Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
mich mal versuchen«, sagte er.
    Sie sah ihn einen Moment zögernd und skeptisch an, da rief plötzlich eine Stimme aus dem Wagen: »Mark, mach keinen Unsinn. Bitte, verzeihen Sie ihm. Er ist verrückt, aber harmlos, und von Primuskochern versteht er wirklich etwas.« Eine große, schlanke Frau entstieg dem schnittigen Gefährt.
    Seltsam, dachte Pippa erstaunt, wie sich beinah gleiche Gesichtszüge mit dem gleichen Kontrast von hellem Teint und dunklem Haar durch ganz leichte Modellierungen und Verfeinerungen hier und dort vom Durchschnitt in Schönheit verwandeln lassen. Die beiden waren Geschwister, das sah man auf den ersten Blick, aber während der Bruder anziehend üblich wirkte, besaß die Schwester neben dem gleichen Charme noch Grazie und fast klassische Schönheit.
    Pippa lächelte und stand auf, denn der junge Mann hatte das feuerspeiende Ungetüm mittlerweile vollständig gezähmt. »Ich habe Ihren Wagen gar nicht gehört. Aber kein Wunder, er läuft ja auf Samtpfoten, nicht wie mein armer Balduin, der klappert und spuckt.«
    »Ach so, das ist Balduin«, rief der Bruder. »Gott sei Dank, ich kann wieder freier atmen. Als ich hörte, daß Ihnen sein Leben kostbarer sei als Ihre Augenwimpern, fühlte ich natürlich einen gewissen Stachel in meiner Seele.«
    »Mark muß immer solchen Schmus machen, wenn er mit Mädchen spricht«, bemerkte seine Schwester gelassen. »Er kann einfach nicht anders. Sie müssen das nicht weiter beachten... Na also, er scheint ihn doch in Gang gebracht zu haben«, und damit wendete sie sich wieder ihrem Wagen zu.
    »Ja, jetzt funktioniert er großartig«, antwortete Pippa. »Ich werde hoffentlich eines Tages auch noch lernen, mit ihm umzugehen. Aber das Wasser kocht gleich. Möchten Sie nicht einen Schluck Tee haben?«
    Die junge Frau lächelte.
    »Du hast gewonnen, Mark«, sagte sie trocken, holte eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Handtasche und gab sie ihm. Dann drehte sie sich wieder zu Pippa um: »Wissen Sie, wir haben nämlich gewettet. Dabei trifft mich die Schuld, weil ich die Thermosflasche vergaß. Wir sind Stunden um Stunden gefahren, ohne irgendwo eine Tasse Tee auftreiben zu können. Da sahen wir Sie, wie Sie sich abrackerten, und Mark sagte sofort: >Ich wette mit dir um eine Schachtel Zigaretten, daß sie uns zum Tee einlädt.<«
    Pippa lachte, und der junge Mann zuckte in komischer Verzweiflung die Schultern. »Schwestern müssen einen immer blamieren... Aber wir nehmen natürlich mit tausend Dank an — eine Tasse Tee wäre herrlich. Übrigens, ich heiße Mark Marvell, und das ist meine Schwester Margaret. Blöde Namen. Wie ‘ne Herde Schafe. Ma-a-a. Aber mein Vater war Schaffarmer.«
    »Im Gegenteil, ich finde sie sehr hübsch. Meiner ist ganz einfach Pippa Knox. Hurra, das Wasser kocht! Aber woraus wollen Sie trinken? Ich besitze nur eine einzige Tasse.«
    »Ja — der kluge Mann baut vor«, erklärte Mark gewichtig. »Ich bin immer bestrebt, für den Notfall gerüstet zu sein.« Damit brachte er aus dem Handschuhfach zwei Gläser zum Vorschein.
    »Besonders für alkoholische — die ergeben sich am häufigsten«, ergänzte seine Schwester und ließ sich mit elegantem Schwung auf einer Grasböschung nieder.
    Während sie ihren Tee tranken, flogen die Worte munter und witzig hin und her. Von keiner Seite wurden Fragen gestellt, und das gefiel Pippa ganz besonders. Für den Augenblick vergaß sie die erträumte Missionarrolle vollständig und schwelgte in ihrer neugewonnenen Freiheit. Aber schon sehr bald warf Mark einen Blick auf die Uhr und sprang auf.
    »Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch zu unserem Wollverkauf zurechtkommen wollen. Unsere Firma öffnet um zehn Uhr, und das werden wir gerade noch mit Mühe schaffen. Höchst bedeutsame Angelegenheit, wissen Sie. Schwergeplagter Farmer harrt voll atemloser Spannung, wie über das Produkt seiner monatelangen sauren Fronarbeit innerhalb von knapp drei Minuten entschieden wird.«
    »Na, die atemlose Spannung sieht man Ihnen aber kaum an«, meinte Pippa lächelnd und fügte in Gedanken hinzu: >Schwergeplagter Farmer — das glaubt er ja wohl selbst nicht !<
    »Oh, ich bin ein armes, zerrütetes Nervenbündel, nur durch eiserne Disziplin mühsam aufrechterhalten. Komm schnell, Peg.«
    Seine Schwester erhob sich entschuldigend. »Ja, ich fürchte, er hat recht, wir müssen weiter. Es ist nämlich wirklich ein großer Tag für uns, verstehen Sie. Jedermann aus der Umgegend ist da, jeder schimpft oder prahlt über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher