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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies
Autoren: Mary Scott
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ständig am Gängelband zu haben, sie ermahnen und kritisieren zu können, wollte er doch nicht missen.
    »Richtig mitten auf dem Lande«, bekräftigte sie mit trotziger Entschiedenheit. »Nur eine einzige Straße mit ein paar Läden, einer Milchbude und einem Postamt.«
    »Und die Dorfkneipe nicht zu vergessen«, ergänzte James trocken. »Damit dürfte die Sache für dich schon schwieriger aussehen.«
    »Wieso?« fragte sie verwundert.
    James versank in Schweigen und überlegte. Er konnte ihr schlecht sagen, daß ein hübsches, alleinstehendes Mädchen von sechsundzwanzig Jahren die angeheiterten Besucher eines Dorfausschanks auf dumme Gedanken bringen konnte. Hübsch? Er musterte sie unter gerunzelten buschigen Brauen. Nein, das war sie wirklich nicht, obwohl ihre blauen Augen und braunen Locken auf manche Männer reizvoll wirken mochten. Ihr Mund war entschieden zu üppig geraten und die Nase alles andere als klassisch. Sie hatte nichts von der hohen Gestalt und würdevollen Haltung, die James an Frauen so bewunderte. Trotzdem, irgend etwas ging von ihr aus...
    Schließlich sagte er: »Mädchen in deinem Alter leben für gewöhnlich nicht mutterseelenallein, zumal nicht an solchen Orten, wo das Geld locker sitzt und infolgedessen oft schwer gezecht wird.«
    »Dann gehe ich eben irgendwohin, wo keine Kneipe ist, ganz einfach«, verkündete sie, als setze sie damit endgültig einen Schlußpunkt hinter die Angelegenheit. Aber das erwies sich sogleich als eine verhängnisvolle Fehlrechnung.
    »Lassen wir den Ort einmal ganz aus dem Spiel. Du bist charakterlich völlig ungeeignet, ein selbständiges Geschäft zu leiten. Erstens hast du keine blasse Ahnung von Geld, zweitens verstehst du es nicht, vor den Leuten zu katzbuckeln, wozu du in einem Laden natürlich gezwungen bist, und drittens besitzt du ein sehr taktloses Mundwerk, besonders wenn du witzig sein willst.«
    Anstatt über diese geharnischte Kritik beleidigt zu sein, warf Pippa den Kopf zurück und lachte laut heraus.
    »Ach, armer James, wie gut du mich kennst, und was für eine lästige Plage ich für dich gewesen sein muß. Paß nur auf, wie herrlich du dich fühlen wirst, wenn du mich endlich los bist.«
    Aber James war noch nicht zu Ende. »Und vor allen Dingen dein unmögliches Gekicher«, fügte er philisterhaft hinzu.
    Das traf sie wie eine kalte Dusche, denn darin mußte sie ihm recht geben. Sie kicherte. Sehr selten zwar, aber immerhin hatte es schon die verheerendsten Folgen gehabt, und sie schämte sich ehrlich deswegen. Kichern, das hielt sie sich oft vor, konnte bei einem Kind reizend wirken, einer Sechzehnjährigen würde man es auch noch verzeihen, aber für ein Mädchen von sechsundzwanzig war es einfach unmöglich. Unglücklicherweise nützte das wenig, denn wenn es sie überkam, war kein Kraut dagegen gewachsen, und alle ihre Versuche, es sich abzugewöhnen, waren bisher gescheitert.
    »Aber ich kichere sehr, sehr selten, vielleicht einmal im ganzen Jahr«, verteidigte sie sich und setzte mit plötzlich aufloderndem Trotz hinzu: »Jedenfalls kannst du mich nicht hindern zu tun, was ich will. Ich weiß, du hast dir Mühe mit mir gegeben, mich Stenographie und Schreibmaschine lernen lassen, aber damals war ich achtzehn und du mein Vormund. Du kannst mir doch die tausend Pfund nicht vorenthalten, nicht wahr?«
    »Leider nein. Das Geld steht dir jederzeit zur Verfügung. Ich möchte dich nur dringend vor einem solchen Schritt warnen. Hast du an die Kosten gedacht? Und zuallererst wirst du eine geeignete Behausung mieten müssen.«
    »Kaufen«, verbesserte sie freudestrahlend. »Ich will endlich ein eigenes Dach überm Kopf haben.«
    »Kaufen? Und welche Bruchbude, stellst du dir vor, kannst du für tausend Pfund kriegen? Gar nicht zu reden von der lächerlichen Bibliothek, die eingerichtet werden muß.«
    »Na, siehst du, diese Frage ist durch die zwölfhundert Bücher von Mr. Murdoch bereits gelöst. Deshalb bin ich doch so sicher, daß er gerade das gewollt hat. Ich weiß auch schon genau, was ich mir davon aussuchen werde. Er besaß ja Hunderte von Büchern — außer seinen wissenschaftlichen natürlich — und kannte jedes einzelne davon, aber ganz besonders liebte er Kriminalschmöker. Ich glaube, das tun alle wirklich gescheiten Leute. Ich las sie ihm immer vor, und dann wetteten wir, wer zuerst den Mörder erraten könnte.«
    Der alberne feuchte Schimmer erschien wieder in ihren Augen, und der Rechtsanwalt lenkte hastig ab, aus Angst,
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