Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
154 - Die Kralle des Todes

154 - Die Kralle des Todes

Titel: 154 - Die Kralle des Todes
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Ihr Haar war lang und so schwarz wie die Nacht. Hell wie der Tag dagegen war ihre Haut. Obwohl sie sich häufig im Freien aufhielt, wurde sie nicht braun. Die grünen Augen schienen zu leuchten, wenn sie lachte, und sie bewegte sich mit der Eleganz einer großen Raubkatze. Die etwas schräg gezogenen Augenbrauen ließen sie dämonisch-faszinierend wirken.
    Tonio liebte Carina. Sie trafen sich, so oft es ging, draußen auf den Feldern oder am zerklüfteten Ufer. Beide waren sie mittlerweile volljährig, aber hier, im südlichsten Teil Italiens, gingen die Uhren noch anders. Hier wurde noch getan, was das Oberhaupt der Familie bestimmte.
    Und wenn Tonios Vater sagte „Meide dieses Mädchen, denn es ist eine Hexe", dann durfte Tonio sich nicht widersetzen.
    So trafen sie sich heimlich. Tonio glaubte nicht an Hexerei. Aber er konnte es seinem Vater nicht beibringen, daß Carina nichts weiter war als ein ganz normales hübsches Mädchen. Gut, sie war als Waise aufgewachsen, und zwar allein. Sie lebte am Dorfrand wie eine Ausgestoßene, sie arbeitete nicht und hatte trotzdem immer Geld. Aber was bedeutete das schon? Wer konnte denn sagen, woher das Geld wirklich kam?
    Auch Tonio fragte sie nicht danach. Wenn sie beisammen waren, gab es Wichtigeres zu bereden. Es gipfelte in den drei Worten: „Ich liebe dich!"
    Die Alten hatten schon komische Vorstellungen. Carina verhexe das Vieh, sagten sie. Daß es in den primitiven Ställen krank werden mußte, sahen sie nicht ein. Sie haben den bösen Blick, sagten sie. Gut, aber wer so angefeindet wird, kann seine Feinde nur schwer freundlich anlächeln. Sie vernichte die Ernten, sagten sie. Dabei war es der karge Boden dieses Landstrichs, der nichts mehr hergab. Und sie reite in Vollmondnächten splitternackt auf einem Besen durch die Lüfte, sagten sie. Tonio hätte es zu gern einmal gesehen, denn Carina war bildhübsch, und nackt war sie noch viel hübscher. Deshalb strebte er stets darauf hin, daß sie diesen Zustand alsbald erreichte. Dann konnte er doch viel besser ihre Schönheit genießen.
    Diesmal hatte er es noch nicht ganz geschafft. Sie hatte ein raffiniertes Spiel entwickelt: Sie flüchtete vor ihm, er versuchte sie einzufangen und zu berühren, und für jede Berührung fiel ein Kleidungsstück. Wie eine Gazelle sprang sie vor ihm her, und er hatte Mühe, sie zu erwischen - kein Wunder; allein ihr Anblick brachte ihn schon außer Atem, wie sie da nur noch in BH und Slip vor ihm her tanzte und auch nicht davor zurückschreckte, an den Felskanten hochzuklettern. Der weiße Sandstrand der Mittelmeerküste war hier schmal, und die zerklüfteten Felsen ragten hoch. Aber eine Unmenge an mehr oder weniger begehbaren Pfaden führte hinauf und herunter, kreuzte sich…
    Da hatte er sie wieder. Mit Zeige- und Mittelfinger am linken Oberarm, bevor sie sich seitwärts wegducken konnte. Er lachte. „Zum vorletzten!" rief er vergnügt und sah zu, wie der BH fiel - irgendwohin. Zusammensuchen konnten sie die Sachen später. Und andere Menschen waren hier auch nicht zu erwarten. Die Frauen bereiteten in den Häusern das Abendessen, die Männer schufteten auf den Feldern. Tonio hatte sich abgeseilt, weil er dringend Besorgungen für den Haushalt seiner Eltern machen mußte - in der großen Stadt, und da er in der Familie der einzige war, der ein Auto fahren konnte, lag das also an ihm. Wie lange er nun für die Einkäufe brauchte, das war eben seine Sache. Vielleicht hatte der Wagen ja auch einen Defekt und mußte erst repariert werden.
    „Und jetzt das Höschen", triumphierte er, weil er es wider Erwarten geschafft hatte, Carina schneller zu erwischen.
    „Das war nicht fair", protestierte sie. „Ich bin ausgerutscht."
    „Dein Pech", lachte er und streifte ihr das unscheinbare Textil vom Körper. Heftig zog er sie an sich und küßte sie. „Ich liebe dich, Carina."
    Sie lächelte mit geschlossenen Augen und genoß seine sanften Hände auf ihrer Haut. Dann aber entwand sie sich ihm mit einem schnellen Ruck.
    „Wenn du mich lieben willst, mußt du mich fangen", neckte sie und kletterte über eine Felskante höher.
    „Nicht schon wieder", seufzte Tonio, aber der Anblick der schwarzhaarigen Schönheit, die einer Göttin gleich über ihm auf einem Felsvorsprung tänzelte, brachte ihn schier um den Verstand. Er kletterte hoch. Carina lachte und brachte sich vor seinem Zugriff in Sicherheit.
    Tonio rutschte aus. Er schrie entsetzt auf, glitt über die Kante und wollte sich vorwärts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher