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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
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für möglich halten, daß ein geistig so hochstehender Mann derartigen Schund in seinen Regalen stehen hat.«
    »Aber er sammelte doch leidenschaftlich Kriminalromane«, verteidigte Pippa ihren alten Freund hitzig. »Alle wirklich großen Persönlichkeiten haben eine Vorliebe dafür.« Sie hoffte, daß dieser Hieb gesessen hatte. —
    »Widerliche Ziege. Tat genau so, als ob ich mich mit dem Plan bei ihm eingeschmeichelt hätte, um ihn zu beerben«, erzählte sie entrüstet ihrem Vetter und juristischen Berater, der sie zu einem Abschiedsdiner ausführte.
    »Ich glaube, nicht einmal Miss Murdoch könnte dir ein planvolles Verhalten nachsagen«, versetzte er anzüglich, aber sie überhörte den Sarkasmus und fuhr unbekümmert fort:
    »Ich habe ihnen doch nichts weggenommen. Für sie alle bleibt immer noch ein Haufen Geld übrig, auch wenn ich meine tausend Pfund abkriege.«
    »Wenn es um das Testament eines reichen Mannes geht, ist nach Ansicht der Erben nie genug Geld da«, erwiderte James mit müdem Zynismus.
    »Und dann bin ich nach Hause gegangen und habe der gräßlichen Mrs. Smith gekündigt. Das hat mir wieder wohlgetan.«
    »Deiner Wirtin? Und wo willst du wohnen, bis du dein Eldorado entdeckt hast?«
    »Oh, das werde ich innerhalb von acht Tagen finden«, meinte sie mit beneidenswerter Zuversicht.
    »Wahrscheinlich hast du keine Ahnung, wo du überhaupt suchen sollst, wie?«
    »Ich sagte dir’s doch. Im Norden, wo es keinen Winter gibt, wo der Himmel ewig blau und der Sand wie Gold ist«, deklamierte sie wie eine Reisereklame und schwenkte den Arm in der Richtung, die sie für Norden hielt.
    Ja, und jetzt war sie wirklich auf dem Wege dorthin.
    Es war noch wunderbar früh. James hatte ihr gestern Balduin bis vor die Haustür gebracht mit dem Hinweis, das kleine Scheusal wäre nun soweit in Form, daß man ihm vielleicht eine kleine Fahrt zutrauen könne. Darauf hatte sie noch während der Nacht ein Minimum an Campingausrüstung in den Fond gepackt und sich heimlich, still und leise kurz nach fünf Uhr davongestohlen.
    Es war ein bezaubernder Novembermorgen, und sie hatte bereits die letzten Ausläufer der Stadt hinter sich gelassen. Hier, auf dem freien Lande würde sie ihre Wahlheimat finden, hier den Lebensweg anderer Menschen kreuzen wie die andere Pippa — »Natürlich ohne zu singen«, bemerkte sie mit einem winzigen Rest von einschränkender Selbsterkenntnis — und alle wollte sie beeinflussen — alle! Mr. Murdoch würde wohl gelächelt haben, hätte er den entrückten Glanz innerer Berufung aus ihren blauen Augen leuchten sehen. James Maclean dagegen hätte eine Katastrophe prophezeit.
    Immerhin hatte er ihr einen, wenn auch recht lauwarmen, Heiratsantrag gemacht, und das gab ihrem Selbstbewußtsein neuen Auftrieb.
    Nicht etwa, daß sie in dieser Beziehung bisher leer ausgegangen war, o nein! Darauf konnte sie mit Stolz pochen. Verschiedene Kollegen hatten ihr von Heiratsabsichten gesprochen — >wir könnten ja ruhig beide weiterhin unseren Beruf ausüben< — und sogar ein Geschäftsführer war darunter gewesen, wenn auch nur ein stellvertretender, wie sie mit anerkennenswerter Ehrlichkeit zugab. Auch in dem Hotel, wo sie gelegentlich arbeitete, hatte sie Bewunderer gehabt, denn ihre blauen Augen und ihr freundliches Lächeln übten auf alle eine gewisse Anziehungskraft aus. Aber nichts wirklich Aufregendes war geschehen, seufzte sie traurig. Nichts, aber auch gar nichts Romantisches.
    Im Grunde hatte sie allerdings bis jetzt nie Sehnsucht danach verspürt. Sie hatte immer tüchtig zu tun, damit die Rechnung am Ende stimmte, und gerade in dieser Beziehung hatte es Pippa nicht leicht, Sicher, sie war zu Tanzereien und ins Kino mitgenommen worden, aber für gewöhnlich spielte sich ihr Leben zwischen der täglichen Tretmühle im Büro, der Hetzjagd zum Omnibus, der sie wieder nach Hause brachte, und diesem >Zuhause< selbst ab, zwei nüchternen Zimmern, deren abstoßende Häßlichkeit nur durch die paar Möbel ihrer Mutter einigermaßen gemildert wurde. Dazu im Hintergrund stets die ewig nörgelnde Wirtin und über ihr der Lärm einer kinderreichen Familie.
    Aber, gestand sie sich rasch, das alles wurde überstrahlt und verschönt durch Pamela. Pam, deren Abenteuer und Romanzen auch auf sie einen Abglanz warfen. Pam, ihre begüterte Schulfreundin, ihre treue Verbündete bei allen kindlichen Streichen und verläßliche Helferin durch die späteren Wechselfälle des Schicksals hindurch. Pam Mannering
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