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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
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                          57. Hluini- die Zuflucht

L üneburg war unruhig.  
    In den letzten Jahren hatte die Stadt ihr ruhiges, lauschiges Image sorgfältig gepflegt. Die alte Hansestadt war zum Zentrum eines Tourismus geworden, der sich an Beschaulichkeit, dem Flair einer ländlichen Stadt, eines Ortes mit Geschichte, orientierte.
    Lüneburg war eine lebendige Studentenstadt, besaß Museen, viele Sehenswürdigkeiten und die höchste Kneipendichte Norddeutschlands. Zahllose urige Kneipen, die zum Verweilen im Inneren, wie in lauschigen Sommernächten im Freien davor, einluden prägten das Bild rund um den Stintmarkt. Idyllische Plätzchen voller Harmonie und Ruhe gab es auch an der Ilmenau, rund um den Kalkberg und in der alten Innenstadt. Ein Ort zum Erholen, zum Genießen, zum Wohlfühlen.
    Heute hatte sich das schlagartig geändert.
    Nicht nur die Menschen schienen von innerer Unruhe und dem Gefühl einer unmittelbaren Bedrohung, erfasst zu werden. Schneidender Wind peitschte durch die schmalen Gassen, heulte lautstark um die Häuser. Ein grauer, bedrohlicher Himmel spannte sich über der Stadt, sperrte den Sonnenschein aus und schaffte eine düstere, beängstigende Atmosphäre. Ein Sturm hoch über dem Land türmte graue Wolkenberge auf, zerfetzte sie spielerisch, sprengte die grauweiße Masse in winzige Fetzen und trieb sie mit grausam harter Hand weiter.
    Die Gerüchte über das, was sich am Stint ereignet hatte, rasten wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Etwas war geweckt worden. Etwas, das jahrelang friedlich und unbemerkt geschlummert hatte, vergessen, verdrängt worden war, dessen Ursprung jedoch inmitten der Ansammlung von idyllischen Fachwerkhäusern, dem historischen Kopfsteinpflaster und der schmalen Gassen lag.
    Etwas lauerte, beobachtete die Menschen, die öfters verunsichert in den aufgewühlten Himmel schauten.
    Die Wolken bildeten fantastische Formen, nahmen immer wieder Gestalt an und täuschten sogar einen fremdartigen Körper vor, der über ihnen durch die Wolken dahinglitt.
    Kopfschüttelnd und eigentümlich verunsichert, senkten die Menschen den Blick und gingen hastig ihren Tätigkeiten nach. Das Gefühl einer unmittelbaren Gefahr blieb dennoch in ihren Herzen, senkte sich tief in sie und nistete sich ein, dort, wo die Urängste lauerten.
    Ohne dass sie es wussten, waren in der Tat rote, glühende Augen auf sie gerichtet, starrten aus den tiefhängenden Wolken auf sie herab, ohne jedoch die winzigen, unbedeutenden Menschen tatsächlich zu sehen. Gewaltige Schwingen wirbelten die Wolkenfetzen auf und ein kräftiger, dunkler Leib glitt durch das Grau. Die Umrisse rauer, rissiger Haut verschwammen zu einheitlichen Schemen in den grauen Schattierungen. Die feuchtkalte Luft umspielte gewaltige Hörner, die gleich Dolchen den Wasserdampf durchstießen. Das lippenlose Maul war leicht geöffnet, ließ die scharfen Zähne dahinter erahnen. Ein zorniges, drohendes Knurren begleitete den Flug des unheimlichen Wesens.
    Der alte Dämon Dave fletschte die Zähne und knurrte vor hilflosem Zorn über die Ungeheuerlichkeit, die Thubal sich erlaubt hatte. Vielleicht auch aus Wut über seine Schmerzen. Und seine Angst.
    Die Wunden, die ihm der Schwarze Jäger beim Kampf am Stint zugefügt hatte, schmerzten, brannten tief in seinem Fleisch und schwächten ihn. An sich war keine der Verletzungen wirklich gefährlich. Wunden durch besprochene Messer verheilten allerdings ungleich langsamer, als andere.
    Zu Daves Glück war die Magie in den Waffen der Jäger nicht stark genug gewesen, ihm unheilbare Wunden zuzufügen. Sie war hingegen stark genug, um seine normale Regeneration zu verlangsamen. Der pochende Schmerz blieb jedoch größtenteils verborgen hinter seiner Wut, seinem unbändigen Hass auf Thubal und der alles bestimmenden Sorge um seinen Finn. Noch immer hallten dessen panische Schreie in seinem Kopf wieder, ohne dass er die Bilder dazu zuließ. Finn war in allerhöchster Gefahr, dessen war sich Dave nur zu bewusst.
    Keiner der Anderen würde es unter normalen Umständen wagen, einem Menschen mit dem Mal eines so mächtigen alten Dämons etwas anzutun. Keiner. Außer Thubal.
    Zumindest hoffte Dave darauf. Die anderen Dämonen waren schwer einzuschätzen. Wenn sie extrem hungrig, voller Bedürfnisse oder schlichtweg zu dumm waren, um eine tödliche Gefahr zu erkennen, konnte vieles passieren.
    Wütend knirschte Dave mit den Zähnen und ließ seine gewaltigen Flügel durch die
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