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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
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besaß alles, Schönheit, ein entzückendes Haus, einen Schwarm von Verehrern, sie genoß ihr Dasein ohne Sorgen und konnte sich jedes Vergnügen leisten. Auch Pippas Leben hatte sich einst so abgespielt, aber nachdem sie arm geworden war, hatte sie es vorgezogen, nicht weiter an dem ihrer Freundin teilzunehmen. Trotzdem bestand die herzliche Verbundenheit zwischen ihnen heute genauso wie früher, und als Pam eines Tages von ihren stets nachsichtigen, aber schließlich doch erbitterten Eltern den Armen eines zwar charmanten, aber ganz und gar unpassenden jungen Mannes entrissen und nach England geholt wurde, fühlte sich Pippa schrecklich verlassen und einsam.
    Darüber war nun ein Jahr ins Land gezogen und wieder hingegangen, und mit ihm der charmante, aber unpassende junge Anbeter. Gleich nachdem Pippa von ihrer Erbschaft erfahren hatte, schrieb sie ausführlich an Pam über ihre Pläne. Und gestern war als Antwort ein teures Telegramm eingetroffen: >Liebling, wie wunderschön. Stop. Ein Geschenk des Himmels. Stop. Fahre in drei Monaten hier ab. Stop. Werden herrliche Stunden in deiner Leihbücherei verbringen< Und ob! Das stand für Pippa so fest wie nur etwas. Und während sie sich dieses Zukunftsbild ausmalte, vergaß sie sogar noch vorübergehend ihre Begeisterung für das selbstlose Ziel, das sie sich gesetzt hatte.
    Inzwischen war es acht Uhr geworden, und sie verspürte Hunger. Die letzte, spärliche Siedlung hatte sie schon vor einer ganzen Weile passiert, und fern am Horizont zeichnete sich das Meer als kaum sichtbarer blauer Streifen ab. Sie mußte bereits eine ziemlich lange Strecke zurückgelegt haben. Zu dumm, daß sie nicht auf den Tachometer geschaut hatte, als sie wegfuhr, denn nun wußte sie überhaupt nicht, wie weit sie war. Die Straße führte an hohen Bergen entlang, der Blick über die Landschaft war unvergleichlich schön, und gerade an dieser Stelle kreuzte ein schmaler Fluß die Straße. Hier wollte sie ihren Tee trinken und den Ausblick genießen.
    Sie kramte aus dem Gepäck im Rücksitz den Primuskocher aus, den sie leichtsinnigerweise am vorhergehenden Tag erstanden und von dem ihr der Angestellte im Laden versichert hatte, daß jedes kleine Kind damit fertig werden könne, es sei einfach unmöglich, dabei irgend etwas falsch zu machen. Und obwohl Pippa technischen Errungenschaften völlig hilflos gegenüberstand und äußerst mißtrauisch war, hatte sie ihn dennoch gekauft, teils, um den jungen Mann, der ihn so überzeugend anpries, nicht zu enttäuschen, teils auch, weil sie im Anzünden von offenen Feuern im Freien nicht die geringste Erfahrung hatte und sich das klägliche Endergebnis sehr genau vorstellen konnte.
    Sie füllte also ihren kleinen Kessel am Fluß und näherte sich tapfer entschlossen dem Öfchen, das an einer geschützten Stelle hinter dem Wagen auf sie lauerte und ihr in boshafter Erwartung entgegenblickte. Mit größter Sorgfalt befolgte sie alle Gebrauchsanweisungen mit dem Erfolg, daß es tückisch fauchend aufflackerte und sofort wieder mit dumpfem Puffen verlöschte.
    »Ja, gibt’s denn so was?« stöhnte sie anklagend über die leere Landstraße und fing beherzt noch einmal von vorn an.
    Diesmal beinah mit dem Resultat, daß ihre Locken in Brand gerieten, worüber sie heftig erschrak, denn die betrachtete sie mit besonderem Stolz als eines ihrer Hauptschönheitsmerkmale. »Mein Haar und meine Augen«, sagte sie vor sich hin, während sie mit verschwenderischer Großzügigkeit Spiritus nachschüttete. »Aber immer noch lieber meine Wimpern als Balduin.«
    »Da bin ich anderer Ansicht«, ließ sich eine charmante Stimme vernehmen. »Tausendmal lieber den unbekannten Balduin als Ihre entzückenden Wimpern.«
    Pippa sprang mit einem Satz in die Höhe und wurde puterrot. Niemand wird gern bei Selbstgesprächen überrascht, aber durch ihr häufiges Alleinsein war Pippa daran gewöhnt, selbst ihre einzige Zuhörerin zu sein, und der Primuskocher hatte so laut gefaucht, daß sie das Herangleiten des eleganten Wagens, der jetzt neben ihr hielt, nicht bemerkt hatte. Sie blickte abweisend auf den zudringlichen Störenfried, aber er lächelte ungeniert zurück und nahm ihr ohne viel Umstände den widerspenstigen Feuerspeier aus der Hand. Hübsch war er nicht, stellte sie bei sich fest, dagegen schien er kolossal von sich überzeugt zu sein, und sein Lächeln hatte unbestreitbar etwas Gewinnendes.
    »Ich bin ein wahrer Hexenmeister, was Primuskocher anbetrifft. Lassen Sie
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