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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde
Autoren: Barbara Erskine
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Schulter in das Wohnzimmer. Das Bild war weg. »Wo ist Greg?« Sie sah in Jons Gesicht.
    »Er ist weggegangen.«
    »Hast du letzte Nacht hier unten geschlafen?«
    Er nickte. »Im Sessel.«
    »Und du hast ihn gerochen: den Moschusduft.«
    Er nickte wieder. »Ihr Gesicht. Es ist schön.«
    »Es ist schön, so wie Greg es gemalt hat; aber es ist auch furchterregend, findest du nicht?« Es schüttelte sie.
    Er nickte nachdenklich. »Er hat es fortgenommen, glaube ich.« Er blickte sie an. »Er ist richtig verwirrt, Kate.«
    »Äußerst sensibel, ein Künstler; traurig. Nicht verwirrt.«
    »O doch, verwirrt. Er ist eifersüchtig auf mich bis zum Wahnsinn. Ich bin nicht paranoid, Kate. Ich meine es ernst. Er ist eine Gefahr. Eine Gefahr für dich.«
    »Jon -«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß es absurd klingt. Vielleicht bin ich blöd, aber ich glaube das wirklich. Es ist etwas in seinen Augen. Du mußt mit mir von hier fortgehen. Heute. Du weißt, daß ich die Hälfte von dem Geld, das ich dir schulde, auf dein Konto eingezahlt habe, Kate.« Er blickte sie an. »Der Rest folgt Ende Januar.«
    »Jon, bitte. Laß mir Zeit.« Sie sah zu ihm auf. »Ich komme mit zurück nach London. Das muß ich sowieso, und dann fahre ich erst einmal zu meinen Eltern.« Sie verzog ihr Gesicht. »Ich muß mich auch um die Autoversicherung kümmern, mir ein neues kaufen. Doch was uns betrifft…« Sie liebte ihn. Aber so vieles in ihrer Beziehung war zerbrochen. Es würde Zeit brauchen, bis alles verheilt war. »Ich weiß nicht, Jon. Noch nicht. Lassen wir uns Zeit.«
    Sie seufzte. Es gab eine zusätzliche Komplikation. Greg. Sie war sich nicht sicher, was sie für Greg empfand. Noch nicht. »Sobald sie uns ins Cottage lassen, packe ich meine Sachen zusammen, und wir müssen uns überlegen, wie wir sie abholen lassen. Dann gehen wir, Jon.«
    Vielleicht würde Marcus nicht bemerken, daß sie weg wollten. Sie ging hinüber zum Fenster und zitterte wieder, als sie hinausstarrte. »Jon! Sieh nur! Die Katzen.« Sie saßen Seite an Seite auf der Mauer am anderen Ende des Rasens. »Es muß alles in Ordnung sein. Sie sind zurückgekommen. Das kann doch nur bedeuten, daß die Gefahr vorüber ist.«
    Jon lächelte. »Es bedeutet, daß die beiden da draußen denken, daß die Gefahr vorüber ist. Du und Anne und eure Katzenkunde! Ich sehe schon, daß ich mich wieder daran gewöhnen muß.« Er stand neben ihr und sah hinaus. Ein Sonnenstrahl hatte sich verirrt und die Mauer in ein warmes Rot getaucht, und die Katzen, ihrer Art treu geblieben, hatten es sich genau in der Mitte bequem gemacht.
    Er wurde auf eine Bewegung aufmerksam. Greg hatte auf der Seemauer gestanden und hinaus über das Watt zu ihrem jetzt halb versunkenen Auto geschaut. Er hatte sich abgewandt und ging nun langsam und unter Schmerzen auf das Haus zu. Den verletzten Fuß zog er hinter sich her. Sie sahen, daß er stehenblieb, als er die Kater entdeckte. Er lächelte und ging zu ihnen. Sie standen auf, die Schwänze zur Begrüßung emporgestreckt, dann sah Jon plötzlich, wie zuerst der eine und dann der andere sich steif machte, mit aufgerichtetem Fell. Mit einem Satz waren sie von der Mauer gesprungen und geflohen. Jon blickte Kate an.
    Sie konnten beide Gregs zornige Miene sehen, als er sich dem Haus näherte. Sie hellte sich auf, als er sie sah. »Armes altes Auto. Es ist hinüber.« Er kam herein und zog langsam die Stiefel aus. Vor Schmerz verzog er das Gesicht. »Ist Kaffee da?«
    Kate nickte.
    »Ich habe die Polizei getroffen. Sie sind zum Cottage weitergefahren. Sie haben uns geraten, heute morgen wegzubleiben. Sie bringen den armen Bill weg, und wenn sie da unten fertig sind, kommt die Gebäudereinigung. Das Meer hat sich zurückgezogen, wie‘s aussieht.«
    »Was war mit den Katzen los, Greg?« Kate blickte ihn an, als sie drei Kaffeebecher von den Haken bei der Anrichte nahm.
    »Irgendwas hat ihnen einen Schreck eingejagt.« Greg schüttelte den Kopf. »Gott weiß, für wen sie mich gehalten haben. Sie kommen wieder, sobald Ma zurück ist.« Er hatte es im selben Moment gespürt wie Kate und Jon. Den plötzlichen Zorn; die Frustration und die Wut. Und jetzt die Angst. Marcus. Er nahm dankbar einen Schluck von dem Kaffee. »Bist du noch immer entschlossen, Redall zu verlassen?«
    Kate nickte. »Noch heute, Greg. Ich fahre über Weihnachten zu meiner Mutter.«
    »Und dann?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dann sehe ich weiter.« Sie setzte sich ihm gegenüber an den
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