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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft
Autoren: Arena
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sie. Sie kroch nun blind gegen die Füße der Jungen. Die schleuderten sie zurück, wieder und wieder.
    »Hört auf!«, rief Karl.
    »Ssst! Sei still. Du lockst den Lehrer her mit deinem blöden Geschrei.«
    »Hört endlich auf!«, schrie Karl jetzt. »Das ist Tierquälerei!«
    Wim schien ihn nicht zu hören. Er warf den Schlüssel. Quer auf dem Rücken der Maus schlug er auf. Die wälzte sich, Blut quoll ihr aus dem Spitznäschen, wild ruderten die Vorderbeine in der Luft.
    »Bravo!« – »Gut gezielt!«, schrien die Jungen und vergaßen alle Vorsicht. Wim griff die zuckende Maus am Schwanz und hielt sie wie eine Siegestrophäe empor. Da raste Karl in den Kreis, schlug ihm das elende Tier aus der Hand und trat mit seinem Fuß darauf. »Ihr seid gemein! Hundsgemein!«, schrie er. Der Zorn stand ihm im Gesicht. Selbst der starke Wim hielt es für richtiger, diesmal nicht mit Karl zu streiten.
    »Was ist denn hier schon wieder los?«
    Sie fuhren herum.
    »Wir haben die Maus, Herr Lehrer«, sagte Viktor. Er war ein wenig weiß um die Nase.
    »Ach, da liegt es ja, das Biest«, sagte Herr Coudenhoven und entließ die Jungen in die Ferien.

6
    Sigi und Karl sprachen auf dem Heimweg kein Wort über das, was geschehen war. Bevor sie sich trennten, fragte Sigi: »Was machen wir heute Nachmittag?«
    »Ich muss gleich nach dem Essen für Vater einen Brief zu Onkel Flint nach Sackenberg bringen. Willst du mitkommen?«
    »Ziemlich weit, nicht?«
    »Ich bekomme das Geld für den Zug. Wenn wir hinlaufen, dann reicht es für uns beide für die Rückfahrt mit dem Zug.«
    »Also abgemacht. Wann treffen wir uns?«
    »Ich komme gegen zwei bei euch vorbei.«
    Pünktlich zur vereinbarten Zeit gingen sie los. Sie schafften die fünfzehn Kilometer in etwas über zwei Stunden. Verschwitzt kamen sie in Sackenberg an. Tante Flint gab ihnen ein großes Glas Himbeersaft und fütterte sie mit frischem Streuselkuchen.
    »Den backe ich immer am letzten Schultag«, sagte sie.
    »Wen hast du denn da mitgebracht?«, erkundigte sich Onkel Flint.
    »Das ist mein Freund Sigi Waldhoff.«
    »Waldhoff?«
    Onkel Flint griff nach der Zeitung, las, schüttelte den Kopf und fragte: »Von dem Waldhoff, der …«
    »Ja, der bin ich«, antwortete Sigi und warf den Kopf in den Nacken.
    »Na, na, Junge«, begütigte Tante Flint. »Man darf nicht alles glauben, was geredet wird.«
    Onkel Flint nickte. »Natürlich nicht. Es ist euch sicher angenehm, dass ein Kriminalkommissar aus Düsseldorf kommt und Licht in die Sache bringen will?«
    Das war für die Jungen eine neue Nachricht. Onkel Flint reichte ihnen die Zeitung. Schwarz auf weiß stand es da. »Ein KK aus Dü wird noch heute am Tatort eintreffen.« Ein Foto des KK aus Dü zeigte ein rundes Gesicht mit gewaltigem Schnauzbart und vervollständigte den Bericht. »Sieht eher aus wie ein Schmied«, sagte Sigi.
    »Kaka aus Dü, gut, was?«
    »Ja, sehr gut, Kakadü.«
    »Was heißt hier Kakadü?«, fragte Onkel Flint.
    »Steht doch hier.« Karl hielt den Finger auf die Zeile: »KK aus Dü.«
    »Keine schlechte Abkürzung für den Kriminalkommissar«, schmunzelte Onkel Flint.
    Tante Flint erkundigte sich nach Karls Eltern, ob der Vater in den Ferien auch wegfahre, wie es der Mutter gehe, und wollte all die vielen Dinge wissen, die für Tanten wichtig sind. Onkel schrieb derweil eine kurze Antwort. Dann war es so weit. Wenn sie den Zug noch erreichen wollten, mussten sie sich verabschieden. Tante packte für die Reise zwei Stücke Kuchen ein und ließ es sich nicht nehmen, die Jungen zum Bahnhof zu bringen, damit sie nicht in den Zug nach Düsseldorf einstiegen. Der richtige Zug stand bereits am Bahnsteig. Sie fand ein leeres Abteil. Karl beugte sich aus dem Fenster und ließ die Mahnungen der Tante über sich ergehen, ja von der Tür wegzubleiben, das Fenster nicht während der Fahrt zu öffnen, nicht die Klotür mit der Abteiltür zu verwechseln – alles sei schon vorgekommen.
    Sigi schaute sich die Leute auf dem Bahnsteig an. Als der Bahnhofsvorsteher seine rote Mütze aufsetzte und aus dem Gebäude trat, näherte sich ein großer, behäbiger Mann. Er trug einen Strohkoffer. Sigi erkannte ihn auf den ersten Blick. Es war der Kakadü. Er liebte wohl Gesellschaft, verschmähte die erste Klasse und stieg ins Nebenabteil zu ein paar Bauersfrauen, die ihre Ware in die Stadt gebracht hatten und jetzt heimfuhren. Die Tür bumste ins Schloss. Der Zug ruckte an.
    »Die Tante macht mich noch krank, verdammt noch mal«,
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