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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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in sein Abteil zurück.
    »Ach Gott, ach Gott, der arme Kerl!«, hörte man die Frauen. Sigi hielt sich die Ohren zu. Der Zug erreichte einen kleinen Bahnhof. Die Frauen stiegen aus. Eine, die sie Fine genannt hatten, schob sich ins Abteil und reichte Sigi einen gelb-roten Apfel. Als der ihn nicht annahm, legte sie ihn verwirrt auf die Bank. Kaum hatte sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt, da ergriff Sigi den Apfel und warf ihn durch das Fenster über den Bahnsteig hinweg in die Wiesen.
    »Na, na«, sagte Kakadü und setzte sich zu den Jungen. »Der Apfel kann doch nichts dazu.«
    »Wir wissen genau, wer Sie sind. Sie sind der Kriminalkommissar aus Düsseldorf.«
    »So. Mich wundert nur, dass die Frauen mein Bild nicht in der Zeitung gesehen haben.« Er schwieg eine Weile und drehte seinen Schnurrbart. »Warum hat sich dein Vater nicht die Leiche angesehen, warum habt ihr den Friedhof nicht betreten?«
    »Wir sind vom Stamm Levi, Herr Kommissar. Wir gehen nur zu Toten aus unserer nächsten Verwandtschaft.«
    »Hm.«
    »Finden Sie bald den Mörder, Herr Kommissar?«
    »An mir soll es nicht liegen, Jungs.«
    Bevor sie ausstiegen, gab er den beiden die Hand und murmelte noch einmal: »An mir soll es nicht liegen, an mir nicht.«

7
    Und betreten hat er den Friedhof nicht«, zischelte Frau Huymann über die Theke hin. »Ganz blass soll er geworden sein. Mein Mann sagt, er habe seinen Fuß einfach nicht über die Schwelle des gesegneten Bodens bekommen können.«
    »Das ist ein Zeichen, das ist bestimmt ein Zeichen.« Frau Mall sagte das. Frau Mall sah häufig Zeichen, schwarze Katze über den Weg von links, Morgenrot an einem Freitag, Käuzchenschrei in der Johannisnacht, Leiche über den Sonntag im Haus. Darüber lachten die meisten. Aber diesmal? Hatte sie nicht recht?
    »Sie wünschen, bitte?«, unterbrach Herr Schyffers das Geschwätz.
    »Ein halbes Pfund fetten Holländer, Herr Schyffers. Aber was sagen Sie zu der ganzen Sache? Schließlich ist der Mord doch in Ihrem Hause entdeckt worden.«
    »Tja, was soll ich sagen. Die Waldhoffs sind immer anständig gewesen. So, hier ist der Käse. Macht achtundsiebzig Pfennig.«
    »Ja, anständig! Aber alles deutet doch darauf hin …« Frau Huymann schwieg und schaute viel sagend in die Runde.
    Die Türklingel schepperte. Ruth Waldhoff kam herein. »Na ja«, seufzte Frau Huymann, »schreiben Sie es mal an bis zum Freitag.«
    »Das kommt zum Beispiel bei den Waldhoffs nicht vor«, knurrte Herr Schyffers, aber wohlweislich so leise, dass nur das Lehrmädchen es verstand.
    »Bitte, wer ist jetzt an der Reihe?« Die Frauen waren zur Seite gerückt. Ruth stand allein mitten vor dem Ladentisch. Sie sah sich um. Die Frauen starrten sie an.
    »Wer ist dran?«, fragte Herr Schyffers und räusperte sich.
    »Ich bin zuletzt gekommen«, sagte Ruth leise.
    »Nun, wenn keiner bedient werden will … Was wünschen Sie, Fräulein Ruth?«
    Verwirrt blickte sie zu Boden. Das Blut färbte ihr Gesicht dunkel. »Ich, ich möchte das Brot abholen, das Sigi heute zum Abbacken gebracht hat.«
    Herr Schyffers fand es heraus und reichte es ihr. »Zehn Pfennig«, sagte er. Ruth legte die Münze auf das Zahlbrett und ging mit einem kurzen Gruß. Nur Herr Schyffers sagte Auf Wiedersehen.
    Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen, da schwoll das Gerede wieder an. Durch das Schaufenster sah Ruth, wie die Frauen die Köpfe zusammensteckten, erregt, gierig. Schnell schlüpfte sie zu Märzenichs hinein. Niemand schien im Hause zu sein. Die Tür zu Vater Märzenichs Zimmer stand offen.
    »Komm einen Sprung zu mir, Kind«, rief die Greisenstimme.
    Ruth setzte sich auf den Stuhl neben sein Krankenbett. Er lag schon Monate. Eine Lähmung kroch in beiden Beinen täglich weiter aufwärts. Aber sein Verstand war klar. Er hatte es gern, wenn sich Ruth eine Weile bei ihm aufhielt.
    »Du siehst so ernst aus, Ruth. Ist etwas?«
    »Ach, du weißt ja, Vater Märzenich, sie reden über uns.«
    »Lass sie reden, Kind. Geschwätz ist wie das Meer, es kommt und geht.«
    »Du hörst es nicht, Vater Märzenich. Es ist nicht nur ein Gerede. Sie glauben es schon, so oft haben sie es sich selbst eingeredet.«
    »Was glauben sie, Kind?«
    »Nun, dass wir – dass Vater den Jungen umgebracht hat.«
    »Dummes Zeug. Er hat ein hieb- und stichfestes Alibi. Gerd war doch den ganzen Nachmittag über bis zur Pumpenkirmes bei euch. Er weiß doch, dass dein Vater nie das Wohnzimmer verlassen hat.«
    »Du hast recht. Es ist sicher

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