heißt.
    »Tja, und was machen wir nun mit dem ganzen Rest?«, fragt Miles, nachdem er Damen und mir geholfen hat, Romans Tagebücher zu sammeln – oder zumindest die Bände, die wir finden konnten.
    Es hätte uns nämlich gerade noch gefehlt, wenn jemand anders auf sie stieße und aus erster Hand den Bericht über das auffällige – und auffällig lange! – Leben einer sehr auffälligen Person lesen könnte, selbst wenn der Betreffende wahrscheinlich vermuten würde, dass es sich bloß um ein Manuskript eines völlig überspannten Autors handelt.
    »Wir packen alles in Kisten und bringen es zur Wohlfahrt, würde ich vorschlagen«, sagt Damen und streicht mir mit der Hand über den Rücken, während er sich im Haus umsieht. Überall stehen unzählige Antiquitäten aus den verschiedensten Epochen. Praktisch alles, was einst eingelagert war oder im Laden gewesen ist, befindet sich jetzt hier. Keiner weiß, was Haven damit anfangen wollte. »Oder wir veranstalten einen Privatflohmarkt und spenden das Geld für wohltätige Zwecke.« Er zuckt die Achseln und scheint sich von der Aufgabe leicht überfordert zu fühlen.
    Im Gegensatz zu Roman war Damen nie ein Sammler: Er hat es geschafft, sich jahrhundertelang nur auf die Dinge zu beschränken, die er aktuell brauchte, und hat nur die Sachen aufgehoben, die ihm wirklich etwas bedeutet haben. Aber Damen kann ja auch manifestieren. Er weiß um die Vielfalt des Universums. Dagegen hat Roman dieses Talent nie gemeistert, ja, wahrscheinlich wusste er nicht einmal davon, sondern wurde stattdessen immer gieriger. Er konnte
nie genug bekommen und glaubte, dass wenn er sich etwas nicht gleich schnappte, es ihm jemand wegnehmen würde, daher griff er stets sofort zu. Er gab nur dann etwas her, wenn er daraus Profit schlagen konnte.
    »Aber wenn du irgendetwas siehst, was du wirklich haben willst, dann bedien dich«, fügt er hinzu. »Ansonsten sehe ich keinen Grund dafür, die Sachen aufzuheben. Ich bin an nichts davon interessiert.«
    »Bist du sicher?«, fragt Jude und meldet sich damit zum ersten Mal nach all den dramatischen Ereignissen wieder zu Wort. Seit ich Haven getötet und schnurstracks ins Schattenland geschickt habe. »An gar nichts? Nicht einmal daran?«
    Wir drehen uns alle um und sehen Jude vor uns stehen, die gespaltene Braue hochgezogen, während er ein Bild in die Höhe hält – ein herrliches, prachtvolles Ölgemälde von einem wunderschönen Mädchen mit tizianroten Haaren, das über ein endloses Feld roter Tulpen tanzt.
    Ich schnappe nach Luft, als ich in dem Mädchen auf der Stelle mich erkenne – mich in meinem Amsterdamer Leben –, jedoch ohne zu wissen, wer der Künstler gewesen sein könnte.
    »Schön, nicht?« Jude sieht zwischen uns hin und her, bis sein Blick auf mir verweilt. »Falls du dich fragst, es ist von Damen signiert.« Er zeigt auf die krakelige Signatur in der unteren rechten Ecke und spricht kopfschüttelnd weiter. »Ich war gut in meinem früheren Leben, ganz zweifellos. Nach allem, was ich im Sommerland gesehen habe, besaß Bastiaan de Kool sicher ein gewisses Talent – und er führte auch ein ziemlich angenehmes Leben.« Er lächelt. »Aber trotzdem, so sehr ich mich auch angestrengt habe, konnte ich dich nie ganz so auf die Leinwand bannen wie Damen.«
Er zuckt mit den Schultern.
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