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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde
Autoren: Barbara Erskine
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endlich weg zu sein.
    »Fahr mit, Anne«, sagte Kate nach einer kurzen Pause. »Ich warte, bis sie mich in das Cottage lassen, damit ich mein Zeug holen kann, dann fahre ich nach Hertfordshire. Allie ist weg. Das Grab ist weg. Es gibt keine Gefahr mehr. Mir kann nichts passieren.« Sie schüttelte reuevoll den Kopf. »Ich weiß, daß du dir wegen der Arbeit Sorgen machst œ und außerdem ist da noch C. J. Du fährst. Nur verfahr dich diesmal nicht wieder.« Sie lächelte matt.
    Anne verzog das Gesicht. »Wir müßten nur oben an der Wegmündung abgesetzt werden. Pete hat vorgeschlagen, daß er vor mir herfährt, wenigstens auf diesen Nebenstraßen hier, damit ich auch bestimmt nicht verlorengehe!« Sie blickte Pete spöttisch an.
    »Ganz richtig.« Er verbeugte sich. »Und in Colch lade ich sie zum Essen ein, damit sie noch schnell eine bessere Meinung von diesem Teil der Welt bekommt, bevor sie wegfährt. Also macht euch um uns keine Sorgen, Leute. Kümmert euch lieber um euch selbst.«
    »Ich lasse dich gar nicht gern allein hier.« Anne schob ihren Stuhl zurück. Sie legte ihre Hände auf Kates Schultern und umarmte sie dann. »Was machst du jetzt mit Greg und Jon?« fragte sie leise. Der Konflikt zwischen den beiden war nicht zu übersehen gewesen.
    Jon ließ Kate keine Gelegenheit zu antworten. »Ihr passiert nichts, Anne«, sagte er. »Dafür sorge ich.«
    Anne sah ihm in die Augen. Einen Moment lang schwieg sie, dann lächelte sie. »Ich verlaß mich drauf.«
    Als schließlich das Auto kam, fuhr Patrick ebenfalls mit. Er hatte nicht widersprochen, als Greg vorschlug, er solle zu Diana ins Krankenhaus fahren und ihr Gesellschaft leisten.
    Kate sah Jon und Greg an, als das Polizeiauto den Weg hoch verschwand. Greg hatte sich abgewandt, um mehr Scheite ins Feuer zu werfen. Draußen lag der Garten unter dem tauenden Schnee sehr still da. Sie biß sich auf die Lippe. Die Stille im Haus war plötzlich bedrohlich geworden.
    Greg richtete sich auf. Sein Gesicht war bleich und angespannt. »Du mußt bis zu Dads Begräbnis bleiben, Kate. Das würde er sich gewünscht haben.«
    Sie alle blickten zur Tür. Später würde jemand kommen, um Rogers Leiche abzuholen und sie in die Leichenhalle zu bringen.
    »Ich weiß noch nicht, Greg.« Kate biß sich auf die Lippe. »Bitte, laß mir Zeit zum Nachdenken. Vielleicht kann ich für diesen einen Tag zurückkommen.«
    »Für diesen einen Tag.« Gregs Stimme war beißend. »Das ist doch was.« Er starrte plötzlich um sich. Die Temperatur im Zimmer sank schnell. »Er ist zurückgekommen«, sagte er. »Könnt ihr ihn spüren?«
    »Marcus?« Jon ging hinüber, um den Arm um Kate zu legen.
    »Marcus«, bestätigte Greg. Er klang fast erfreut.
    Kate schüttelte es. Sie sah um sich. »Wo ist er?«
    »Hier.« Greg konnte den Zorn spüren; die Wut. Aber dieses Mal war die Stimmung anders. Sie hatte sich verändert. Dieses Mal war sie von Angst begleitet. Das war eigenartig. Warum sollte Marcus Angst haben? Greg fühlte, wie er zitterte.
    Einen Moment lang regte sich niemand, dann nahm Greg herausfordernd eine Kerze und hinkte zur Tür.
    Im Arbeitszimmer war es sehr still und kalt. Die Leiche seines Vaters lag auf der Liege, bedeckt mit einem sauberen Laken. Er blieb stehen und sah hinunter auf die Leiche.
    War es Roger, den Marcus fürchtete? Oder etwas anderes œ jemand anderes?
    Er wandte sich ab und hob sein letztes Bild von der Frau in Blau hoch. Claudia. Es hatte ihn so viele Monate lang verfolgt, dieses schöne, rätselhafte Gesicht. Er starrte hinunter auf die riesigen ovalen Augen. Sie strahlten Haß aus. Er konnte ihn spüren, er war direkt auf ihn gerichtet. Er runzelte die Stirn und berührte ihr Gesicht mit dem kleinen Finger, dann ging er zurück ins Wohnzimmer. Das Bild nahm er mit.
    »Na, was meinen Sie?« Er stellte es auf den Stuhl, damit Jon es betrachten konnte.
    Jon ging in die Hocke, um mit dem Gesicht auf gleicher Höhe zu sein. »Starke Sache.« Er runzelte die Stirn. Jetzt roch auch er es: Moschus. Sehr stark, und es kam von der Leinwand. Er schnupperte vorsichtig. Es war berauschend, überwältigend, sexy.
    Greg beobachtete sein Gesicht. »Endlich. Er hat‘s kapiert.« Seine Stimme war sehr leise.
    Kate kauerte sich neben Jon nieder. »Es ist ein sehr gutes Bild. Jon?« Sie starrte ihn an. »Was ist mit dir?«
    »Was?« Er sah sie an, alles war verschwommen, dann richtete er den Blick wieder auf das Bild.
    Die Erde ist bedeckt mit rotem Lehm wo Freund und Feind
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