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Breite Schultern, heiße Kuesse

Breite Schultern, heiße Kuesse

Titel: Breite Schultern, heiße Kuesse
Autoren: Sara Orwig
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1. KAPITEL
    Jeb Stuart saß fast unbewegt hinter dem Steuer seines Wagens, den er im Schatten einer Ulme geparkt hatte. Die Straße, in der er stand, war eine Seitenstraße, und zu dieser Tageszeit, es war Mittag, kam kaum ein Auto hier durch. Es war Anfang Juni und schon ziemlich heiß in Dallas. Aber das schien dem ruhig dasitzenden Mann nichts auszumachen. Er wartete. Doch seine äußere Ruhe täuschte und verriet nichts von dem Aufruhr, der in seinem Inneren tobte.
    Jeb warf einen Blick auf seine Armbanduhr, und seine Konzentration nahm ab jetzt sogar noch zu. Da, nach fast zehn Minuten geduldigen Wartens, bog ein schwarzer Wagen um die Straßenecke und fuhr in die Auffahrt eines kleinen gepflegten roten Backsteinhauses, das sich schräg gegenüber von seinem Beobachtungsplatz befand. Im Bruchteil einer Sekunde erhaschte er einen Blick auf einen roten Haarschopf, dann war die Frau auch scho n wieder aus seinem Blickfeld verschwunden.
    Jeb blieb immer noch wartend sitzen. Erst jetzt nahm er sich die Zeit, sich umzusehen. Es war eine gepflegte, ruhige Wohnge gend. Vor den Häusern befanden sich bunte Blumengärten und Schatten spendende Bäume. Die Rasenflächen waren trotz der Sommerhitze saftig grün, kein Wunder, denn überall waren die Rasensprenger an. Das kleine Haus, dem sein Interesse galt, war wirklich ein Schmuckkästchen. Es strahlte Frieden und Geborgenheit aus - aber nicht mehr lange, denn er würde den Frieden dieses Hauses bald stören. Es war für ihn sehr schwierig gewesen, diese Frau ausfindig zu machen. Ob sie damit gerechnet hatte, dass er sie suchen und eines Tages vor ihrer Tür stehen würde?
    Da wurde die Haustür geöffnet, und ein junges Mädchen trat heraus. Aus dem Bericht seines Detektivs wusste Jeb, dass es das Kindermädchen war. Sie war fast noch ein Teenager, trug Jeans und ein rotes T-Shirt. Ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen, ging sie zu ihrem Wagen, stieg ein und fuhr weg.
    So, jetzt hatte er lange genug gewartet. Es wurde Zeit, dass er aktiv wurde und tat, was er sich vorgenommen hatte. Er stieg aus und überquerte die Straße. Zu seiner Überraschung spürte er, dass sein Herz heftig zu pochen begann.
    Rasch ging er die kleine Treppe hoch und schellte.
    Die Tür wurde augenblicklich geöffnet, und er stand Amanda Crockett gegenüber. Nur eine Fliegengittertür trennte sie voneinander. Dies war die Frau, die er vorhin flüchtig im Wagen gesehen hatte. Sie starrten sich an, und er war wie gebannt von ihren großen hellgrünen Augen. Offenbar hatte sie sich inzwischen umgezogen, denn sie trug jetzt abgeschnittene Jeans und ein blaues T-Shirt. Amanda Crockett wirkte ungemein anziehend.
    Als Jeb merkte, dass seine Gedanken auf Abwege gerie ten, rief er sich zur Ordnung und erinnerte sich an den Zweck seines Kommens und was diese Frau ihm angetan hatte.
    Obwohl er sich während der letzten zwei Monate immer wieder überlegt hatte, was er Amanda Crockett sagen wollte, wenn er ihr gegenüberstehen würde, war sein Gehirn plötzlich wie leer gefegt und er erinnerte sich an keinen seiner Sätze. Ihre großen hellen Augen verwirrten ihn einfach zu sehr.
    Amanda war kreidebleich geworden. Jeb fürchtete, sie würde gleich in Ohnmacht fallen. Er musste ihr jetzt auch nicht unbedingt seine ganze Wut entgegenschleudern und ihr Vorwürfe machen, wie er es sich immer wieder vorgenommen hatte. Aber er würde sich durch eine Ohnmacht von ihr auch nicht erpressen lassen. Plötzlich hob sie kämpferisch das Kinn und sah ihn aus funkelnden Augen an. Eigentlich war ihm die Lust auf eine Aus einandersetzung ziemlich vergangen. Er wollte sie vielmehr wis sen lassen, welchen Schmerz sie ihm zugefügt hatte. Ob sie wirklich angenommen hatte, dass sie davonkommen würde, mit dem, was sie getan hatte?
    Amanda hielt sich Halt suchend am Türrahmen fest, die Knö chel ihrer Hand waren so weiß wie ihr Gesicht.
    Ihre schöne Welt zerbrach jetzt. Das Kostbarste, was sie besaß, würde ihr genommen werden. Dass dieser Augenblick einmal kommen würde, hatte sie seit drei Jahren befürchtet.
    Der Fremde vor ihrer Tür brauchte sich nicht vorzustellen. Sie wusste, dass er der Vater ihres dreijährigen Sohnes Kevin war. Die Ähnlichkeit war verblüffend. So wie der große Fremde vor ihrer Tür würde Kevin einmal aussehen, wenn er erwachsen war. Beide hatten pechschwarzes Haar, dunkelbraune Augen und eine hohe Stirn.
    Bis jetzt hatte der Fremde noch kein einziges Wort gesagt. In seinen Augen aber konnte sie
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