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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
Autoren: Alyson Noël
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ausbreiten?«
    Er blinzelt und kann mir nicht ganz folgen, und ich weiß, dass ich Gefahr laufe, wie eine Verrückte zu klingen oder zumindest total paranoid, doch ich beschließe trotzdem, fortzufahren, da ich einfach dringend eine zweite Meinung brauche.
    »Ich hab da so eine Theorie …«
    Er sieht mich an.
    »Na ja …« Ich hole tief Luft. »Ich bin mir irgendwie sicher, dass ich der Grund für all das hier bin.«
    »Du?« Damen zieht besorgt die Brauen zusammen.
    Doch ich gehe darüber hinweg und fahre rasch fort. Ich will so schnell wie möglich zum Ende kommen, die Worte aussprechen, ehe ich mir selbst zuhöre und den Mut verliere. »Ich meine, ich weiß, dass es blöd klingt, aber bitte hör mir erst mal zu.«

    Nickend breitet er die Hände aus und zeigt mir so, dass er nicht vorhat, mich davon abzuhalten.
    »Ich dachte mir, dass … na ja, dass dieser Ort vielleicht zu wachsen begonnen hat, als nach und nach all die schlimmen Dinge passiert sind.«
    »Die schlimmen Dinge?«
    »Na ja, du weißt schon, zum Beispiel, dass ich Drina getötet habe.«
    »Ever …«, beginnt er, begierig, es abzutun, alle Schuld auszulöschen.
    Doch bevor er weitersprechen kann, habe ich schon wieder das Wort ergriffen. »Ich meine, du kommst doch jetzt schon ziemlich lange hierher, oder?«
    »Seit den Sechzigerjahren.«
    »Okay, gut, und in all der Zeit hast du dich hier doch sicher gründlich umgesehen, vor allem ganz am Anfang.«
    Er nickt.
    »Und du hast gesagt, dass du in der ganzen Zeit noch nie so etwas gesehen hast, oder?«
    Er nickt abermals und seufzt, hat aber rasch einen Einwand parat. »Allerdings ist das Sommerland aber auch sehr groß. Wahrscheinlich ist es sogar unendlich. Jedenfalls habe ich noch nie irgendwelche Mauern oder Grenzen gesehen, also ist es gut möglich, dass es schon die ganze Zeit hier ist und ich es nur übersehen habe.«
    Ich wende mich ab und tue so, als wäre ich nur zu gerne bereit, die Sache fallenzulassen, wenn er das auch möchte, doch ich bin nicht im Geringsten überzeugt.
    Ich habe einfach das Gefühl, dass hier etwas ist, das entweder von mir verursacht worden ist oder das dazu gedacht ist, dass ich es sehe oder beides. Ich meine, das hat mich schließlich überhaupt erst an diesen Ort geführt. Ich
habe das Sommerland einfach gefragt, was es mir über sich mitteilen will, und es hat mich hierher geführt. Was ich allerdings nicht weiß, ist, warum.
    Hängt es irgendwie mit all den Seelen zusammen, die meinetwegen im Schattenland gelandet sind?
    Lassen sie es irgendwie wachsen?
    Als ob man Dünger auf Unkraut streut?
    Und wenn ja, heißt das dann, dass es sich immer weiter ausbreiten und eines Tages womöglich den Rest von Sommerland überwuchern wird?
    »Ever«, sagt Damen. »Wir können Nachforschungen anstellen, wenn du willst, aber es gibt eigentlich nicht viel zu sehen, oder? Es macht ganz den Eindruck, als wäre es nur immer wieder mehr vom Gleichen.«
    Ich sehe mich um und will nur ungern so schnell wieder aufgeben, weiß aber dennoch nicht, was ich eigentlich suche oder wie ich meine Theorie beweisen soll. Also wende ich mich ab. Gehe wieder auf ihn zu, als ich es höre.
    Das Lied.
    Es kommt von hinter mir herangeweht, als würde es von einer langen, fernen Brise getragen, und doch ist es unverkennbar.
    So unverkennbar wie die Stimme – die Worte – und die schaurig-eindringliche Melodie.
    Und ich weiß, ohne hinzusehen, dass sie es ist.
    Als ich mich umwende, sehe ich sie mit ausgestrecktem Finger dastehen, die krumme, knorrige Hand hoch erhoben, während sie singt:
    Aus dem Lehm soll es aufstehen
Sich erheben in weite Traumhöhen
Genau wie du-du-du sollst auch aufstehen …
    Und dieses Mal fährt sie fort und fügt weitere Zeilen hinzu, die sie definitiv nicht gesungen hat, als wir letztes Mal hier waren:
    Aus den finsteren, dunklen Tiefen
Kämpft es sich ans Licht
Sehnt sich nur nach einem
Der Wahrheit!
Der Wahrheit seines Wesens
Doch wirst du es lassen?
Wirst du es wachsen, gedeihen und blühen lassen?
Oder wirst du es in den Abgrund stoßen?
Wirst du seine müde und matte Seele verbannen?
    Und gerade als ich denke, es ist vorbei, macht sie etwas ganz Merkwürdiges.
    Sie streckt die Arme vor sich aus und wölbt die Handflächen, als würde sie irgendeine Gabe erwarten, während auf einmal Misa und Marco hinter ihr hervortreten und sich rechts und links von ihr aufstellen.
    Die beiden flankieren sie und mustern mich eindringlich, während die alte Frau in tiefer
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