Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Pippa würde sich im nächsten Augenblick in einer Flut von Tränen auflösen. Und das in seinem Büro.
    »Aber er besaß doch wohl keine zwölfhundert Kriminalschmöker, wie du es nennst?«
    »Nein, er kaufte genausooft leichte Romane, die er selber allerdings nicht las. Er hielt sie sich nur, um seine Nichten am Schwatzen zu hindern, wenn sie ihn besuchten, sagte er. Und dann hatte er außerdem noch viele gute Bücher, zum Beispiel von Elizabeth Bowen und Joyce Cary und so, also du siehst, für jeden Geschmack etwas. Hinzu kommen noch die von Vater, die du damals an dich nahmst, denn du hast doch nur die wirklich wertvollen verkauft, nicht wahr?«
    »Ja«, gab er widerwillig zu. »Da ist noch ein ganzer Haufen vorhanden. Deine Mutter scheint eine leidenschaftliche Vorliebe für Reisebeschreibungen und Biographien gehabt zu haben.«
    »Ich weiß. Eigentlich komisch, daß ich von keinem von beiden den Verstand geerbt habe, nicht? Na, und dann nicht zu vergessen meine eigenen vielen Bücher, die Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Jetzt brauche ich nur noch ein paar Wildwestgeschichten, und der Laden ist komplett.«
    »Wildwestgeschichten?«
    »Ja, du kennst das doch — mit Cowboys und Indianern und viel Schießerei.«
    »Der Himmel bewahre mich! Aber solches Zeug liest doch kein Mensch!«
    »Mr. Murdoch erzählte, als er mal in einer Leihbibliothek angestellt war, habe er beobachtet, daß sie gerade von alten Damen und zartbesaiteten jungen Mädchen mit wahrer Wonne verschlungen würden. Aber die kann ich auch antiquarisch erhandeln, wieder zusammenflicken und in Ordnung bringen, das macht erst recht Spaß.«
    »Und wird dir ein schönes Loch in deine Erbschaft fressen.«
    »I wo, nicht die Spur. Ich wette, ich kriege alle Bücher, die ich brauche, und die Regale noch dazu, für — na, vielleicht hundert Pfund. Da bleibt immer noch eine ganze Masse, um ein Haus zu kaufen.«
    »So, und wo glaubst du, heutzutage auch nur eine Bretterscheune für neunhundert Pfund erstehen zu können?«
    »Ich werde schon was finden, wenn ich abseits der zu sehr überlaufenen Gegenden suche. Es wird windschief und baufällig sein, das ist klar, aber warte nur, was ich mit ein paar Töpfen Farbe alles zustande bringe.«
    »Zuzutrauen wär’s dir glatt... Und wo willst du dieses Paradies aufstöbern?«
    »Ich weiß noch nicht, aber es muß am Meer liegen.«
    »Seebäder sind teuer, besonders im Vergleich zu einer Barschaft von sage und schreibe tausend Pfund.«
    »Ich wünschte, du würdest manchmal wie ein Vetter und nicht wie ein Rechtsanwalt zu mir reden«, schmollte sie. »Und du brauchst auch gar nicht so verächtlich die Nase zu rümpfen über meine Erbschaft bloß weil du so gräßlich reich bist.«
    Er errötete flüchtig und antwortete: »Nun gut, ich hoffe, du wirst wenigstens deine Stellung beibehalten, bis sich etwas Passendes findet.«
    »Meine Stellung?« Sie fiel aus allen Wolken. »Aber die habe ich doch schon gekündigt.«
    »Da du erst vor einer knappen Stunde hier in meinem Büro von der Erbschaft erfuhrst, ist das wohl kaum möglich.«
    »Meinst du? Ich wartete eben ab, bis du aus dem Zimmer gingst, um mit dem Klienten draußen zu sprechen, und dann rief ich einfach von deinem Apparat aus an. Ich find’s herrlich, zu kündigen.«
    »Hast ja mittlerweile auch einige Übung darin, obwohl ich allerdings nicht annehmen konnte, daß du derart prompt handeln würdest.«
    »Die Arbeit gefiel mir sowieso nicht. Ich hatte das erste beste angenommen, was sich bot, als der gute Mr. Murdoch starb, aber drei Wochen sind lang genug. Ich bin bestimmt nicht wählerisch, aber die Art vom Juniorchef, mir seinen Arm um die Taille zu legen und die Zigarette dabei schnoddrig im Mundwinkel, das paßte mir schon gar nicht.«
    James runzelte die Stirn. Unter diesen Umständen war es allerdings besser, zu kündigen, sogar über sein geheiligtes Telefon. »Und was wirst du jetzt tun?«
    »Ich will ‘rauf nach dem Norden, denn da möchte ich wohnen. Die Ferien, die ich damals mit Mutter dort oben verbrachte, habe ich nie vergessen können. Jeden Morgen, wenn wir früh genug aufstanden, war die Luft von einem so wunderbaren, fast tropischen Duft erfüllt — von Teebäumen und Trompetenblumen — und das Meer schimmerte seidig blaßblau. Und da habe ich mir gedacht, ich mache mit Balduin eine gemütliche Spritztour — das heißt, wenn er fährt. Wie steht’s eigentlich mit ihm?«
    Balduin war der kleine Wagen ihrer Mutter, den diese so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher