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055 - Das Monster von Greenfield

055 - Das Monster von Greenfield

Titel: 055 - Das Monster von Greenfield
Autoren: Dämonenkiller
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Es ist nett, und ich freue mich riesig, dass Sie mich im Gefängnis besuchen kommen, Mr. Hunter, aber verdienen tue ich's nicht. Ich bin ein Mörder und Sittenstrolch. Die Polizisten haben schon Recht, dass sie mich so nennen. Aber glauben tun sie mir wahrscheinlich auch nicht. Warum glaubt mir denn keiner, dass ich ein Mörder bin? Warum hängt man mich nicht? Ich hab's verdient. Wirklich, Mr. Hunter. Wenn einer an den Galgen gehört, dann ich.
    Was ich da am Hals und auf den Armen habe? Blaue Flecke. Ja, ich habe Prügel gekriegt. Aber ich beschwere mich nicht. Sie dürfen das den Polizisten nicht übel nehmen. Es ist ja ganz natürlich, dass sie vor Wut kochen, wenn sie ein Scheusal wie mich vor sich haben und es nicht aufknüpfen dürfen.
    Man kann mir nichts beweisen, obwohl ich gestanden habe. Die Ärzte sind misstrauisch. Sie sagen, dass ich die Geständnisse aus Geltungssucht abgelegt habe. Aber das stimmt nicht. Ich will nicht protzen. Ich gestehe doch nur, weil ich das alles nicht mehr ertrage. Solange ich zurückdenken kann, habe ich diese Alpträume. Meine Opfer erscheinen mir jede Nacht im Traum.
    Es ist immer der gleiche Traum. Zuerst ist es finster. Nur die Gesichter von Vater und Mutter sind zu sehen. Sie bieten einen schrecklichen Anblick, obwohl sie zuerst noch leben. Aus ihren Gesichtern spricht Angst.
    Anfangs bin ich nur ein unbeteiligter Zuschauer. Ich bin ja noch ein kleines Kind und verstehe das alles nicht so recht, nur die Angst fällt mir bei meinen Eltern auf. Und ich erkenne, dass ich ihren Tod beschlossen habe.
    Sie schreien, als Hände aus der Dunkelheit auftauchen, Hände mit langen, blitzenden Dolchen. Der Schein der schwarzen Kerzen spiegelt sich in den Klingen. Und dann stoßen die Hände mit den Dolchen zu. Ich bin noch Zuschauer, obwohl ich weiß, dass ich die Dolche führe. Ma und Pa schreien immer lauter. Die Sehnen der Hände spannen sich, die Adern schwellen an. Und dann wird alles in Blut getaucht, und die Schreie werden so schrill, dass ich sie nicht mehr ertragen kann. Die Münder von Ma und Pa sind weit aufgerissen, die großen erstarrten Augen auf mich gerichtet.
    Ich bin froh, als Feuer das ganze Bild auslöscht. So werde ich von dem Anblick meiner toten Eltern, die ich umgebracht habe, erlöst. Aber im Traum bin ich gar nicht erschüttert, sondern will noch mehr Blut sehen. Das Böse ist in mir. Das weiß ich während des Traumes. Ich bin durch und durch böse, wenn ich manchmal auch Zeiten habe, wo ich nicht mal einer Fliege was zu Leide tun könnte. Einmal habe ich mich an einem Dorn gestochen, und als das Blut aus meinem Finger quoll, wurde mir ganz schlecht. Ich habe solche Zeiten. Dann wieder kann ich vom Blut nicht genug kriegen – wie in diesem Traum.
    Nach meinen Eltern kommt Lord Marbuel dran. Ich kann mich an ihn erinnern. Aber in diesem Traum war er mein Lehrmeister und Gönner. Er hat mir alles Böse dieser Welt beigebracht. Nun glaube ich, dass ich ihn übertreffen kann. Ich bin noch grausamer und bösartiger als er. Deshalb bringe ich ihn um. Nachdem ich über meinen Lehrmeister des Bösen gesiegt habe, bin ich Herr über Leben und Tod.
    Dann ist der Traum aus. Ich erwache schweißgebadet in meinem Bett in Tante Annas Haus. Mir ist ganz übel. Durch das offene Fenster weht kalte Luft herein, denn es ist November. Ich bekomme eine Gänsehaut. Die Sonne scheint durchs Oberlicht.
    Ihre Strahlen blenden mich.
    Ich stehe auf, und da kommt es mir auch schon hoch. Ich zittere und heule und kotze. Dabei torkle ich durchs Zimmer und besudle alles.
    Tante Anna kommt händeringend angerannt. Sie muss die Schweinerei aufwischen. Als ich ihr helfen will, sagt sie, dass ich dazu zu tollpatschig sei. Also ziehe ich mich zitternd in eine Ecke zurück.
    Tante Anna ist wütend. Ich mache ihr auch wirklich viel Scherereien. Als sie von unten zu mir aufblickt, verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Sie seufzt.
    »Was ist denn nur los mit dir, Mike? Hattest du schon wieder einen deiner Alpträume?«
    »Es ist immer der gleiche Alptraum«, sage ich.
    Sie wringt das Tuch aus, mit dem sie den Boden aufwischt. »Du solltest dir das alles nicht so zu Herzen nehmen, Mike. Es ist doch nur ein Traum. Vergiss ihn!«
    »Wie kann ich denn vergessen, dass ich Ma und Pa umgebracht habe – und all die anderen?«
    Da wird sie wieder wütend. Sie knallt den nassen Lappen auf den Boden, stemmt die Hände in die Hüften und kommt auf mich zu. Ich werde in meiner Ecke kleiner und kleiner. Aber
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